"Oh mein Gott, ist dieser Mensch heiß. Der will doch nie was von mir!" Kommt dir das bekannt vor? Vielen von uns mangelt es in einer Welt von Dating-Apps, Oberflächlichkeit und emotionaler Abwesenheit an Selbstvertrauen.
Zwischen peinlichem Schweigen, urkomischen Momenten und heißen Flirts mit Fremden, die unter Umständen zu Herzensmenschen werden können, treiben uns Fragen um wie: Was für eine Art Mensch möchte ich als Partner:in? Dabei lautet die viel sinnvollere Frage: Was für eine Art Mensch will ich sein? Möchte ich erobert werden oder erobern? Mein (Liebes-)Leben selbst in die Hand nehmen oder mich an die Hand nehmen lassen?
Nicht wenige von uns machen Dates deswegen auch so nervös: Wir wissen nicht, wer uns erwartet. Wie wir diese Person finden werden, aber vor allem, was diese Person von uns halten wird. Jeder Mensch möchte geliebt und geschätzt werden, doch leider scheint vor allem dieser Satz omnipräsent zu sein: "Ich bin nicht gut genug."
"Bitte nimm mich!"
In ihrem Artikel auf "Psychology Today" beschreibt Psychologin Jennice Vilhauer die immense Unsicherheit, die viele von uns verspüren, als "Bitte nimm mich"-Mentalität. Einige mögen sich an ihre Schulzeit erinnern, als die Teams im Sportunterricht gewählt wurden und es immer jemanden gab, die als letzte Person gewählt wurde – vielleicht warst du das auch? Dieses Gefühl, nicht gewollt zu sein – und sei es auch nur für ein Spiel – setzt sich bei manchen Menschen tief in ihrem Innersten ab und begleitet sie bis ins Erwachsenenalter.
"Niemand mag mich, niemand will mich und deswegen bin ich Single. Weil ich es nicht wert bin, geliebt zu werden" – diese und ähnliche Sätze mögen in diesen Menschen umherschwirren und ihr Selbstwertgefühl stark belasten. Es ist unser Naturell, dazugehören zu wollen, weil unser Überleben davon abhängt – vor Jahrtausenden, weil wir sonst nicht in der Wildnis überleben konnten, in der Moderne, weil wir sonst Gefahr laufen, emotional zu verarmen.
Heute bist du am Zug

Doch es ist so: Damals waren wir davon abhängig, von anderen gewählt zu werden. Wir standen wie die Hühner auf der Stange, den Entscheidungen Dritter "ausgeliefert". Aber diese Zeit ist vorbei. Inzwischen sind wir Erwachsene, wir haben uns ein eigenes Leben aufgebaut, sind unabhängig, stark und frei.
Also frage dich: Was für ein Mensch möchte ich sein? Der Mensch, der darauf wartet, ausgewählt zu werden oder der Mensch, der auswählt? Wir sind keine Disney-Prinzessinnen und liegen nicht komatös in einem Traumschloss, darauf wartend, dass uns ein Prinz erlöst. Wir gehen in die Welt hinaus und suchen selbst das Abenteuer!
Mit der Einstellung, selbst der Mensch zu sein, der auswählt – und eben nicht ausgewählt wird – kann sich deine Perspektive auf das Dating grundlegend ändern. Dieser Perspektivwechsel endet nicht bei dir, wie Vilhauer weiter erklärt: "Anstatt sich auf dein eigenes Verhalten zu konzentrieren und darauf, ob du deinem Gegenüber gefällst, konzentriere dich lieber auf das Verhalten der anderen Person. Wie behandelt sie dich? Handelt sie mit Ernsthaftigkeit? Scheint die Person wirklich interessiert an dir oder eher egoistisch zu sein?"
Wie du die kritischen Stimmen hinter dir lässt
Niemand wird von einem auf den anderen Tag die eigene Einstellung ändern können – im Guten wie im Schlechten. Doch diese Tipps können dir auf dem Weg zu einem selbstbewussteren Ich helfen:
- Setze dich mit deiner kritischen Stimme auseinander: Vielen fällt Selbsthass so viel einfacher als Selbstliebe. Warum eigentlich? Was will dir deine innere kritische Stimme sagen, wo verhält sie sich irrational und wenig hilfreich? Welchen Wert könnte sie für dich haben, was ist ihre Rolle in deinem Leben? "Niemand kann erwarten, besser von anderen behandelt zu werden, als man sich selbst behandelt", so die Psychologin.
- Konzentriere dich auf deine positiven Eigenschaften: Was ist liebenswürdig an dir? Nimm dir Zeit, dir in Ruhe die Eigenschaften zu überlegen, die du und andere an dir schätzen. Du kannst hierfür auch nahestehende Personen hinzuziehen, die oftmals einen klareren Blick auf dich haben. Dann gilt es, dich mit diesen Eigenschaften täglich zu konfrontieren: Sag sie dir jeden Morgen vor dem Spiegel auf oder hänge sie dir auf Post-Its an Orte in der Wohnung, die du öfter siehst (zum Beispiel die Wohnungstür).
- Übe, die auswählende Person zu sein: Schau dir das Verhalten deiner Mitmenschen, am besten einer fremden Personen an: Wie verhält sie sich? Würdest du das Verhalten als freundlich, (un)eigennützig oder gar arrogant oder unsicher einordnen? Welches Verhalten würdest du dir von deinem:deiner Partner:in wünschen? Von deinen Freund:innen? Von deiner Familie?
Du bist die Hauptfigur deiner Geschichte – keine Randerscheinung, über deren Schicksal von fremder Hand bestimmt wird. Vergiss das nicht und gehe auf Dates in Zukunft genauso, wie du auch durchs Leben gehst: mit erhobenem Haupt.
Verwendete Quellen: psychologytoday.com, medium.com, self-compassion.org