Liebe macht bekanntlich blind. Leider manchmal auch für die Belange des geliebten Menschen: Viele Eltern teilen Fotos ihrer Kinder im Netz und vergessen dabei vor lauter Stolz und Überschwang die Persönlichkeitsrechte und Würde ihrer Kinder.
So möchten wir Erwachsenen nicht in der Öffentlichkeit gesehen werden. Und unsere Kinder vermutlich auch nicht. Doch sie werden meist nicht gefragt.
Mit ihrem Fotoprojekt #deinkindauchnicht, für das sie Schauspieler Wilson Gonzalez Ochsenknecht als Model gewann, sensibilisiert die Berliner Bloggerin Toyah Diebel dafür, wie es wäre, wenn wir selbst so im Netz herumgezeigt werden würden wie unsere Kinder.
BRIGITTE.de: Wie kamst du auf die Idee für dein Projekt #deinkindauchnicht?
Toyah Diebel: Fast jeder kennt das Gefühl, ein Bild von sich selbst online zu sehen, das man nicht online sehen möchte. Egal, ob es mit oder ohne Absicht im Netz gelandet ist, dieses Bild wieder aus dem Internet rauszubekommen, ist fast unmöglich. Wenn einem das als Erwachsenem passiert, ist das eine Sache – seine eigenen Kinder in dieses Messer laufen zu lassen, eine andere.
Was kann mit den Fotos passieren?
Woher wollen wir wissen, wer das Bild herunterladen oder Screenshots davon machen wird? Als ich auf Instagram aktiv wurde, sind mir relativ schnell Bilder aufgefallen, bei denen abgebildete Personen definitiv nicht an der Veröffentlichung beteiligt waren. Das gilt vor allem für Kinder. Und je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto tiefer taucht man in die Abgründe des Internets ein. Hier gibt es alles: von vermeintlich süßen, vollgekotzten Kindern bis hin zu geschminkten Babys in Strapsen mit anzüglichen Kommentaren darunter.
Warum posten Eltern solche Bilder?
Ich werfe nicht allen Eltern bewusstes, fahrlässiges Verhalten vor, aber oft fehlt es an Kompetenz und Weitsicht, was achtlos gepostete Bilder der eigenen Kinder anrichten oder wozu sie missbraucht werden können. Getoppt wird das nur von Eltern, die ihre Kinder für ein paar Likes oder Euro inszenieren und vermarkten, und das Ganze dann als großen Spaß fürs Kind verkaufen. Wir brauchen unbedingt mehr Bewusstsein und Sensibilität für das Thema.
Was rätst du Eltern? Sollten sie gar keine Kinder- und Familienfotos mehr teilen?
Wenn man UNBEDINGT ein Bild posten möchte, sollte man sich vorher fragen, ob die Privatsphäre des Kindes geschützt ist. Und man sollte sich fragen, ob es auch nur eine einzige Person auf der Welt gibt, von der man nicht möchte, dass diese mein Kind sieht. Ist beides der Fall, sollte man das Bild nicht veröffentlichen. Wenn im Supermarkt ein fremder Mann zu meinem Kind sagt, wie süß es aussieht, ist mir das nicht recht. Schreibt der gleiche Mann den Satz als Kommentar unter mein Bild, finde ich das toll. Warum?
Mehr von Toyah? Toyahs Instagram-Account heißt @toyahgurl, die Website zum Projekt https://deinkindauchnicht.org.
Videotipp: 5 Fragen an dein Kind
