Was muss ich bei der Ayurveda-Diät beachten?
Die Ayurveda-Diät versteht sich nicht als eine klassische Diät, sondern als ein ganzheitliches Lebenskonzept. Wer in erster Linie abnehmen möchte, sollte andere Programme wie beispielsweise Intervallfasten ausprobieren.
Die Ayurveda-Diät basiert auf der Theorie der drei Lebensenergien (Dosha) Vata, Pitta und Kapha. Wer sich für dafür entscheidet, muss in einem ersten Schritt herausfinden, welchem der drei Dosha-Typen er zugeordnet wird. Der Dosha-Test kann mittlerweile online oder in ayurvedischen Zentren erfolgen.
Folgende Eigenschaften werden den unterschiedlichen Dosha-Typen zugeschrieben:
- Vata: Setzt sich zusammen aus Luft und Raum. Es steht für Bewegung, ist trocken, kalt, rau, luftig und schnell. Menschen mit hohen Vata-Anteilen sind kreativ, heiter und flexibel. Sie verfügen über einen wachen Geist, bewegen sich gern und nehmen schwer zu. Kälte ist ihnen unangenehm. Bei zu viel Vata: Neigung zu Nervosität, Schlaflosigkeit und schlechter Verdauung.
- Pitta: Das Feuer. Es ist heiß, scharf, ölig und feucht. Pitta- Menschen haben einen starken Willen, viel Energie und Entschlusskraft. Ihr Körperbau ist oft muskulös. Sie verfügen über einen scharfen Intellekt und sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, tendieren aber auch dazu, zu kritisch, ungeduldig und ungerecht zu sein.
- Kapha: Wasser und Erde. Es ist kalt, schwer, klebrig, süß. Steht für Beständigkeit, Stabilität und Fruchtbarkeit. Personen mit viel Kapha sind ausdauernd, liebenswürdig und geduldig. Sie haben ein großes Herz und viel Selbstvertrauen. Bei Ungleichgewicht neigen sie zu Starrsinn und Geiz, nehmen schnell zu. Anfälligkeit für Erkältungen und Depressionen.
Während der Ayurveda-Diät verzichten wir weitestgehend auf Fleisch, Fisch und Eier. Auf dem Speiseplan stehen in erster Linie Salat, Gemüse, Milchprodukten, gesunde Öle und Ghee, eines der wichtigsten Fette der indischen Küche. Ernährungsmängel sind bei der Ayurveda-Diät nicht zu befürchten, dank des hohen Gemüseanteils ist man bestens mit Ballaststoffen und Vitaminen versorgt.
Die Ayurveda Diät im Alltagstest

Es war ein normaler Tag, wir saßen am Frühstückstisch, und ich sagte zu meiner Familie: "Ab morgen ändere ich mein Leben." Mein Mann antwortete nicht und fütterte das Baby weiter mit Rosinenbrötchen. Ich ändere mein Leben öfter, da verliert man schon mal das Interesse. Doch diesmal meinte ich es ernst. Ich brauchte mehr Energie. Fühlte mich ausgelaugt, gestresst, und meine Ernährung war eine Katastrophe: morgens Milchkaffee, mittags Toast vom Portugiesen und zum Abendbrot hektisch erst Brote, dann Weingummis.
Also verkündete ich ins Schweigen hinein: "Ab heute kochen wir ayurvedisch. Damit fühlt man sich nämlich viel besser." Dabei wusste ich gar nicht viel über diese 3.500 Jahre alte indische Wissenschaft. Nur, dass Yoga irgendwie dazugehört und man meist vegetarisch isst. Nach etwa einer Woche mit jeder Menge Bücher verstand ich immerhin, dass ich zunächst einmal herausfinden muss, welchem der drei Dosha-Typen (Vata, Pitta, Kapha) ich angehöre. Sprich, welche Konstitution mein Körper hat. Hilfe dabei bekomme ich von Kerstin Rosenberg, Geschäftsführerin der Europäischen Akademie für Ayurveda und Spezialistin für ayurvedische Ernährung.
Wir gehen meinen Tagesablauf, meine Essgewohnheiten und die Verdauung durch, ob ich mich gern bewege (ja!) und ob ich gut schlafe (nein!). Am Ende kommt heraus: Ich bin ein Pitta-Typ mit Vata-Anteilen. Und die sind aus dem Gleichgewicht geraten, weshalb ich nervös und gereizt reagiere. Ich sei "wie ein Rennpferd, das auf der Weide steht", sagt Frau Rosenberg. Statt zu versuchen, zwanghaft zu entspannen, sollte ich lieber mein dynamisches Pitta pflegen. Das gefällt mir. Doch was heißt das für meine Ernährung?
