Teilzeit-Krankschreibung? Wer hat sich das denn ausgedacht?
Den Anstoß dazu gab Gesundheitsminister Hermann Gröhe schon 2014. Er beauftragte eine Expertenkommission damit, Vorschläge für eine Reform des Krankengeldes zu erarbeiten. Das Gutachten dazu wurde nun vorgestellt.
Warum ist das überhaupt nötig?
Das Hauptmotiv lautet: Kosten sparen. Denn die Ausgaben für das Krankengeld sind 2014 auf 10,6 Milliarden Euro gestiegen - so viel wie noch nie. Damit haben sich die Kosten für die Krankenkassen in den vergangenen zehn Jahren beinahe verdoppelt. Das liegt nicht nur an den steigenden Fällen von langfristigen Erkrankungen wie Depressionen und Rückenleiden, sondern auch an eigentlich positiven Entwicklungen wie der Rekordbeschäftigung, höheren Löhnen und einer längeren Lebensarbeitszeit. Zur Erklärung: Bei Arbeitsunfähigkeit bekommen Arbeitnehmer in der Regel sechs Wochen weiter Lohn oder Gehalt . Danach zahlen die gesetzlichen Kassen ihren Versicherten bei krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit in der Regel Krankengeld. Es beträgt für gewöhnlich 70 Prozent des Brutto-Lohns.
Was sind die zentralen Forderungen?
Die Kernidee lautet: Künftig sollen sich Arbeitnehmer nur zu 25, 50 oder 75 Prozent krankschreiben lassen, damit sich Arbeitgeber und Versicherungen die Kosten teilen. Damit könnten Erwerbstätige je nach Gesundheitszustand zumindest teilweise ihrer Arbeit nachgehen - sie würden also beispielsweise zu 50 Prozent arbeiten gehen und dafür Lohn erhalten. Die andere Hälfte des Einkommens würde von der Krankenkasse kommen. Ein ähnliches Modell gibt es bereits in Schweden. In Deutschland gilt bisher die Alles-oder-Nichts-Regelung. Es gibt lediglich das Hamburger Modell für Arbeitnehmer, die nach einer längeren Krankheitsphase schrittweise wieder in den Job einsteigen. In so einer Rückkehrphase zahlt allerdings weiterhin die Kasse den Lohn.
Neben der Teil-Krankschreibung schlagen die Sachverständigen auch vor, psychisch Kranke besser zu versorgen. Und weil viele Rückenleiden das Resultat eines ungesunden Lebens- und Arbeitsstiles sind, fordern die Experten auch mehr Präventionsmaßnahmen am Arbeitsplatz - etwa Stehschreibtische oder Bewegungsangebote.
Kann ich bald gezwungen werden, zu arbeiten, obwohl ich krank bin?
Man hört ja immer mal wieder von Fällen, in denen Krankenkassen-Mitarbeiter ihre Versicherten dazu drängen, wieder arbeiten zu gehen. Davor warnt auch die Grünen-Gesundheitsexpertin Maria Klein-Schmeink. Die Expertenempfehlungen dürften nicht dazu führen, dass "auf die Patienten im Krankengeldbezug noch mehr Druck ausgeübt wird als bisher schon oder sie in ihren Rechten eingeschränkt werden." Die Forscher versichern allerdings, dass der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben im Konsens mit den Betroffenen festgelegt werden soll. Wer etwa unter einer Depression leide, habe gute und schlechte Tage. An guten Tagen könne es den Betroffenen sogar Struktur geben, zu arbeiten.
Ab wann soll es die Teilzeit-Krankschreibung geben?
Entschieden ist bisher nichts. Das Gutachten ist lediglich ein Vorschlag mit dem Ziel, die Kosten in den Griff zu bekommen. Bundesgesundheitsminister Gröhe sagte, nun werde diskutiert, welche Reformvorschläge umgesetzt werden könnten.