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Strahlung im Alltag: Mobiles Risiko

Handys, W-Lan, schnurlose Telefone: Wir sind überall erreichbar. Auch von den Strahlen. Wie gefährlich ist das wirklich?

Handys fördern Hirntumore - stimmt das?

Bislang gibt es keine eindeutigen Belege für diese Behauptung. Aber fest steht: Handy- Strahlen dringen in den Körper ein und erzeugen unter anderem Wärme, die in SAR ("spezifische Absorptionsrate") gemessen wird. Ist der SAR-Wert hoch, wird's ungesund: Zu viel Wärme am Kopf erhöht das Risiko, an grauem Star zu erkranken. Fest steht auch, dass elektromagnetische Felder das Erbgut schädigen können.

Zwar hat unser Körper Reparaturmechanismen für solche Schäden, dennoch streiten Experten, ob Handy-Strahlen Krebs auslösen können. Um das zu klären, sind in den vergangenen Jahren viele Studien angelaufen; verschiedene Ergebnisse wurden in letzter Zeit veröffentlicht und sind sich zumindest in einem Punkt einig: Wer noch keine zehn Jahre regelmäßig mobil telefoniert, hat kein erhöhtes Risiko.

Für Langzeitnutzer ist die Botschaft nicht so klar: Eine amerikanische Studie gibt völlige Entwarnung, eine deutsche deutet dagegen auf ein leicht erhöhtes Krebsrisiko hin. Und ob die Ergebnisse einer ganz neuen Studie aus Finnland wirklich ein erhöhtes Hirntumor-Risiko für Handy-Dauernutzer belegen, wird noch in Expertenkreisen diskutiert.

Wie kann ich mich vor Handy-Strahlen schützen?

Wählen Sie ein Gerät mit einem niedrigen SAR-Wert. Die genauen Werte für alle verfügbaren Handys gibt es vom Bundesamt für Strahlenschutz. Sie könnnen sie hier nachlesen. Außerdem ist es sinnvoll, Telefonate so kurz wie möglich zu halten und das Handy erst dann ans Ohr zu nehmen, wenn sich die Verbindung schon aufgebaut hat.

Freisprechanlagen und Headsets (Kopfhörer mit Mikrofon) vermindern die Strahlenbelastung. Es bringt tatsächlich auch etwas, beim Telefonieren das Fenster zu öffnen. Der Grund: Häuser und Fensterscheiben schwächen elektromagnetische Wellen ab. Das Handy reagiert darauf, indem es mit mehr Power sendet.

Und ganz simpel: Schalten Sie Ihr Handy ab, wenn Sie es nicht brauchen. Denn eingeschaltete Geräte müssen sich immer wieder bei der nächstgelegenen Basisstation - dem Handy-Mast - melden und senden deshalb auch Signale aus, wenn man nicht telefoniert. Manche tun das sogar, wenn sie stundenlang still auf dem (Nacht-)Tisch liegen.

Wie stark strahlen die neuen TV-Handys?

Die so genannten UMTS-Handys, die Fernsehbilder empfangen können, funktionieren ähnlich wie die herkömmlichen Mobiltelefone und sind deshalb auch in Bezug auf die Strahlenbelastung vergleichbar. Die wenigen Studien, die es bereits zu UMTS-Handys gibt, belegen keine gesundheitlichen Risiken. Langzeiterhebungen liegen allerdings noch nicht vor.

Wohnen neben dem Mobilfunkmast - ist das ungesund?

Besser, als unter einem Fernsehturm zu wohnen: Handy-Masten haben nur eine relativ geringe Strahlung. Ob diese schwachen elektromagnetischen Felder zu Krebs oder zu anderen Erkrankungen führen, ist zwar noch ungewiss, aber eher unwahrscheinlich.

Bei Fernsehtürmen deutet dagegen einiges darauf hin, dass sie wegen ihrer stärkeren elektromagnetischen Felder die Gesundheit von Anwohnern auf lange Sicht schädigen können. Die meisten Daten gibt es zu Hochspannungsleitungen: Immer wieder berichten Studien von leukämiekranken Kindern. Experten von der "International Agency for Research on Cancer" (gehört zur Weltgesundheitsorganisation WHO) stufen Freileitungen daher als "möglicherweise karzinogen" ein.

