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Trennung mit Kindern So können Eltern ihre Kinder jetzt emotional unterstützen

Trennung mit Kindern: Schere zerschneidet Papierfiguren einer Familie
© weerapat1003 / Adobe Stock
Eine Scheidung oder Trennung mit Kindern löst nicht nur bei den betroffenen Eltern, sondern auch bei den Kleinen ein echtes Gefühlschaos aus. Wir zeigen euch, wie ihr euren Nachwuchs jetzt emotional unterstützen und die Situation als Familie bewältigen könnt. Außerdem: Was gibt es Rechtliches zu beachten?

Inhaltsverzeichnis

Trennt sich ein Elternpaar, ist die Situation häufig mit vielen Fragen und Unsicherheiten verbunden: Wie verkraften die Kleinen die Trennung von Mama und Papa? Was ist jetzt das Beste für sie und was, wenn sie Verhaltensauffälligkeiten entwickeln? Wir haben für euch zusammengefasst, was die Kleinen jetzt von Mutter und Vater brauchen und welche Reaktionen möglicherweise auf euch zukommen können.

So unterstützt ihr eure Kinder bei einer Trennung

Dass eine Trennung der Eltern spurlos an den Kindern vorübergeht, ist nicht zu erwarten. Die Situation ist emotional herausfordernd für die Kleinen – und auch für die Größeren. Aber eine Scheidung oder Trennung muss nicht zwangsläufig zu unglücklichen Kindern führen. Stimmen die Rahmenbedingungen, können Trennungskinder in der Regel langfristig gut mit der Veränderung umgehen. Aber: Dabei kommt es vor allem auf euer Verhalten während und nach der Trennung an! Wir haben daher für euch zusammengefasst, wie ihr euren Nachwuchs jetzt bestmöglich unterstützen könnt:

  1. Die Situation erörtern
    Besprecht vor dem Gespräch mit euren Kindern den Stand der Dinge: Ist die Trennung oder Scheidung final entschieden oder wollt ihr es vielleicht doch noch mit einer Familien- oder Paartherapie versuchen? Klärt außerdem – sofern schon möglich – wie es konkret nach dem Ende eurer Beziehung weitergehen soll: Wer zieht aus? Wann sind die Kinder bei wem? Was ändert sich, was bleibt gleich?
  2. Rechtliche Fragen klären
    Viele rechtliche Fragen ergeben sich erst im Verlauf einer Trennung – und nicht selten endet diese dann in einem Rosenkrieg vor dem Familiengericht, mit den Kindern zwischen den Fronten. Beugt dem vor, indem ihr euch direkt fachliche Hilfe bei einer Familienberatungsstelle, dem Jugendamt oder auch einem Fachanwalt oder einer Fachanwältin für Familienrecht holt. Sind die juristischen Unsicherheiten zu Unterhalt, Sorgerecht, Aufenthaltsbestimmungsrecht und Co. von vornherein weitestgehend geklärt, könnt ihr euch nun vollkommen auf eure Kinder und ihre Gefühle konzentrieren.
  3. Zeit einplanen
    In einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Koffer packen und ausziehen? Manchmal muss das sein – zum Beispiel, wenn Gewalt im Spiel ist. Doch bei einer Trennung unter "normalen" Bedingungen hilft es euren Kindern, wenn ihr es etwas langsamer angehen lasst. Gebt den Kleinen Zeit, sich auf die kommenden Veränderungen einzustellen und überrumpelt sie möglichst nicht.
  4. Gemeinsame Verkündung
    Ist die Trennung beschlossene Sache und sind die rechtlichen Fragen so weit wie möglich geklärt, besprecht die neue Situation gemeinsam mit euren Kindern. Überlasst diese Aufgabe nicht einem Elternteil allein – denn jetzt ist es wichtig, dass ihr signalisiert: Wir sind weiterhin BEIDE als Mama und Papa für euch da, auch wenn wir keine Partner mehr sind. Vermittelt im Gespräch zudem Sicherheit, indem ihr bestärkt, dass ihr euch ganz sicher seid, richtig zu handeln.
  5. Trennungsgründe besprechen
    Untersuchungen haben gezeigt, dass Trennungskinder, die die Gründe für das Beziehungsende ihrer Eltern kennen, dieses besser verarbeiten können. Denn gerade jüngere Kinder tendieren dazu, die Schuld für die Trennung bei sich selbst zu suchen. Erklärt eurem Nachwuchs daher sachlich – und am besten ohne gegenseitige Schuldzuweisungen – warum ihr euch trennt. Sie müssen die Gründe nicht in Gänze erfassen können, sollten aber mit ihren Gedanken dazu nicht allein gelassen werden.
  6. Erklären, wie es weitergeht
    Im besten Fall wisst ihr bereits, was nun auf euch und eure Kinder zukommen wird. Und das kommuniziert ihr idealerweise auch direkt. Seid dabei möglichst konkret in den Dingen, die sich in Zukunft ändern werden: Steht ein Umzug an? Plant ihr ein Wechsel- oder ein Residenzmodell? Muss die Schule gewechselt werden? Hebt aber auch hervor, was für eure Kinder so bleibt wie bisher – optimalerweise der Kontakt zu beiden Elternteilen! Je älter eure Kinder sind, desto mehr Mitspracherecht könnt ihr ihnen hier einräumen.
  7. Kindliche Ängste abfangen
    Eine Trennung der Eltern löst in vielen Kindern Angst vor dem Verlassenwerden aus. Nehmt euren Kindern diese Sorgen – am besten, indem ihr beide weiterhin unverändert als Mama und Papa für eure Kinder da seid! Hier zählen Taten mehr als Worte: Tagelange Funkstille oder ständig abgesagte Verabredungen vermitteln euren Kindern nicht die Stabilität, die sie jetzt brauchen.
  8. Bleibt Ansprechpartnerin und -partner für eure Kinder
    Bietet euren Kindern auch nach der Trennung Gesprächsmöglichkeiten an, aber bedrängt sie nicht. Stellen eure Kinder immer wieder Fragen zur Situation, beantwortet diese – auch, wenn ihr selbst mit dem Thema vielleicht abschließen wollt. So helft ihr ihnen dabei, die Sache zu verarbeiten. Haltet den Kontakt aufrecht, auch wenn ihr nun zeitweise – oder auch dauerhaft – räumlich getrennt von euren Kindern seid.
  9. Ablenkungen bieten
    Liebeskummer ist hart, keine Frage. Aber mit Kindern ist es besonders wichtig, auch für schöne Momente im Alltag zu sorgen. Das kann schwerfallen, aber es lohnt sich. Wenn ihr aktuell keine Kapazitäten dafür habt, bittet Freunde und Familie um Hilfe. Sie können euch Freiräume schaffen, um über die Trennung von Partner oder Partnerin zu trauern und neue Energie zu tanken.
  10. Hilfe suchen
    Wenn ihr merkt, dass ihr oder eure Kinder überhaupt nicht mit der Trennungssituation zurechtkommen, sucht euch schnellstmöglich professionelle Hilfe. Das kann als erster Anlaufpunkt eine Beratungsstelle sein, langfristig ist aber auch eine Therapie ein hilfreiches Werkzeug zur Verarbeitung.

