"Bequemlichkeit ist ein ganz großer Trend in Sachen Verhütung", berichtet Gynäkologin Helga Seyler vom Familienplanungszentrum in Hamburg. Bequem heißt: nicht täglich an die Pillen-Einnahme denken zu müssen, sondern die Sache ein paar Tage oder auch länger einfach mal vergessen zu können. So wie bei Hormonpflaster und Hormonring, die mit Östrogen- und Gestagen-Komponente ähnlich wirken wie die Pille.
Den Ring führt man zu Beginn des Zyklus wie einen Tampon ein, wo er drei Wochen liegen bleibt. Das hautfarbene Hormonpflaster muss man wöchentlich wechseln. Nach drei Wochen ist eine Woche Pause, in der man trotzdem geschützt ist. Mit dem Implantat hat man es noch bequemer: Das mit einem Gestagen beladene Kunststoffstäbchen wird - meist am Oberarm - unter die Haut geschoben und gibt das Hormon drei Jahre lang ab. Die Versagerquote liegt bei nur 0 bis 0,8 (das heißt: Von 100 Frauen, die ein Jahr lang auf diese Weise verhüten, wird nicht mal eine schwanger). Pflaster und Ring haben ebenfalls Werte unter 1 und bleiben anders als die Pille auch während eines Magen-Darm-Infekts zuverlässig.
Vorteil: Bei allen Methoden kommt man mit vergleichsweise geringen Hormonmengen aus. Zumindest beim Pflaster ist der Wirkspiegel im Blut auf diese Weise allerdings sogar höher als bei einer Pille mit vergleichbarer Dosis.
Nachteil: Brustspannen oder Übelkeit sind nicht seltener als bei der Pille; das Thrombose-Risiko scheint sogar etwas größer zu sein. Beim (östrogenfreien) Implantat ist diese Gefahr deutlich kleiner, bei anderen möglichen Nebenwirkungen (Kopfschmerzen oder Haarausfall) muss es jedoch entfernt werden.
Kosten: Hormonring um 48 Euro, Hormonpflaster ca. 40 Euro (Dreimonatspackung), Implantat um 200 Euro plus Einsetzen.
"Die Überzeugung, dass man eine Spirale erst nach dem Kinderkriegen einsetzt, gilt inzwischen als überholt", sagt Gynäkologin Seyler. In Sachen Bequemlichkeit liegen Spiralen eh weit vorn: Alle verhüten über Jahre, und das äußerst sicher. Das Neueste ist eine Hormonspirale speziell für junge Frauen. Sie ist kleiner als das bisherige Modell und ihre Gestagendosis etwa ein Drittel niedriger. Zudem soll die kürzere Liegedauer von drei (statt fünf) Jahren junge Frauen ansprechen.
Auch die (hormonfreie) Kupferspirale setzt sich langsam bei Jüngeren durch. Die Angst, dass mögliche Entzündungen die Fruchtbarkeit gefährden, ist weitgehend unbegründet, wie man heute weiß. Mittlerweile gibt es intrauterine ("in der Gebärmutter") Verhütungsmittel auf Kupferbasis in vielen Größen, auch für die kleine Gebärmutter einer Frau, die noch nicht schwanger war. Das kleinste ist die Kupferkette, deren Knoten in der Gebärmutterwand verankert wird. Auch hier lähmen die freigesetzten Kupfer-Ionen die Spermien.
Vorteil: Sicher sind alle intrauterinen Verfahren, denn Antibiotika, Zeitverschiebung oder Nachlässigkeit können ihnen nichts anhaben. Die Versagerquoten liegen allesamt deutlich unter 1. Und das ganz ohne bzw. mit geringer Hormonbelastung: Die Gestagenspirale greift weniger stark in den Hormonhaushalt ein als die Pille. Das Thrombose-Risiko fällt fast weg.
Nachteil: Nebenwirkungen wie Brustspannen, Depressionen oder Eierstockzysten können trotz der geringen Hormondosis auftreten. Bei der hormonfreien Kupferspirale können sich die Blutungen extrem verstärken.
Kosten: neue Hormonspirale (Jaydess) um 290 Euro, Kupferspirale ab 150 Euro, Kupferkette (Gynefix) rund 300 Euro (jeweils einschließlich Einsetzen).
Die natürliche Familienplanung (NFP) ist eine super Sache: absolut hormonfrei bei einer Versagerquote von nur 0,8 bis 3. Die natürliche, symptothermale Methode zur Empfängnisverhütung ist unter dem Namen "Sensiplan" bekannt. Jeden Morgen vor dem Aufstehen die Temperatur zu protokollieren ist allerdings auch ganz schön mühsam. Genau da setzen neue Hilfsmittel an: Smartphone-Apps und Internet-Anbieter, die die Werte automatisch in Kurven verwandeln (z. B. myNFP oder Myona).
Und es geht noch bequemer und genauer: mit einem Temperatur-Chip oder -Ring, den man in die Scheide einführt und der nachts die niedrigste Temperatur misst (Chip) bzw. rund um die Uhr Werte ermittelt (Ring). Die hohe Sicherheit erreicht die Temperaturmethode aber immer nur zusammen mit der Beurteilung von Gebärmutterhalsschleim und Muttermund.
Vorteil: keine Hormone, nirgends.
Nachteil: An den fruchtbaren Tagen muss man auf andere Verhütungsmittel ausweichen.
Kosten: Starterset beim Endotherm Basal-Chip um 150 Euro, beim Ovula-Ring 220 Euro für drei Monate (Software für weitere Monate ab 21,10 Euro pro Monat). Ein normales, für NFP geeignetes Thermometer gibt es bereits für etwa 3 Euro.
Nachdem die Barrieremethoden ein Stück weit in Vergessenheit geraten waren, könnte sich das jetzt ändern. Denn das neue Diaphragma aus Silikon (Caya-Diaphragma) hat schon rein optisch mit den bisherigen Produkten, die meist hautfarben und zäh daherkamen, nichts mehr zu tun: Es ist lila, ganz dünn, speziell geformt und weich.
Vorteil: Diaphragma und Verhütungskappen kann man bereits vor dem Sex einsetzen und hat - anders als beim Gebrauch von Kondomen - währenddessen den Kopf frei. Das neue Caya-Diaphragma misst ca. 6,5 Zentimeter im Durchmesser und passt fast jeder Frau; im Gegensatz zum herkömmlichen Diaphragma, dessen Größe extra vom Gynäkologen bestimmt werden muss. Es wird wie ein Tampon eingeführt, entfaltet sich vor dem Muttermund zu einem Schutzschild und verhindert so das Eindringen von Spermien.
Nachteil: Das Ganze erfordert etwas Übung, und auch dann liegt die Versagerquote noch bei 14.
Kosten: Caya-Diaphragma um 35 Euro, das dazugehörende Milchsäure-Gel gibt es für ca. 10 Euro pro Tube.
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