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Bodyformer: Schön und stark durch Strom

Sie heißen Bodyformer, Body Transformer oder Bodytec - Geräte zur elektrischen Muskelstimulation, die Fitness ohne Anstrengung versprechen und inzwischen immer mehr Studios erobern. BRIGITTE.de-Mitarbeiterin Judith Heisig hat es ausprobiert - ein buchstäblich elektrisierendes Erlebnis.

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Iiiiihhhh - eklig feucht klebt der schwarze Bodyformer-Anzug über der nassen Baumwollkleidung an meinem Körper. Auf eine Dusche schon vor dem Training war ich nicht gefasst, erst recht nicht in voller Montur. Die Begründung klingt ebenso einleuchtend wie bedrohlich: Wasser leitet den Strom besser.

Leicht bibbernd in den klammen Klamotten stehe ich kurz darauf vor Trainerin Kathi, die mich an den Bodyformer stöpselt - eine hüfthohe Konsole, die mit ihren vielen Knöpfen und Anzeigen wie das Steuergerät eines Raumschiffs wirkt. Ganze zwanzig Kabel klickt Kathi an die in den Anzug eingenähten Elektroden, fixiert das Gewirr zum Schluss mit zwei elastischen Gurten um Brust und Bauch. Fertig verschnürt und verkabelt, komme ich mir vor wie ein Rollbraten im Forschungslabor - das Experiment kann losgehen.

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Ein leichtes Prickeln durchzieht meine Oberschenkel, als Kathi den Stromregler aufdreht: "Sag stopp, wenn es genug ist!" Nach und nach steigert sich das Ameisenkribbeln zum unangenehmen Zwicken - gar nicht so einfach, die richtige Intensität zu finden. Meine Befürchtung, einen elektrischen Schlag zu bekommen, wird mir rasch genommen - dazu ist der niedrigfrequente Reizstrom nicht stark genug.

Nacheinander justiert Kathi die Stromstärke für weitere Muskelpartien: Arme, Brust, oberer und unterer Rücken, Po, innerer und äußerer Bauch. Alle vier Sekunden schießen jetzt die Elektroimpulse durch meinen Körper und ziehen die Muskeln für vier Sekunden zusammen. Statische Übungen, bei denen ich nacheinander einzelne Muskeln anspanne, verstärken die Wirkung der Impulse.

Der Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Krafttraining liegt auf der Hand: Sämtliche Muskeln arbeiten gleichzeitig, wobei die gewünschte Intensität noch individuell über die Stromstärke geregelt werden kann. "Außerdem erreicht man auch die tieferen Muskelfasern, die man sonst nur schwer trainieren kann", erklärt Kathi. Wenig später weiß ich, was sie meint. Das immer fieser werdende Pochen tief im Unterbauch ist offenbar mein Beckenboden. So deutlich habe ich den noch nie gespürt - und bin dankbar, als Kathi den Regler runterfährt.

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Überhaupt könnte ich eine Pause brauchen. Denn was von außen wie statisches Posieren aussieht, erfordert tatsächlich Kraft und Konzentration und treibt den Puls in die Höhe. Ganz ohne Anstrengung geht's eben doch nicht - auch wenn ich mich längst nicht so verausgaben muss wie beim normalen Training.

Zum krönenden Abschluss kommen zu den elektrischen Impulsen noch ein paar dynamische Übungen, wie Ausfallschritt und Standwaage. Meine Beine sind schon etwas zittrig, als Kathi nach 20 Minuten die Stromimpulse runterregelt. Welch eine Erleichterung! Ein sanftes Kribbeln scheint meine Muskeln zu massieren, während ich noch ein wenig dehne.

Von sämtlichen Kabeln und Gurten befreit, fühle ich mich danach endlich wieder menschlich - und voller Bewegungsdrang. Irgendwie will mein Körper die Einheit am Bodyformer nicht als sportliche Aktivität akzeptieren. "Lass es für heute lieber ruhig angehen", warnt mich Kathi. Ein weiser Rat, für den ich ihr am nächsten Morgen dankbar bin. Denn über Nacht hat mein Körper seine Meinung geändert - davon zeugt ein gewaltiger Muskelkater, der sich nach jeder Menge Sport anfühlt!