Das Ziel ist die Erziehungspartnerschaft

All diese Punkte sind wichtig, um euren Kindern bei der Trennungsverarbeitung zu helfen. Doch wie geht es langfristig weiter? Im Idealfall so: Ihr arbeitet auch als Ex-Paar weiterhin kooperativ als Eltern zusammen und seid trotz aller persönlichen Zerwürfnisse weiterhin gleichermaßen für eure Kinder da!
Das erscheint vielen Ex-Partnern nach einer frischen Trennung unmöglich – verständlicherweise! Aber macht euch klar, dass Wut und Trauer nach dem Ende eurer Beziehung auch wieder nachlassen und es für eure Kinder das Beste ist, wenn die Erziehungspartnerschaft zwischen ihren Eltern weiterhin funktioniert.

Hinweis: Wenn ihr euch aufgrund von häuslicher Gewalt oder Missbrauch trennen wollt, gelten selbstverständlich andere Regeln. Sucht euch in diesem Fall so früh wie möglich Unterstützung, zum Beispiel beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen.

Damit macht ihr euren Kindern die Trennung schwerer als nötig

Es gibt ein paar Dinge, die euren Kindern die Verarbeitung der Trennung erschweren. Manchmal geraten die Kleinen sogar regelrecht zwischen Mama und Papa – und finden sich in einem Loyalitätskonflikt wieder. Das solltet ihr als Ex-Partner in jedem Fall vermeiden, auch wenn es vielleicht schwerfällt. Häufig sind die eigenen Emotionen Ursache für kontraproduktives Verhalten – versucht daher, immer wieder einen Schritt zurückzutreten und die Situation im Hinblick auf das Wohl eurer Kinder zu betrachten.

