Wie viel Schlaf wir brauchen, ist eine höchst individuelle Angelegenheit. Denn unser Schlafbedarf ist weitestgehend genetisch bestimmt. Während manche nach nur fünf Stunden Schlaf putzmunter aus dem Bett springen, stehen andere frühestens nach neun Stunden auf. Für Erwachsene gelten sieben bis acht Stunden Schlaf als optimal.
Wann sind wir wirklich erholt?
Die Qualität der Nachtruhe hängt allerdings auch davon, ob wir durchschlafen. Dabei ist es normal, dass wir nachts bis zu 30 Mal aufwachen. Unsere Erholung leidet aber erst, wenn wir länger als drei Minuten wach liegen.
Trotzdem kämpfen wohl die meisten von uns gegen ihr gefühlt ständig wachsendes Schlafdefizit an, um den unschönen Folgen von Schlafmangel zu entkommen. Doch bevor ihr krampfhaft versucht, so viel wie möglich zu schlafen, entspannt euch lieber – denn zu viel Schlaf ist genauso ungesund. Wer dauerhaft mehr als neun Stunden pro Nacht schläft, tut seinem Körper keinen Gefallen.
Zu viel Schlaf ...
Eine aktuelle Studie mit erwachsenen Zwillingen ergab, dass eine längere Schlafdauer das Risiko einer Depression erhöht. Von den Teilnehmern, die zwischen sieben und neun Stunden pro Nacht schliefen, zeigten 27 Prozent eine Veranlagung für depressive Symptome. Bei denen, die neun oder mehr Stunden schliefen, waren es 49 Prozent.
In Korea untersuchte ein Forscherteam die Schlafgewohnheiten von 650 Frauen, die wegen einer anstehenden künstlichen Befruchtung in Hormonbehandlung waren. Die Schwangerschaftsquote war bei den Frauen am höchsten, die zwischen sieben und acht Stunden nachts schliefen - und am niedrigsten bei denjenigen, die neun bis elf Stunden Schlaf pro Nacht hatten. Zwar hielten sich die Mediziner damit zurück, einen Kausalzusammenhang zwischen einer Schlafüberdosis und Unfruchtbarkeit herzustellen. Doch dass unsere Schlafgewohnheiten unseren Menstruationszyklus und unsere Hormonproduktion beeinflussen können, gilt als erwiesen.
Dass Schlafmangel und Abnehmen nicht gut zusammengehen, haben wir schon mal gehört. Gleiches gilt aber auch für eine Überdosis Schlaf: Forscher aus Kanada fanden in einer Langzeitbeobachtung heraus, dass die Teilnehmer, die neun bis zehn Stunden pro Nacht schliefen, häufiger fünf Kilo zunahmen als diejenigen, die sieben bis acht Stunden Schlaf hatten. Und das wohlgemerkt, obwohl sie auf ihre Ernährung achteten und sich genug bewegten. Das richtige Schlafpensum ist also einer von vielen Faktoren, die vor Übergewicht schützen.
Erholsamer Schlaf hält auch unser Herz gesund. Wer täglich sechs bis acht Stunden schläft, schützt sich optimal vor Herzerkrankungen, sagen Kardiologen. Während sich bei Schlafmangel vor allem das Risiko eines Schlaganfalls und eines Herzinfarkts erhöht, steigt bei zu viel Schlaf die Wahrscheinlichkeit, an einer Angina zu erkranken oder Probleme mit den Herzkranzgefäßen zu bekommen.
Gerade bei älteren Frauen kann ein ungesundes Schlafpensum die Gehirnfunktionen beeinträchtigen und uns vergesslich machen.
Langschläfer laufen eher Gefahr, eine verminderte Glukosetoleranz zu entwickeln, woraus sich ein Diabetes Typ 2 entwickeln kann.
Eine Meta-Analyse 16 verschiedener Studien aus dem Jahr 2010 ergab, dass zwischen der Sterblichkeitsrate und der Schlafdauer ein Zusammenhang besteht. Demnach haben sowohl Kurz- als auch Langschläfer ein erhöhtes Risiko, früher zu sterben.
Doch egal, wie lange wir nun schlafen – die wichtigste Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Bin ich tagsüber frisch, ausgeruht und leistungsfähig? Wenn wir das Bejahen können, bekommt unser Körper nachts die Erholung, die er braucht. Und das ist doch, was unterm Strich zählt.