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Neun Irrtümer rund ums Trinken

Frau hält ein Glas Wasser vor sich
© sebra / Shutterstock
Ist grüner Tee wirklich so gesund, wie immer behauptet wird? Und muss ich für eine tolle Haut drei Liter Wasser täglich in mich hineinschütten? Hier kommen ein paar populäre Irrtümer rund ums Trinken - wir verraten Ihnen, was dran ist.

Apfelschorle ist das ideale Sportgetränk

"Während der Belastung ist Apfelschorle eher schlecht", sagt Professor Norbert Maassen, Sportphysiologe an der Medizinischen Hochschule Hannover. Studien ergaben, dass sich Sportler schlapper fühlten, wenn sie Schorle mit hohem Saftanteil tranken. Wissenschaftler vermuten, dass der hohe Kaliumgehalt im Fruchtsaft daran schuld ist. Als Alternative empfiehlt Maassen Mineralwasser oder - falls das Training nicht länger als zwei Stunden dauert - auch Leitungswasser. Achtung: Spätestens nach einer bis eineinhalb Stunden braucht der Körper dann aber Kohlenhydrate, damit der Blutzuckerspiegel nicht absinkt. Der genaue Zeitpunkt hängt ab von der Trainingsintensität und von dem, was man tagsüber gegessen hat. Eine Banane hilft, kurzfristig gibt auch Cola neue Energie. Vorbeugend kann man dem Wasser Maltodextrin (Stärkezucker) aus der Apotheke beimischen.

Beim Joggen soviel wie möglich trinken

Zuviel Trinken kann vor allem für extreme Ausdauersportler genauso schädlich sein wie zu wenig. Das haben amerikanische Forscher bei der Untersuchung von Marathonläufern festgestellt. Das überflüssige Wasser verdünnt das Blut und kann den Salzgehalt der Körperflüssigkeiten so ungünstig verändern, dass ein Natriummangel auftritt. Natrium wird für die Funktionsfähigkeit der Muskeln und des Nervensystems benötigt. Mögliche Folgen des Mangels können Krämpfe oder Bewusstlosigkeit sein, im schlimmsten Fall sogar der Tod. "Probleme treten aber nur dann auf, wenn man mehr als zwei Stunden Sport treibt und das Falsche trinkt", beruhigt Günter Wagner, Ernährungswissenschaftler beim Institut für Sporternährung in Bad Nauheim. Wer sicher gehen will, weicht auf natriumhaltiges Mineralwasser aus.

Kaffee entwässert

Lange galt: Was an Kaffee konsumiert wird, muss an Wasser "nachgetrunken" werden, weil der Kaffee den Körper angeblich entwässert. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass diese Ansicht überholt ist. Kaffee ist zumindest, was seinen Wert als Flüssigkeitslieferant angeht, gleichwertig mit anderen Getränken. So heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): "Das Getränk Kaffee ist ein wichtiger Teil der täglichen Gesamt-Wasserzufuhr. In der Flüssigkeitsbilanz kann Kaffee in aller Regel so wie jedes andere Getränk behandelt werden." Ausnahme: Bei Personen, die Kaffeegenuss überhaupt nicht gewöhnt sind, kann Kaffee vorübergehend harntreibend wirken. Die DGE rät, wegen des Koffeingehalts nicht mehr als vier Tassen am Tag zu trinken.

Selten aufs Klo gehen trainiert die Blase

Das ist - mit Einschränkung - richtig: "Wer jeglichem Harndrang sofort nachgibt, trainiert sich die Blase klein", sagt die Urologin Professor Daniela Schultz-Lampe vom Kontinenzzentrum Villingen-Schwenningen. Besser: Den Schließmuskel fest anspannen. Das hat laut Schultz-Lampe einen hemmenden Einfluss auf den Blasenmuskel, und das Gefühl, aufs Klo zu müssen, lässt nach. Ein häufiges und übertriebenes Anhalten der Blase kann allerdings zu einer chronischen Überdehnung des Blasenmuskels führen, so dass er die Kraft verliert, den Urin auszudrücken, warnt die Urologin. Faustregel: Alle vier Stunden aufs Klo zu gehen ist normal. Wer sehr viel trinkt, sollte nicht häufiger als alle zwei Stunden auf die Toilette müssen.