Dieses Verhalten vermeidet ihr nach einer Trennung besser:

  • Üble Nachrede: Den Ex-Partner oder die Ex-Partnerin vor den Kindern schlechtmachen ist tabu – auch wenn es euch vielleicht wahnsinnig schwerfällt! Ihr belastet eure Kinder damit und verursacht möglicherweise einen Loyalitätskonflikt – sie stehen sprichwörtlich zwischen den Stühlen und sind zwischen Mama und Papa hin- und hergerissen.
  • Parteiergreifung fördern: Ermutigt eure Kinder nicht darin, gegen den anderen Elternteil Partei zu ergreifen. Auch dieses Verhalten führt zu einem Loyalitätskonflikt zwischen Mutter und Vater und kann die Kleinen nachhaltig in ihrer Entwicklung beeinflussen.
  • Streit vor den Kindern: Versucht, eure Paarkonflikte von der Erziehungspartnerschaft zu trennen. Dazu gehört auch, dass ihr euch vor euren Kindern nicht andauernd streitet oder Wutanfälle habt. Wenn die Konflikte noch so groß sind, dass ihr im Alltag nicht ohne Streit kommunizieren könnt, sucht euch Unterstützung und Beratung!

Wie Kinder auf eine Trennung reagieren

Wie genau euer Nachwuchs auf die Trennung reagieren wird, lässt sich natürlich nicht vorhersagen. Jedes Kind geht anders mit dieser Situation um. Aber es gibt alterstypische Reaktionen von Trennungs- und Scheidungskindern:

  • Kleinkinder: Angst und Schlafstörungen, Aggressionen und Wutanfälle, Entwicklungsrückschritte wie plötzliches Einnässen.
  • Kindergartenkinder: Verlustangst, Schuldgefühle, Verlangen nach abwesendem Elternteil.
  • Schulkinder: Trauer, Hilflosigkeit, Zorn, eventuell auch Scham. Möglicherweise schlechtere Schulleistungen und Verhaltensauffälligkeiten.
  • Jugendliche: Verständnis für die Situation und Konstruktivität, aber auch überraschend heftige Gefühlsausbrüche.

Insgesamt lässt sich beobachten, dass Jungen deutlichere Veränderungen im Verhalten zeigen. Mädchen reagieren angepasster – und so wird bei Töchtern häufig übersehen, dass sie genauso unter der Trennung leiden. Ältere Kinder übernehmen zudem häufig Verantwortung, für die sie eigentlich noch zu jung sind: Sie kümmern sich um die jüngeren Geschwister und die Eltern oder übernehmen Aufgaben im Haushalt. Bei Teenagern kann eine Trennung der Eltern zudem zu einer sehr abrupten und konfliktreichen Lossagung von der Familie führen.

Aber: Auch wenn euer Sohn oder eure Tochter diese oder andere Verhaltensänderungen nach eurer Trennung zeigen, ist das kein Grund direkt in Panik zu verfallen oder in Schuldgefühlen zu versinken. Veränderungen und Auffälligkeiten im Verhalten sind gesunde, normale Reaktionen auf eine Trennungssituation und keine Störungen. Und in den meisten Fällen verschwinden diese bis zum zweiten Jahr nach der Trennung auch wieder. Die Annahme, dass Trennungs- oder Scheidungskinder zwangsläufig zu beziehungsgestörten Erwachsenen würden und ihr ganzes Leben mit Problemen zu kämpfen hätten, ist also nicht richtig.

Wutanfälle, Verweigerung der Hausaufgaben – diese Reaktionen helfen euren Kindern dabei, mit der Situation umzugehen und diese zu verarbeiten und sind normal! Solltet ihr euch dennoch Sorgen machen oder das Gefühl haben, dass eure Kinder professionelle Unterstützung brauchen, scheut euch nicht, Hilfe von Familienberatungsstellen in Anspruch zu nehmen.

Sollte man wegen der Kinder zusammenbleiben?

Der Kinder wegen zusammenbleiben, auch wenn die Beziehung längst gescheitert ist? Keine gute Idee! Auch Mütter und Väter haben das Recht, ein erfülltes Leben zu führen – aus Pflichtgefühl gegenüber den Kindern muss niemand in einer unglücklichen Beziehung bleiben. Und auch wenn eine Trennung der Eltern für Kinder oftmals schmerzhaft ist: Ein Familienleben mit ständigem Streit ohne ernsthafte Versöhnung belastet die Kleinen sehr. Da ist die Trennung dann auch für Kinder die bessere Lösung.

Was es bei einer Trennung mit Kindern Rechtliches zu beachten gibt

Nach einer Trennung – oder besser schon vorher – gibt es rechtliche Fragen zu klären: Wer bekommt Sorgerecht, Aufenthaltsbestimmungsrecht und Umgangsrecht? Wie viel Unterhalt ist zu zahlen? Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Wir erklären euch die wichtigsten Begriffe und zeigen, worauf es als unverheiratetes (Ex)-Paar bei einer Trennung mit Kindern zu achten gilt.

