"In Hamburg wurde in diesen Tagen ein kleiner Junge geboren, welcher das Down-Syndrom hat." So begann der Facebook-Post von Raphael Brinkert. Der Hamburger Werber setzte sich damit für ein Baby ein, das erst vor wenigen Tagen das Licht der Welt erblickte – aber von seinen Eltern angeblich nicht gewollt ist. Sie haben es laut Brinkert zur Adoption freigegeben, nachdem bei ihm das Down-Syndrom diagnostiziert wurde.
Brinkert ist selbst Vater eines Jungen mit Trisomie 21 und engagiert sich schon länger beim Elternverein KIDS Hamburg e.V., der sich für Menschen mit Down-Syndrom einsetzt.
Per Facebook auf der Suche nach Adoptiveltern
Brinkert wollte dem Neugeborenen helfen und suchte auf Facebook "dringend" nach Adoptiveltern - ohne ein Zuhause käme das Baby in ein Behindertenheim: "Die Konsequenz ist, dass er höchstwahrscheinlich nicht die inklusive Förderung erhalten wird, die ihm ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben, ein inklusives Leben ermöglichen wird".
Über den Alltag mit seinem eigenen Sohn schrieb Brinkert: "Wir selbst haben einen kerngesunden Jungen mit DS und ehrlich gesagt machen uns seine Schwestern nicht selten mehr zu schaffen, als er."
Dann äußerte er die Hoffnung: "Vielleicht gibt es ja Eltern oder Noch-Nicht-Eltern, die diesen Text lesen und sich eine Adoption vorstellen können."
Der Post wurde innerhalb von 72 Stunden über 5000 Mal geteilt. Brinkert freut sich: "Das Internet ist manchmal toll!"
Eltern haben noch nicht in Adoption eingewilligt
Tatsächlich haben sich laut der Hamburger Sozialbehörde mehrere Hundert Menschen gemeldet, die Interesse an einer Adoption des Jungen haben. Allerdings, so ein Behördensprecher gegenüber dem Hamburger Abendblatt, sei das Kind noch gar nicht für die Adoption freigegeben. "Beide Elternteile haben noch nicht in die Adoption eingewilligt", so der Sprecher.
Brinkert handelte ohne Absprache
Laut Abendblatt hätten die Eltern erstmal nur um Unterstützung bei der Behörde gebeten. Zudem sei eine Adoption zu so einem frühen Zeitpunkt rechtlich noch gar nicht möglich. Man wolle darum erstmal versuchen, eine Lösung zu finden, bei der das Kind doch bei den Eltern bleiben kann.
Raphael Brinkert hatte seinen Aufruf also ohne Absprache gemacht, was die Behörde durchaus kritisch sieht - auch wegen des Schutzes der Privatsphäre. Es gab auch viele Kommentare, in denen die Eltern des Jungen vorschnell verurteilt wurden.
Allerdings freue man sich natürlich auch über die Anteilnahme, und dass dieses wichtige Thema so eine breite Öffentlichkeit bekommen hat.
Die Sozialbehörde will darum in nächster Zeit verstärkt über das Thema Adoption und Kinder mit Behinderungen informieren - auch auf der Facebookseite:
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