Hopp, unter die Dusche, eilig Tagescreme aufs Gesicht, Mascara, Lippenstift gleich hinterher, nebenbei ein Schlückchen Kaffee... Kein guter Start in den Tag: Jede zweite Frau, so ergab eine Studie im Auftrag von Beiersdorf, kann Stress am Morgen ganz und gar nicht ertragen, mehr als jede dritte möchte vor dem Aufstehen gern noch mit dem Partner kuscheln, und 44 Prozent wippen gern zur Musik vor dem Badezimmerspiegel.
Besonders den Murmeltieren fällt ein hohes Tempo am Morgen schwer. Und das nicht etwa aus Bequemlichkeit, das muss fairerweise auch mal erwähnt werden. Denn wie gut oder schlecht wir aus dem Bett kommen, ist genetisch bedingt. Die Chronobiologie unterscheidet drei Gruppen: 1. die frühwachen Lerchen, 2. den Normaltyp, der weder besonders früh noch spät aufstehen möchte, und 3. die langschläfrigen Eulen. Welcher inneren Uhr ein Mensch folgt, wird von seinen Hirnimpulsen gesteuert.
Doch ganz gleich, welcher Typ man ist, für alle gilt: Je entspannter der Tag beginnt, desto angenehmer kann er werden. Natürlich lässt sich die morgendliche Beauty- Routine nicht nach Lust und Laune in die Länge ziehen, wenn man zwischen Job, Kindern und eigenen Bedürfnissen mit Terminen herumjongliert. Doch immerhin können wir die ersten Minuten des Tages mit praktischen Wohlfühl-Tipps verschönen - für Stimmung, Kreislauf, Haut und Haar. Und die bringen selbst Nachteulen in Schwung.
5 Minuten: Sich etwas Zeit lassen
Statt hastig aus dem Bett zu springen, besser noch ein Weilchen liegen bleiben - wenn man den Wecker am Abend zuvor zehn Minuten früher als sonst stellt, geht das auch ohne Stress. Zudem aktiviert ein einfaches Workout nach dem Aufwachen sanft den Organismus: zu Beginn einen langen Moment genüsslich dehnen und strecken und dabei das Atmen nicht vergessen. "Acht bis zehn bewusste Atemzüge genügen, um Energie zu tanken", sagt Iris Nowacki, Psychologin und Life-Coach. Sie hat sich im Auftrag von Beiersdorf mit den Chronotpyen beschäftigt und empfiehlt als Morgenübung einen schnellen Durchlauf der progressiven Muskelrelaxation: "Angefangen bei den Armen, wird eine Muskelgruppe nach der anderen angespannt und nach kurzer Haltezeit wieder entspannt. Danach ist der Körper fit für den Tag."
2 Minuten: Licht und Luft reinholen
Einfach, aber effektiv: Wenn der blaue Himmel strahlt, Fenster öffnen und Licht ins Zimmer lassen! "Ein tiefer Atemzug am geöffneten Fenster aktiviert auch Morgenmuffel. Man sollte mit positiven Gedanken aufstehen und sich auf den Tag freuen - egal, was er bringen mag", rät Professorin Andrea Morgner-Miehlke, ärztliche Direktorin der Tagesklinik Lans Medicum in Hamburg. Wer noch zwei Extra- Minuten hat: Eine Yoga-Übung am offenen Fenster regt den Kreislauf sanft an. Dieser "Herzöffner" etwa: Arme zur Seite auf Schulterhöhe ausstrecken, die Unterarme anwinkeln, Hände greifen ineinander - dabei zeigen der Handrücken der rechten und die Fläche der linken Hand nach vorn. Arme nun wie einen Propeller vor der Brust rauf- und runterbewegen, beim Einatmen durch die Nase kommt der linke Ellenbogen nach oben, beim Ausatmen der rechte.
30 Sekunden: Espresso nach Kneipp genießen
Besonders im Sommer, wenn auch die Nächte wärmer werden, fühlt man sich morgens oft schlapp, manchmal sogar wie gerädert. Hydrotherapeut Sebastian Kneipp wendete dagegen schon im 19. Jahrhundert einen simplen Trick an: Waschbecken mit kühlem Wasser (12-18 Grad) füllen und langsam die warmen Arme eintauchen. Etwa eine halbe Minute so bleiben und anschließend das Wasser sanft abstreichen. Diese kleine Spa-Einheit wird auch der "Kneippsche Espresso" genannt. Sie soll bei Müdigkeit erfrischen, die Durchblutung des Herzmuskels fördern und den Stoffwechsel anregen (weitere Anwendungen auf kneip.de).