Unterhalt:

Leben die gemeinsamen Kinder nach einer Trennung überwiegend bei einem Elternteil (Residenzmodell), ist der andere Elternteil zur Zahlung von Kindesunterhalt verpflichtet. Die Höhe richtet sich dabei nach dem Einkommen des Unterhaltspflichtigen und dem Unterhaltsanspruch des Kindes (Düsseldorfer Tabelle). Betreuen beide Elternteile die Kinder gleichwertig im sogenannten Wechselmodell, sind beide unterhaltspflichtig. Da die Berechnung recht kompliziert ist und es dabei aktuell noch rechtliche Unsicherheiten gibt, ist hier der Rat eines Anwalts oder einer Anwältin für Familien- und Unterhaltsrecht zu empfehlen.

Neben dem Kindesunterhalt gibt es zudem noch den Trennungsunterhalt und den nachehelichen Unterhalt. Trennungsunterhalt wird von der Trennung bis zur Scheidung; nachehelicher Unterhalt nach dem Scheidungsurteil gezahlt. Bei unverheirateten Paaren besteht nur dann Anspruch auf Trennungsunterhalt, wenn ein Elternteil aufgrund der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren nicht oder nur in Teilzeit arbeiten kann.

Sorgerecht:

Das Sorgerecht umfasst neben den allgemeinen Rechten und Pflichten zur Sorge um das Kind auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht und das Umgangsbestimmungsrecht. Das heißt: Wer das Sorgerecht hat, kann auch darüber bestimmen, wo sich das Kind aufhalten soll und mit wem es Kontakt haben darf.

Wenn ihr verheiratet seid oder als unverheiratetes Elternpaar eine Sorgeerklärung unterschrieben habt, bleibt das gemeinsame Sorgerecht auch nach einer Trennung bestehen. Das bedeutet: Ihr müsst auch als getrennte Eltern zukünftig in allen wichtigen Belangen des Kindes gemeinsam entscheiden. Einschränkung: Entscheidungen des täglichen Alltags trifft derjenige Elternteil, bei dem das Kind überwiegend lebt. Seid ihr unverheiratet und habt keine Sorgeerklärung für das gemeinsame Sorgerecht unterzeichnet, bleibt dieses nach einer Trennung bei der Mutter.

Kommt es durch das geteilte Sorgerecht häufig zu Konflikten und kann es im Sinne des Kindeswohls sein, das Sorgerecht nur auf einen Elternteil zu übertragen, kann dies vor dem Familiengericht beantragt und verhandelt werden. In jedem Fall ist es ratsam, sich in Sorgerechtsfragen nach einer Trennung beim zuständigen Jugendamt, freien Trägern der Jugendhilfe oder gemeinnützigen Familienberatungsstellen beraten zu lassen – das geht kostenlos und steht euch im Falle einer Trennung rechtlich zu.

Umgangsrecht:

Neben dem Umgangsbestimmungsrecht, das an das Sorgerecht gekoppelt ist, gibt es noch das grundrechtlich geschützte Umgangsrecht. Hiernach haben auch Elternteile, die nicht das Sorgerecht haben, das Recht, ihre Kinder zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren. Das Umgangsrecht schränkt hier also das Umgangsbestimmungsrecht des sorgehabenden Elternteils ein. Ausnahme: In Fällen von häuslicher Gewalt oder Kindeswohlgefährdung gilt dieses Recht nicht uneingeschränkt.
Ebenso haben aber auch Kinder das Recht auf Umgang mit beiden Elternteilen. So kann ein Gericht (Familiengericht) Eltern auch zum Kontakt zwingen, wenn dies im Sinne des Kindeswohls wäre.

Wo Paare bei einer Trennung mit Kindern Unterstützung finden

Eine Trennung ist anstrengend. Verständlich, wenn einem die Dinge über den Kopf wachsen. Scheut euch daher nicht, Hilfe und Beratung in Anspruch zu nehmen! Als Eltern habt ihr Anrecht auf kostenfreie Unterstützung und umfangreiche, unbürokratische Hilfe bei Jugendämtern oder freien Trägern. Hier findet ihr deutschlandweite Ansprechpartner:innen für Familienberatung, Erziehungsberatung oder auch Eheberatung:

Quellen:

  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Kindschaftsrecht, zuletzt aufgerufen am 13.03.2023.
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Eltern bleiben Eltern, zuletzt aufgerufen am 13.03.2023.
Brigitte

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