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Balance-Training - Geheimtipp für einen straffen Bauch

Balance-Trainingsgeräte liegen im Trend und sind mittlerweile in vielen Fitnessstudios zu finden. Ballkissen, Trim-Disc oder IO-Ball verhelfen zu einem straffen Bauch und einem kräftigen und schmerzfreien Rücken.

Balance-Trainingsgeräte

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Sport-Kongress Hamburg, November 2008. Der Kursraum ist voll. An der Tür steht "Ab-Solution mit dem Dynair-Ballkissen". Was sich dahinter wohl verbirgt? Irgendwas mit Bauchtraining, soviel ist klar. Auf den ersten Blick sieht es aus, als wäre man in einen Raum voller umgedrehter Käfer geraten. Die Teilnehmer liegen alle auf dem Rücken und es sieht aus, als ruderten sie verzweifelt mit den Füßen, um wieder hochzukommen. In Wahrheit sollen sie gar nicht hochkommen: Sie liegen auf den so genannten Dynair-Ballkissen, die wie ein flaches Pad aussehen, und trainieren damit ihre Bauchmuskeln. Das Kissen ist so wackelig, dass es kaum gelingt, sich darauf zu halten. Die Sportwissenschaftlerin Gunda Slomka, die das Trainingsgerät präsentiert, will aber noch mehr. Nämlich, dass die Teilnehmer die Arme auf und ab bewegen. Deshalb auch die Käfer-Optik.

Eine Frau fängt an zu schimpfen, sie findet die Aufgabe zu schwer. Eine andere lacht lauthals und kann sich gar nicht mehr beruhigen. Sie sieht keine Chance, die Übung zu schaffen. Zum Glück hat Gunda Slomka vorher auch leichtere Variationen gezeigt. Zum Beispiel kann man nur mit dem Oberkörper auf dem Kissen liegen und mit dem Po auf dem stabilen Boden bleiben. Aber irgendwo muss es wackelig sein. Denn: "Das trainiert die tief liegenden Bauchmuskeln, die uns stabilisieren", erklärt Gunda. Und das ist die Grundlage dafür, dass wir uns im Alltag aufrecht halten - und der Bauch straff bleibt.

Auch Dr. Heinz Kleinöder vom Institut für Trainingswissenschaften und Sportinformatik der Sporthochschule Köln ist überzeugt von den Übungen auf instabilem Untergrund: "Die Muskulatur muss dabei ständig arbeiten", erklärt er. Durch die ständige Anpassung an den Untergrund sei das Training intensiver als herkömmliche Übungen an Hanteln oder Geräten. Zudem würden auch Gleichgewichtssinn und Koordination verstärkt trainiert.

In der Rehabilitation weiß man schon lange um die Qualitäten dieses Trainings. So üben zum Beispiel Menschen, die erblindet sind, mit dem Wackelkissen. "Sie finden sich danach in ihrer Umwelt besser zurecht", erklärt Heinz Kleinöder. Der Grund: Das anspruchsvolle Training auf dem Wackelkissen macht sie fit, später auch auf schwierigerem Untergrund zu gehen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.

Einsteiger, die ihre Muskeln noch gar nicht trainiert haben, warnt der Experte jedoch davor, gleich mit einem Wackeluntergrund wie dem Dynair-Kissen mit dem Bauchtraining anzufangen. Sie sollten erstmal ihre Muskeln aufbauen, um sich nicht zu überfordern.

Das sensomotorische Training, wie das Training auf instabilem Untergrund in Fachkreisen genannt wird, wird übrigens auch in Rückenkursen immer mehr eingesetzt. Durch die fehlende Stabilität werden die kleinen Muskelgruppen des Rückens trainiert, die man mit Standardübungen nicht erreicht. Und die sind wichtig, um dem Rücken die nötige Kraft zu geben, um schmerzfrei zu bleiben.

Text: Monika Herbst Fotos: Getty Images, Hersteller

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