Schnurlose Telefone strahlen mehr als Handys - stimmt das?

Das trifft zumindest für Telefone zu, die nach dem so genannten "DECT"-Standard funktionieren. Denn die meisten dieser Geräte strahlen ständig, auch wenn nicht telefoniert wird.

Wer seine Belastung niedrig halten will, sollte auf andere Standards ausweichen: Schnurlose Telefone mit dem alten "CT1+"-Standard strahlen am wenigsten, im Mittelfeld liegen die "CT2"-Telefone und der neuere Standard "DECT2" (mit dem die so genannten Home-Handys arbeiten).

Kabellos surfen - belastet das die Gesundheit?

Tatsache ist: Wenn der Typ am Nebentisch mit seinem Laptop gerade kabellos im Internet ist, sitzen Sie mit Ihrer Latte macchiato mitten im Strahlennetz. Und das trifft auch zu, wenn Sie zu Hause auf dem Sofa dösen und Ihr Nachbar in der Wohnung nebenan über sein W-Lan ("Wireless Local Area Network") arbeitet. Diese Funknetze strahlen ähnlich wie manche schnurlose Telefone nach dem DECT2-Standard. Über dessen gesundheitliche Wirkung gibt es bislang keine aussagekräftigen Studien.

Machen Steckdosen direkt neben dem Bett krank?

Nein. Zumindest gibt es dafür keine Beweise - und es ist unwahrscheinlich, dass die noch auftauchen, nachdem unzählige Menschen seit vielen Jahrzehnten elektrische Nachttischlampen und eben auch Steckdosen neben dem Bett haben. Richtig ist dennoch, dass solche Anschlüsse elektrische Felder erzeugen. Wird die Lampe (oder der Radiowecker oder die Kaffeemaschine) angeschaltet, entsteht zusätzlich noch ein magnetisches Feld. Solche Magnetfelder durchdringen den Körper vollständig, winzige elektrische Wirbelströme entstehen.

Um Hirn- und Herzzellen, die mit besonders kleinen elektrischen Strömen arbeiten, zu schützen, wurden die Grenzwerte für Elektrogeräte extrem niedrig angesetzt. Steckdosen und Lampen strahlen weit unterhalb dieser Werte und beeinflussen den Körper deswegen nicht. Wer dennoch weniger Strahlen will, nimmt statt eines elektrischen Weckers besser einen mechanischen. Dagegen bringt es nichts, auf einen Funkwecker zu verzichten: Die exakte Uhrzeit wird - ähnlich wie das Radioprogramm - ständig in jeden Raum gefunkt, und zwar egal, ob dort ein Empfänger steht oder nicht.

Strahlen moderne Fernsehgeräte mehr?

Nein, im Gegenteil: Plasmafernseher und LCD-Monitore strahlen weniger als herkömmliche TV-Kisten. Denn sie kommen ohne Kathodenstrahlröhre aus, die Röntgenstrahlung produziert.

Und was passiert auf einem Langstreckenflug?

Wer fliegt, setzt sich nicht nur der Röntgenstrahlung aus dem Weltall aus, sondern auch den Radarwellen der Luftüberwachung und den elektromagnetischen Wellen der Bordelektronik.

Die elektromagnetische Strahlung in Passagierkabinen beträgt aber nur ein Tausendstel der Strahlung, die in deutschen Innenstädten entsteht - einfach, weil dort viel Strom verbraucht wird. Dafür kommt im Flgzeug ziemlich viel relativ starke Strahlung aus dem Weltall an, etwa ein Zehntel der Dosis einer Röntgenaufnahme beim Arzt. Direkt vergleichbar sind all diese Strahlenarten aber nicht - und ob sie ähnliche Risiken bergen, ist immer noch ungeklärt.

Text: Annette Bolz BRIGITTE Heft 6/2007

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