Sie sind leider betroffen von der "leisure sickness" (Freizeitkrankheit) und werden regelmäßig krank, sobald sie den Alltag hinter sich lassen. Rund drei Prozent aller Reisenden erleben das. Offenbar gerät der Körper in eine Art Ausnahmezustand, wenn das Korsett aus Terminen und Verpflichtungen wegfällt. Wissenschaftler sprechen vom "Open-Window"-Phänomen: Das Immunsystem lässt locker und produziert weniger Abwehrzellen. Erreger haben so ein leichtes Spiel. Was tun? Wenn der Körper es derart verlernt hat, sich zu erholen, hilft regelmäßiges, gezieltes Entspannungstraining (wie etwa autogenes Training). Und zwar schon in den Wochen bzw. am besten Monaten vor der Reise.
Kein Grund zur Sorge. Selbst wenn Sie 14 Stunden lang neben einer Virenschleuder ausharren, ist längst nicht gesagt, dass Sie sich anstecken: Einer Studie zufolge gilt das nur für acht von 100 Personen, die ganz nah zu einem Grippepatienten sitzen. Ein anderer Mythos ist sogar ganz widerlegt: dass Flugzeug-Klimaanlagen die vorhandenen Keime gleichmäßig in der gesamten Kabine verteilen.
Was tun? Die Luft im Flieger ist oft sehr kalt und trocken - Viren können die Schleimhäute so leichter angreifen. Nehmen Sie deshalb einen warmen Pulli mit an Bord und trinken Sie viel.
"Das weiß noch niemand so genau", sagt Prof. Achim Kramer, Chronobiologe an der Charité in Berlin. Fest steht, dass auch das Immunsystem eine eigene innere Uhr hat und bestimmte Jobs je nach Tageszeit besser oder schlechter macht; zum Beispiel gibt es Hinweise darauf, dass die erste Reaktion auf Erreger nachts effektiver ist als tagsüber. Und natürlich bringt jeder Jetlag die innere Uhr durcheinander. Es dauert ein paar Tage, bis sie auf die neuen Verhältnisse eingetaktet ist. In dieser Zeit haben es Organe schwerer, optimal zu funktionieren, was auf die Dauer, z. B. bei Schichtarbeitern, Krankheiten begünstigt. Ob dies schon für eine einzige Abweichung vom gewohnten Rhythmus - etwa durch eine Fernreise - gilt, ist dagegen nicht untersucht.
Was tun? Verschieben Sie Ihre Einschlafzeit in den Tagen vor der Abreise ein bis zwei Stunden pro Nacht in Richtung der Zeitzone des Urlaubsortes. Das erleichtert die Umstellung.
Leider sind nicht alle Impfungen gleich effektiv – die gegen Cholera oder Thyphus z. B. (empfohlen etwa für Zentralafrika oder Indien) bieten nur einen 65- bis 70-prozentigen Schutz. Und: "Es gibt weniger als 15 Impfungen, aber ungezählte Erreger", so Prof. Christian G. Meyer vom Tropeninstitut Hamburg.
Was tun? Informieren Sie sich! Bilharziose etwa wird in den Tropen in Süßwassergewässern übertragen. Heißt: Badeverbot!
Auch der häufigsten Urlaubskrankheit kann man nicht durch Medikamente vorbeugen - eine Pflaster-Impfung wird noch getestet. Auslöser sind meist Bakterien aus Speisen und Getränken, anstecken kann man sich selbst im Fünf-Sterne-Hotel.
Was tun? Verzicht auf rohe Lebensmittel und Leitungswasser. Und falls es Sie erwischt: Nehmen Sie möglichst bald ein Durchfallmittel. Dass dies die Infektion im Darm einschließt und verlängert, ist ein Irrtum.
Man darf die Gefahr einer Malaria nicht unterschätzen. Wer sie bekommt und nicht behandelt wird, hat ein hohes Risiko, die Erkrankung nicht zu überleben. "Die Zahl derjenigen, die sich diese Krankheit aus dem Urlaub mitbringen, ist in Deutschland in den letzten Jahren aber ständig zurückgegangen, auf rund 600 Reisende pro Jahr", so Meyer. Im Gegensatz dazu sind andere Tropenkrankheiten im Kommen, das Dengue-Fieber zum Beispiel. Und auch mit der Grippe stecken sich Fernreisende oft an.
Was tun? Auf jeden Fall Malaria-Prophylaxe. Nach dem Urlaub sollte man bei Fieber oder anderen Beschwerden zum Arzt und auf die Reise hinweisen.
Auch wer nicht ins Ausland reist, kann auf Erreger treffen, die es zu Hause nicht gibt, vor allem auf das von Zecken übertragene FSME-Virus, das im Süden der Republik verbreitet ist, aber nach Norden vorrückt.
Was tun? Gegen FSME gibt es eine Impfung. Wichtig: jedes Jahr neu informieren, wo sich die Krankheit ausgebreitet hat.
Ob ein zu aktiver Urlaub die Immunzellen negativ beeinflusst, ist nicht untersucht. Bekannt ist: Große sportliche Anstrengung, wie etwa ein Marathonlauf, schwächt die körpereigene Abwehr. Wissenschaftler haben außerdem herausgefunden, dass es nicht reicht, den Urlaub als "entspannt" erlebt zu haben, um sich danach auch glücklicher zu fühlen. Das trifft nur auf diejenigen zu, die ihre Reise als "sehr entspannt" bezeichneten.
Was tun? Nicht zu viel vornehmen, besonders nicht direkt nach der Ankunft. Und wer den Urlaub als Trainingscamp sieht, kann sich vorbereiten: Wanderschuhe einlaufen, Armmuskeln fürs Surfen trainieren etc.
Auf jeden Fall eine in die Natur. Allein ins Grüne zu gucken, tut gut: "Der Effekt auf die Stimmung ist in vielen Studien nachgewiesen", so Dr. Rainer Braemer, Natursoziologe an der Uni Marburg. "Und über die Stimmung wirkt die Natur auch auf das Immunsystem." So werden Patienten mit Blick ins Grüne schneller gesund. Und eine Studie in Tokio hat gezeigt, dass Stadtmenschen umso länger leben, je näher sie an einer Grünfläche wohnen. Eine Rolle spielt dabei, dass Parks und Naherholungsgebiete auch zum Laufen, Radfahren, Skaten einladen.
Was tun? Ab ins Grüne! Am besten mit Bewegung. Braemer: "Ideal fürs Immunsystem: lang anhaltende, wenig intensive Belastung, wie beim Wandern."