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Immer mehr Mütter bei der Geburt auf Crystal Meth

Immer mehr Mütter bei der Geburt auf Crystal Meth
© Martin Valigursky/shutterstock
Weil Nachbar Tschechien viel mit Crystal Meth handelt, steigt in Sachsen die Zahl der Konsumenten - und damit auch der Babys, die mit Schäden zur Welt kommen.

Nirgends in Europa wird so viel Crystal Meth produziert und konsumiert wie in Tschechien. Das wirkt sich auch auf die Nachbarregionen aus: In Sachsen haben laut dem Jahresbericht der Landesstelle gegen die Suchtgefahren allein im vorigen Jahr 4988 Menschen beraten lassen - 2010 waren es noch 1849. Im Bundesdurchschnitt steht Sachsen damit an einsamer Spitze.

Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Dresdner Uniklinik, wo zunehmend Babys mit Schäden zur Welt kommen, die auf Crystal Meth zurückzuführen sind. Im Regierungsbezirk Dresden hat sich die Zahl der betroffenen Neugeborenen seit 2007 mehr als verzehnfacht, berichtet Spiegel Online.

Es komme immer wieder im Kreißsaal zu Problemen, manche Frauen seien bei der Geburt sogar high, sagt die in der Klinik behandelnde Gynäkologin Katharina Nitzsche. Anders als so manch dokumentierte Schreckensbilder vermuten lassen, sehe man ihnen ihre Sucht meist nicht an - und die wenigsten geben sie offen zu. Haben die Frauen vor der Geburt Meth genommen, können sie Nitzsche zufolge während der Wehen sehr aggressiv werden (weil die Droge die Schmerztoleranz senkt), was im Extremfall zum Notkaiserschnitt unter Vollnarkose enden kann.

Konsumieren Frauen während der Schwangerschaft Crystal Meth, nimmt auch das Baby über die Plazenta und später über die Muttermilch die Droge auf, erklärt eine Broschüre der Chemnitzer Jugendsucht- und Drogenberatung. Das Methamphetamin reduziert den Blutfluss im Mutterkuchen, wodurch der Fötus nicht genügend Nährstoffe und Sauerstoff bekommt. Durch den erhöhten Blutdruck kann sich die Plazenta vorzeitig lösen und eine Fehlgeburt verursachen.

Doch auch wenn das Kind überlebt, wird es sehr wahrscheinlich Folgeschäden davontragen. Betroffene Babys kommen oft zu früh zur Welt, sind unruhig und essen schlecht. Die Liste möglicher Beeinträchtigungen ist lang. Neben dem hohen Risiko, später selbst süchtig zu werden, gehören dazu:

  • Fehlbildungen durch Gefäßverengungen
  • niedriges Geburtsgewicht
  • schlechte motorische Koordination
  • Lippen- und Gaumenspalten
  • Herzfehler
  • Entwicklungsverzögerungen
  • geistige wie körperliche Behinderungen
  • Gehirnerkrankungen
  • erhöhtes Risiko für AD(H)S
  • Lernbehinderungen
  • eingeschränkte psychosoziale Wahrnehmung

Um den Frauen die Angst vor Stigmatisierung zu nehmen und ihnen aus der Sucht zu helfen, hat das Land Sachsen bereits entsprechende Angebote gestartet. Denn ein Kind kann schließlich auch einen Neuanfang bedeuten.

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