Nicht vor acht Uhr essen, da das Agni, das Verdauungsfeuer, noch nicht gut arbeitet. Kein Problem, ich bin keine große Frühstückerin. Das aber wird hart: Statt Milchkaffee soll ich warmes Wasser, im Laufe des Vormittags Ingwerwasser trinken. Ansonsten besteht mein Frühstück aus Obst, Nüssen und Trockenfrüchten oder einem warmen Getreidebrei. In meinem Bauch macht sich Skepsis breit. Hört sich nach Arbeit und Hunger an.
Immerhin darf ich mittags zuschlagen: Salat oder Rohkost, dazu ein Hauptgericht aus Gemüse, Hülsenfrüchten und ab und zu Fleisch, und Nachtisch ist auch erlaubt. Nachmittags gibt es Yogi-Tee und am Abend dann eine vegetarische Suppe mit etwas Brot und Aufstrich. Aber keinen Käse! Ich liebe Käse - besonders den schönen fetten, cremigen . . .
Am ersten ayurvedischen Morgen hantiere ich im Wachkoma mit Pfannen und Töpfen, schnipple in Zeitlupe einen Apfel klein und koche Reisflocken auf. Als der Getreidebrei mit gedünstetem Obst vor mir steht, habe ich bereits den ersten Schweißausbruch hinter mir und bin alles andere als entspannt. Doch ich werde entschädigt: Das Frühstück ist köstlich süß, macht satt, aber nicht voll.
Nach ein paar Tagen setze ich Brei und Obst in wenigen Minuten auf, und auf Kaffee kann ich gut verzichten. Mittags artet das Kochen dagegen oft in Stress aus: Das Baby möchte essen, während Kreuzkümmel, Kurkuma und Ingwer im Topf verbrennen. Frau Rosenberg hatte gesagt, ich solle alle Mahlzeiten in Ruhe zubereiten. Ruhe? Lassen wir das. Und ob ich mich je an die tägliche Portion Kichererbsen, Linsen und Co. gewöhne? Zum Glück ist Ayurveda nicht dogmatisch. Es darf auch Pasta mit Pesto oder Kürbis und Sahne sein. Das Gute: Nach dem Mittagessen bin ich den ganzen Tag satt und habe selten das Bedürfnis, meine Reserven mit Schokolade aufzufüllen. Selbst am Nachmittag reicht der süße Tee. Doch ab und zu gönne ich mir ein Stück vegane Torte und genieße jeden Bissen. Verzicht macht doch zufrieden.
Andererseits habe ich oft das Gefühl, in der Küche zu leben, ständig bin ich mit dem Zubereiten von Nahrung beschäftigt, und mich engt das Zeitkorsett ein: um eins essen, um vier Tee trinken. Und die Kinder? Der Große findet zwar, "die Suppe riecht lecker", aber essen will er dann doch sein Käsebrot, um das ich ihn mehr als einmal beneide.
Als das erste Mal ein sonnengelbes Dal-Curry auf dem Tisch steht, sagt er: "Ich weiß, dass ich das nicht mag." Stimmt, die Hälfte spuckt er wieder aus. Auch der indische Mandelpudding passt ihm nicht. Mich dagegen überzeugt bereits nach einer Woche mein besserer Schlaf. Ich schlummere tiefer und ruhiger als sonst. Außerdem nehme ich wie von selbst ein paar Kilo ab, und mein Teint wird klarer. Nicht die schlechtesten Nebenwirkungen! Ich bin erstaunt darüber, dass sich simple Änderungen am Essverhalten derart auswirken. Meinen Nerven geht es zwar noch nicht ganz so, wie es mir ein Freund in Aussicht stellte ("Wenn du das ein paar Jahre machst, wirst du die reine Liebe"), aber ich fühle mich geistig gestärkt und fahre nicht mehr so schnell aus der Haut. Das findet auch meine Familie toll. Trotzdem muss ich mir wohl die Komplettpackung "vedisches Leben" samt Meditation, Yoga und Massagen für die Zeit aufheben, wenn die Jungs aus dem Haus sind. Im Familienalltag kostet es zu viel Selbstdisziplin. Aber das ist ja das Gute - es ist nie zu spät, sein Leben zu ändern.