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Achtsamkeit Guidos Gewohnheit für mehr Gelassenheit

Guido hat bestimmte Rituale, die ihn gelassener machen
Guido hat bestimmte Rituale, die ihn gelassener machen.
© Christoph Köstlin
Modedesigner Guido Maria Kretschmer teilt mit uns sein allabendliches Ritual für mehr innere Ruhe im Alltag.

Viele von uns kennen das: Wir liegen nachts wach, drehen uns unruhig hin und her, gleichsam dreht sich in unserem Kopf ein Karussell des Grauens. "Was habe ich da nur wieder gesagt?", fragen wir uns immer wieder, während die immer gleiche Szene vor unserem inneren Auge abspielt, in der wir – unserer Meinung nach – alles andere als charmant daherkommen.

Dabei ist es grundsätzlich nicht einmal verkehrt, sich Gedanken über das eigene Verhalten zu machen – allerdings im gesunden Rahmen und mit einer klaren Konsequenz. So zumindest macht es Modedesigner Guido Maria Kretschmer, wie er uns in einem Interview verraten hat.

Wie Guido durch sein Abendritual gelassener wird

Wir alle sagen oder tun auch mal Dinge, die wir im Nachhinein bereuen, sind nicht jede Sekunde des Tages die beste, freundlichste, taktvollste Version unseres Selbst. Das ist in Ordnung, es schadet allerdings nie, ein wenig über das eigene Verhalten zu reflektieren, findet auch Guido. Ort und Zeit ist in seinem Fall der Abend im Bett vor dem Schlafengehen. "Bevor ich einschlafe, gehe ich einmal alles durch, was am Tag passiert ist und überlege: 'Was war da nicht so gut? Hätte ich etwas anderes sagen müssen? Oder hätte ich mich anders verhalten müssen?'" Das mache der Modedesigner jede Nacht.

"Jede Nacht?", fragen wir ungläubig. Und Guido bestätigt die Nachfrage, er könne gar nicht einschlafen, wenn er diesen "Endgang" nicht abendlich hätte. "Und durch diese Reflexion über die eigenen Aussagen und Taten des Tages, dadurch merkt man schon, was man anders machen sollte – aber eben auch, was besonders schön war." Guido könne genauso gut im Bett liegen und denken: "Ach, was war das gut heute, ich durfte so viele gute Leute treffen!"

Für viele von uns liegt nämlich genau darin die Krux: Wir kreisen uns um unsere vermeintlichen Fehler und Schwächen und verlieren dabei leicht den Blick für die Momente, in denen wir uns eben so freundlich, rücksichts- und taktvoll verhalten haben, wie wir das – manches Mal vielleicht auch recht streng – von uns erwarten. "Deswegen muss man auch an alles denken, nicht nur die negativen Dinge." 

Guidos "Abendprogramm" im Detail

Bei Guido verläuft der Abend dann folgendermaßen: "Ich habe ein festes Programm, wenn ich im Bett liege und denke: 'Als ich aufgestanden bin, was habe ich da als erstes gesagt?'" Anschließend würde er durch den Tag gehen – natürlich im Schnellprogramm. "Und du wirst merken, dass es viele Momente gibt, bei denen du denkst: 'Oh, das war heute ein schwieriger Tag.'" Und trotzdem gebe es auch immer Momente, in denen der Modedesigner denken würde: "Das war gut, dass ich da bei mir war." Oder auch: "So etwas sage ich morgen nicht mehr." Oder eben: "Da muss ich dran arbeiten, dass ich mich da mehr zurückhalte."

Natürlich gebe es Momente, von denen der Modedesigner im Nachhinein denkt: "Hoffentlich hat das niemand gemerkt." Wichtig sei, dass man bescheidener in der Interaktion mit sich sei und dass man nicht alles überbewerte. "Man kann sich in der Rückperspektive des eigenen Tages schlecht selbst belügen und es ist genauso ein gutes Trainingscamp, um sich die guten Sachen vor Augen zu führen."

Machen wir es doch wie Guido: Es ist in Ordnung – sogar manchmal ziemlich wichtig – das eigene Verhalten zu reflektieren. Dann aber auch bitte das "Gesamtpaket" betrachten und nicht nur vermeintlich schwierige Momente, in denen du dich nicht so verhalten hast, wie du es gerne hättest. Wichtig ist auch, sich nicht im eigenen Film zu verlieren, sondern Konsequenzen zu ziehen, sich etwas vorzunehmen und es beim nächsten Mal anders zu machen. Du hast etwas gesagt oder getan, was dir abends Bauchschmerzen bereitet? Morgen gehst du die Sache anders an. Und wieder anders. Bis du zufrieden einschlummern kannst.

csc Guido

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