Wie funktioniert Elektromyostimulation (EMS)?

Die elektrische Muskelstimulation stammt aus der Therapie und wird auch als Trainingsmethode im Leistungssport angewandt. Bei dem Verfahren löst ein Stromimpuls die Kontraktion des angesteuerten Muskels aus. Diese Kontraktion fällt stärker aus, als durch willkürliche Muskelanspannung möglich.

Das Prinzip ist übrigens altbekannt: Schon in der Antike wurden Zitterrochen und -aale gegen Schmerzen im Muskel-Skelett-System eingesetzt.

Was bringt EMS?

Bei einer Studie der Deutschen Sporthochschule Köln erreichten die EMS-Probanden deutlich höhere Kraft- und Leistungswerte im Vergleich zum herkömmlichen Krafttraining. Hinzu kommt die Zeitersparnis: Nur 20 Minuten Cyberfitness bewirken mehr als 2 Stunden intensives Training.

Da durch den Strom auch die schwer erreichbare Tiefenmuskulatur aktiviert wird, ist die EMS ein sehr effektives Beckenboden- und Rückentraining. Toller Nebeneffekt: Der Muskelaufbau sorgt für eine gute Figur, strafft das Bindegewebe und reduziert damit Cellulite.

Worauf muss man achten?

Für Menschen mit Herzschrittmacher ist das EMS-Training tabu. Gleiches gilt in der Schwangerschaft oder bei Neigung zu Thrombosen – im Zweifel sollte man vorher seinen Arzt fragen.

Als alleiniges Training kommt EMS auf Dauer übrigens nicht in Frage. Sportwissenschaftler monieren eine höhere Verletzungsanfälligkeit, weil zwar der Muskel aufgebaut wird, die angrenzenden Sehnen sich aber nicht mitentwickeln. Auch Ausdauerleistung und Koordinationsfähigkeit bleiben beim EMS-Training auf der Strecke.

Experten empfehlen daher, die Methode als Ergänzung zum herkömmlichen Training zu nutzen. Optimal wäre ein Mal pro Woche Bodyformer, dazu je ein Mal Kraft- und Ausdauertraining. Bewegungsmuffel können über EMS zumindest den Einstieg in den Sport finden und lernen ihren Körper besser kennen.

Wo, was und für wie viel?

Bodyformer, Body Transformer, Bodytec - nicht nur die Geräte, auch die Namen für das EMS-Ganzkörpertraining ähneln einander. Vor allem in Großstädten sind sie auch in normalen Fitnessstudios zu finden. Eine Trainingseinheit dauert etwa 20 Minuten und kostet je nach Studio, Gerät und Tarif zwischen 15 und 25 Euro. Darin enthalten: die Leihgebühr für Anzug oder Weste mit Elektroden.

Von kleinen Elektrogürteln oder -manschetten für das Training zu Hause raten Experten ab. Die Wirkung ist deutlich schwächer, das Handling meist kompliziert, und die Anleitung eines Profis fehlt.

Studioadressen

Berlin

Bauchladen (3x in Berlin) www.bauchladen-info.de Kurfürstendamm 65, Tel. 030/88 72 6887 Rosenthaler Str. 36, Tel. 030/312 11 10 Eisenacher Str. 2, Tel. 030/852 22 24

Vormat- Figur nach Maß www.vormat.de Kurfürstendamm 214, Tel.: 030/88 77 66 85

Hamburg

Body Fit Company www.bodyfit.de Hamburger Straße 178, Tel. 040/29 11 99

Bodyinstyle (2 x in Hamburg) www.bodyinstyle-hamburg.de Rothenbaumchaussee 3, Tel. 040/37 51 71 81 Schmilinskystraße 32, Tel. 040/23 95 33 89

München

Munich Health (2x in München) www.munichhealth.com Landwehrstr. 22, Tel. 089/55 30 87 Fliegenstraße 10, Tel. 089 /26 39 22

Köln

Vitadrom www.vitadrom.com Venloer Str. 543, Tel. 0221/54 13 53

Dresden

Bodyart Wellnesslounge www.bodyart-wl.de Könnertizstraße 15, Tel. 0351/497 71 97

Text: Judith Heisig Fotos: Rahel Zander

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