5-10 Minuten: Mit Achtsamkeit verwöhnen
Ein festes morgendliches Ritual macht glücklicher, das ist erwiesen. "Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, um etwas voll und ganz zu genießen. Sich selbst mit einem Augenblick der Achtsamkeit zu verwöhnen, kann dem ganzen Tag etwas Magisches verleihen", sagt Psychologin Iris Nowacki. Schon Kleinigkeiten genügen: in Ruhe den ersten Schluck Tee oder Kaffee schmecken, Augen schließen - oder auch das Gesicht vor dem Start in den Tag mit einer pflegenden Maske verwöhnen (z. B. "Masque Crème Anti-Soif" speziell für durstige Haut von Clarins; "Ressourcer Replenish feuchtigkeitsspendende Experten-Maske" von Decléor). Wellness-Expertin und Naturkosmetikerin Susanne Kaufmann wiederum verbindet ihre morgendliche Teezeremonie mit einer Mini-Kur: Sie hat unter anderem Birken- und Himbeerblätter, Brennnessel und Löwenzahn so miteinander kombiniert, dass die Mischung entspannen und das Immunsystem stärken soll ("Basentee" von Susanne Kaufmann).
5-7 Minuten: Mit Duschen die Laune heben
Jetzt ist der beste Moment für belebende Aromadüfte - immerhin lässt sich wissenschaftlich belegen, dass sich Gerüche über das limbische System im Gehirn auf unsere Emotionen auswirken. So wurde im Rahmen einer Studie von Kneipp und dem psychologischen Institut der Universität Wuppertal unter Anleitung von Professor Wolfram Boucsein etwa nachgewiesen, dass Zitrusaromen die Laune heben. Duschessenzen mit solchen Noten sind also perfekt fürs Morgenprogramm (z. B. "Aroma-Pflegedusche Lebensfreude" von Kneipp; "Zitronen Lemongrass Duschbalsam" von Dr. Hauschka; "Totes Meer Duschgel Glücksgefühl" mit Zitrone und Orange von DermaSel, in Apotheken). In der Aromatherapie eignen sich für Morgenmuffel auch Essenzen wie Minze und Rosmarin. Rosenduft vertreibt schlechte Laune, und Vanille soll sogar Endorphine, die Glückshormone, freisetzen.
2 Minuten: Glück in die Hand nehmen
Nach dem Duschen sorgfältig eincremen! Darüber freuen sich die Haut und die Psyche. "Bei jeder Hautberührung schütten wir Hormone aus, zum Beispiel Oxytocin", erklärt Psychologin und Life-Coach Iris Nowacki. Das so genannte Kuschelhormon fördert den Stressabbau und ebenso die Bereitschaft, Zuneigung und Vertrauen zu empfinden. "Jede Berührung wird vom Körper in ein positives Gefühl umgewandelt, auch wenn wir uns selbst über die Haut streicheln." So gesehen ist ein dicker Klecks Körpercreme eine glückliche Investition (z. B. "Nivea Verwöhnende Soft Milk" mit Sheabutter; "Body Lind Schönheitsbalsam" mit Feigenextrakt und Kamelienöl von Annemarie Börlind).
1 Minute: Sich ein Lächeln schenken
Routinierte Handgriffe zu etwas Besonderem zu machen kostet nicht viel Mühe, und so lässt sich zum Beispiel die morgendliche Gesichtspflege ganz hervorragend mit einem kleinen Selbstwertgefühl-Kick verbinden. Iris Nowackis Tipp: "Schauen Sie in den Badezimmerspiegel und machen Sie sich ein Kompliment. Ein gutes und stabiles Selbstbild gibt uns Sicherheit für den Tag. Und vergessen Sidabei nicht zu lächeln." Lächeln, vor dem Spiegel, noch zerknittert von der Nacht? Was im ersten Moment etwas seltsam klingt, hat einen durch wissenschaftliche Studien belegten positiven Effekt. So besagt die Facial-Feedback-Hypothese, dass Mimik tatsächlich die Emotionen beeinflussen kann - und dass mit einer fröhlichen Einstellung auch der Teint plötzlich strahlender wirkt, steht sowieso außer Frage. Den Rest erledigt die Tagespflege (z. B. leicht getöntes Fluid "Bezaubernde rote Beeren" mit Bio-Sanddorn von Sanoflore, in Apotheken; "Aok Pur Sensity Schützende Tagespflege" mit Rosenwasser).
10 Minuten: Süß in den Tag starten
"Mit einem vollwertigen Frühstück legt man eine gute Basis für den Tag. Es darf ruhig reich an Kohlenhydraten sein, das löst einen Energieschub aus", sagt Andrea Morgner-Miehlke vom Lans Medicum in Hamburg. Gemäß einer Studie der Universität Tel Aviv ist auch Süßes ausdrücklich erlaubt: Gerade morgens läuft der Stoffwechsel auf Hochtouren und verbrennt ordentlich Kalorien. Zudem verhindert der süße Genuss später am Tag die Heißhungerschübe. Das Müsli aber hastig, womöglich noch im Stehen zu löffeln oder beim Croissantkauen eilig Mails zu beantworten, davon rät Professor Morgner-Miehlke ab. "Ein reduzierter Stress-Level wirkt positiv auf die Stoffwechselvorgänge und hat langfristig einen positiven Einfluss auf die Gesundheit. Rituale und gewohnte Rhythmen können dabei helfen - so gelingt es, selbstachtend mit sich umzugehen."