Mineralwasser ist gesünder als Leitungswasser

Ernährungsphysiologisch betrachtet, sind Mineralwasser und Leitungswasser gleichwertig. Zwar enthalten deutsche Mineralwasser im Gegensatz zur Erfrischung aus dem Hahn mindestens ein Gramm gelöster Mineralstoffe pro Liter (bei ausländischen darf es weniger sein), den Bedarf an Mineralien deckt jeder Mensch jedoch bei normaler Ernährung über die feste Nahrung. Wer sich salzarm ernähren möchte oder soll, greift sogar besser zu Leitungswasser, oder wählt ein natriumarmes Mineralwasser. Sinnvoll kann der Genuss von Mineralwasser bei allen sein, die keine Milchprodukte vertragen. Mit kalziumreichen Mineralwasser (ab 500 mg Kalzium pro Liter) kann bequem ein großer Teil des täglichen Bedarfs gedeckt werden. Übrigens: Auch Leitungswasser enthält Mineralstoffe - die Zusammensetzung Ihres "Hauswassers" können Sie beim zuständigen Wasserversorger erfragen.

Je mehr Wasser man trinkt, desto besser

Eine normale Frau kommt an einem normalen, also weder besonders sportintensiven noch heißen Tag mit 1,5 bis 2 Litern Flüssigkeitszufuhr aus. Wer mehr trinkt, muss lediglich häufiger aufs Klo. Zur Ausscheidung von Giftstoffen wird das Extrawasser nicht benötigt - und es macht auch nicht schöner, schlanker und vitaler.

Grüner Tee ist gesund

Grüner Tee gilt als Wundermittel gegen Krankheiten. Der Tee soll sich dank der enthaltenen Flavonoide positiv auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken und vor Krebs schützen. Es fehlen jedoch Studien, die eine messbare Schutzwirkung beim Menschen nachweisen. Problematisch ist zudem die Pestizidbelastung. Das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt hat Grünen Tee untersucht und in fast 80 Prozent der Proben Pflanzenschutzmittel entdeckt. Jede siebte Probe lag sogar über den zulässigen Höchstmengen. "Tee kommt überwiegend aus schwül-warmen Gegenden. Wegen der Gefahr von Schimmelpilzbildung werden dort vielfach Pestizide eingesetzt", erklärt Thomas Kühn, wissenschaftlicher Sprecher des Instituts. Kühn rät deshalb, sich an die Händler zu halten, die Mitglied im Teeverband sind; bei ihnen habe es keine Beanstandungen gegeben.

Wasser trinken und Obst essen macht Bauchschmerzen

Die Worte unserer Eltern haben wir noch im Ohr: "Das gibt Bauchweh", warnten sie, wenn wir Erdbeeren oder Kirschen essen und danach Wasser trinken wollten. Solche Warnungen haben die Kinder von Bernhard Watzl nie bekommen. Der Institutsleiter an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe weiß, dass die Kombination von Obst und Wasser bei der heutigen Trinkwasserqualität kein Problem mehr ist. Er vermutet, dass die Warnungen der Eltern auf Zeiten zurückgehen, in denen Trinkwasser stark mit Keimen belastet war. Die sorgten dafür, dass vor allem Obst mit hohem Zuckergehalt im Wasser gärte. Die Folge: Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall.

Kalte Getränke erfrischen bei Hitze am besten

Die Teestuben in Kairo sind Tradition: Tee genießt man dort auch bei großer Hitze, während wir ihn ja eher im Winter mögen. Doch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät, es den Südländern gleichzutun, um den Flüssigkeitsverlust bei hohen Temperaturen auszugleichen. Der Grund: Kalte Getränke können Magenbeschwerden hervorrufen. Außerdem müssen sie vom Organismus erst auf Körpertemperatur gebracht werden. Die Energie, die wir dafür einsetzen, heizt zusätzlich auf. Dagegen bringen uns warme Getränke, in kleinen Schlucken getrunken, kaum zum Schwitzen. Die leichte Verdunstungskälte, die dadurch auf der Hautoberfläche entsteht, kühlt den Körper, ohne den Kreislauf zusätzlich zu belasten.

Text: Monika Herbst, Wiebke Peters

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