Die niederländische Billigmarktkette "Action" ruft ein Lippenpflegeset zurück
Es geht um das Lippenpflegeprodukt "Max & More Lipstick & Lipliner Set", das für 79 Cent (!) von September 2016 bis Mai 2017 in mehr als 100 deutschen Action-Filialen verkauft wurde. Es enthält Blei, das dem Körper nicht nur bei dauerhafter Benutzung schwere Schäden zufügen kann.
Wie gefährlich Blei im Körper ist, dürfte klar sein. Es schädigt das zentrale und das periphere Nervensystem, hat negativen Einfluss auf die Blutbildung, ist verantwortlich für Magen-Darm-Probleme und verursacht Nierenschäden. Schwere Vergiftungen können zu Koma und Tod durch Kreislaufversagen führen. Die orale Aufnahme, die durch tägliches Eincremen der Lippen natürlich erfolgt, ist extrem gefährlich. Das Angebot der Actionkette, die Lippenpflege der Eigenmarke gegen Erstattung der 79 Cent zurückzunehmen, klingt nahezu lächerlich.
Wie kann eine Lippenpflege, die Blei enthält, in den Handel geraten?
Die EU hat 2013 eine verbindliche Kosmetikverordnung verabschiedet, die den Körper vor schädlichen Inhaltsstoffen schützen soll. Sie regelt zum Beispiel, dass kosmetische Produkte, die nicht in deutscher Sprache gekennzeichnet sind, ab dem 11. Juli 2013 nach der Kosmetikverordnung in Deutschland nicht mehr verkauft werden dürfen. Ebenfalls Vorgabe: Inhaltsstoffe, die Nanopartikel enthalten, sind zu kennzeichnen, das Mindesthaltbarkeitsdatum darf nicht abgelaufen sein.
Dass Produkte kein Blei enthalten dürfen, sollte obligatorisch sein, dennoch gibt es ein Problem: Die EG-Verordnung Nr. 1223/2009 selbst enthält keine Sanktionsvorschriften. Des weiteren heißt es: "Es ist damit zu rechnen, dass Ordnungswidrigkeitstatbestände geschaffen werden, so dass bei Verstößen Geldbußen verhängt werden können."
Schwierig wird es auch bei Produkten, die im nicht-europäischen Ausland produziert werden (was bei einem 79-Cent-Produkt wahrscheinlich ist). Zwar ist der Händler dann verantwortlich, doch die Prüfung der Vertreiber muss gewissenhaft erfolgen.
Wer das Produkt benutzt hat, sollte nicht sofort in Panik geraten, kann sich aber natürlich an die Giftnotruf-Zentrale seines Bundeslands wenden.
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