Welche Rolle spielt der Schlaf fürs Aussehen?
Eine große! "Schlecht-Schläfer", erklärt die Münchner Dermatologin Dr. Elisabeth Schuhmachers, bekommen langfristig Probleme mit dem Nervenkostüm - und der Haut. Durch die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin werden die Blutgefäße weniger gut durchblutet, die Nährstoffversorgung verschlechtert sich, sie wirkt fahl und müde. Die Wirkung von Schlaf auf die Haut belegt auch eine aktuelle Studie des Kosmetikkonzerns L'Oréal: Bekommen wir zu wenig, setzt sich der Prozess der sogenannten Zelloxidation in Gang; er schränkt die Regenerationsfähigkeit ein, die Haut kann sich nicht mehr erholen.
Warum sollte ich mir nachts Pflege gönnen?
Während wir schlummern, beginnt für den Körper die Nachtschicht: "Im Schlaf werden alle Reparaturfunktionen hochgefahren - auch die in der Haut", erklärt Dermatologin Dr. Schuhmachers. Die Zellen teilen und erneuern sich schneller, alles soll regenerieren. So werden etwa kleine Lichtschädigungen repariert, Kollagen und elastische Fasern neu gebildet. Nachtcremes versprechen dabei Unterstützung.
Wieso gibt es überhaupt unterschiedliche Cremes für Tag und Nacht?
Weil sich die Bedürfnisse der Haut im täglichen Lauf der 24 Stunden ändern. "Nachts sinkt unter anderem die Talgproduktion, was dazu führt, dass besonders trockene Haut reichhaltigere Pflege braucht als tagsüber", so Dr. Schuhmachers. Unabhängig vom Hauttyp sind bei Tag antioxidative Wirkstoffe und Lichtschutzfaktoren in einer leichten Textur das Richtige, "bei Nacht", sagt die Dermatologin, "ist dagegen die Zufuhr von Feuchtigkeit oberstes Gebot". Deshalb sind Cremes mit Hyaluronsäure, weil sie auch in tiefere hautschichten einzudringen vermag. "Retinol und Biopeptide sind weitere Stoffe, die ihre Wirkung gut entfalten können, während wir schlafen", sagt Dr. Schuhmachers.
Ab wann sollte man eine Nachtpflege verwenden?
"Bei jüngerer Haut ist es vielleicht noch nicht sichtbar notwendig, andererseits ist Vorbeugen aber besser als Reparieren", sagt Dermatologin Dr. Elisabeth Schuhmachers. "Schließlich beginnt die Hautalterung bereits mit Anfang 20, Lichtschäden entstehen schon früher." Bei trockener Haut könnte der Verzicht zu Spannungsgefühlen und Knitterfältchen führen, was sich durch eine Nachtpflege zwei bis drei Mal pro Woche verhindern ließe. Bei öliger Haut hingegen kann man am ehesten darauf verzichten. Entscheidet man sich für eine Nachtpflege, sollte sie zu den individuellen Bedürfnissen passen. Reife Haut etwa mag Öle der Nachtkerze, Macadamia und Inkanuss. Jüngere Haut freut sich über die Wirkung von Zucker und Seidenbaumextrakt, die die nächtliche Zellregeneration stimulieren sollen.
Was bringen die neuen Schlafmasken?
Die unkomplizierten, cremeähnlichen Masken nutzen die regenerativen Eigenschaften der Haut, die einsetzen, wenn der Körper zur Ruhe kommt. "Kandidatinnen für die Wahl zur Miss Korea 2013 gaben an, dass neben Make-up-Entfernern und Reinigungsprodukten die Verwendung von Nachtmasken zu ihren wichtigsten Schönheitsritualen gehört", sagt Florence Bernardin, Gründerin von "Information & Inspiration", ein auf Kosmetik spezialisiertes Marktforschungsunternehmen. Warum diese nachtaktiven Schlafcremes "Maske" heißen? Weil sie ebensolche Wirkstoff-Booster sind. Abnehmen muss man sie übrigens nicht - sie ziehen ein wie Cremes, ohne auf dem Kopfkissen Spuren zu hinterlassen.
Kann Nachtpflege zu einem Wirkstoff-Overkill führen?
Bei dafür anfälliger Haut kann es durch ein Zuviel oder eine für den Typ ungeeignete Pflege zu einer perioralen Dermatitis kommen. Das sind kleine Pickelchen um den Mund, die mit Rötungen und Schuppungen einhergehen. "In diesem Fall sollte man die Creme absetzen und einen Dermatologen aufsuchen", empfiehlt Dr. Schuhmachers. Sensible Hauttypen sollten auf ein parfümfreies, allergiegetestetes Produkt setzen.