Fehlende Kommunikation, falsche Vorstellungen über den:die Partner:in oder die nicht mehr so starke Leidenschaft zwischen den sich eigentlich Liebenden. Das können nur einige der Gründe sein, die Menschen zu einer Paartherapie bewegen. Fakt ist: Wer sich eingesteht, dass es ein Problem gibt, kann besser daran arbeiten. Doch oft ist der Gedanke, sich professionelle Hilfe zu holen, für uns gleichbedeutend mit dem Gefühl versagt zu haben. Warum wir aber nur davon profitieren können, zu einer Paartherapie zu gehen und es eigentlich normal sein sollte, zeigen diese Gründe.
1. Es nicht noch schlimmer machen
Oft sehen Menschen in einer Beziehung eher die eigenen Bedürfnisse als die des Partners oder der Partnerin. Am Anfang möchten wir gerne noch dem:der anderen eine Freude machen und geben uns die größte Mühe. Doch irgendwann spielt sich das Paarleben ein und wir vergessen oft, dass eine Beziehung eben nicht nur Spaß macht, sondern auch eine Menge Arbeit ist. Ein Geben und Nehmen, das oft nicht mehr richtig stattfindet.
Schon heißt es: "Nie willst du was mit mir unternehmen" – oder. "Nie interessierst du dich dafür, was bei mir passiert". Und anstatt darüber zu reden, neigen viele dazu, das kleine Problem im Raum stehen zu lassen, bis es zu einem Elefanten heranwächst. Das zehrt wiederum an der Stimmung beider Partner:innen. Oft haben sie gar nicht mehr die Energie, um sich selbst zu helfen. Eine unbeteiligte Person kann ihnen die ersten richtigen Schritte aufzeigen.
2. Paartipps für eine Person
Es klingt erst einmal seltsam, aber zu einer Paartherapie kann tatsächlich auch nur eine Person kommen. Was das bringen soll, fragst du dich? Nun ja. Viele Paare haben das Problem, das einer oder eine der Beziehungspartner:innen partout nicht zur Therapie gehen möchte. Und das, obwohl es zwischen den Liebenden nicht gut läuft.
Statt dann aber komplett auf die therapeutische Hilfe zu verzichten, kann es helfen, erst einmal an sich selbst zu arbeiten und die Situation mit jemandem besprochen zu haben. Die Emotionen, die während des Gesprächs in einem aufkommen, wirken oft befreiend. Außerdem verändert sich die Partnerschaft direkt mit, wenn man an sich selbst arbeitet und das eigene Verhalten reflektiert. Das kann dazu führen, dass der:die Partner:in, der:die gegen die externe Hilfe ist, sich letztlich doch noch dazu entschließt, mitzukommen.
3. Manche Probleme lassen sich schnell lösen
Es muss nicht immer ein ewig langer Prozess voller Tränen und zerrupfter Taschentücher sein, den die Partner:innen in der Therapie antreten. Es kann manchmal ein kurzer Moment des Verstehens sein, ein kleiner Trick, den der:die Therapeut:in den Betroffenen mit auf den Weg gibt. Manche Paare brauchen, um sich besser zu fühlen, nur zwei bis drei Sessions bei ihrer Paartherapie. Andere Paare, die ein Problem vielleicht schon länger mit sich herumgeschleppt haben, brauchen hingegen länger.
4. Freund:innen reichen nicht immer aus
Wir haben oft die Angewohnheit, zu unseren Freund:innen zu stehen. Auch dann, wenn uns bewusst ist, dass sie eigentlich nicht im Recht sind. Bei Beziehungsproblemen kann das eher hinderlich sein. Klar: Es ist total super, wenn wir offen mit anderen Personen über das, was in uns vorgeht, sprechen. Aber eine neutrale Meinung von einem Menschen, der über das nötige Fachwissen verfügt, ist etwas ganz anderes. Vor allem ist deren oder dessen Meinung sehr viel paarorientierter, als die eines:einer Freund:in es oft ist.
5. Jahre des Unglücks gegen Jahre der Einsicht
Viele Paare halten ewig aus, ehe sie sich für eine Paartherapie entscheiden. Oft heißt es dann: "Das geht eigentlich schon Jahre so" oder: "Ich weiß gar nicht mehr, wann es angefangen hat". Oft sind beide Partner:innen über die Jahre von verletzten Gefühlen, Wut und Verzweiflung überflutet worden – und die Masse an Eindrücken, die auf sie eingestürzt ist, hat das Paar quasi mundtot gemacht. Gespräche ankern zu oft in Streit aus, das Arrangement stattdessen: am besten gar nichts sagen. Beide sind unglücklich, können es aber nicht selbst ändern.
Eine Therapie kann dabei helfen, sich wieder gegenseitig zu öffnen und aus einem Nebeneinander in der Paarbeziehung wieder ein Miteinander zu machen. Von dem Konzept der perfekten Beziehung sollten sich aber beide verabschieden – auch mit Therapeut:in. Stattdessen geht es darum, einander und sich selbst besser zu verstehen, Gefühle zu teilen und bestehende Konflikte langsam aufzulösen.
6. Unterschiede akzeptieren
Hand aufs Herz: Wir sehen uns oft nicht so sehr in der Verantwortung wie unser Gegenüber, wenn es um Beziehungsprobleme geht. Unser:e Partner:in ist schuld. Wir probieren doch schon immer zu sprechen, Lösungen anzubieten oder machen Kompromisse für ihn oder sie. Frustriert stellen wir uns die Frage: "Was, soll ich denn noch tun?"
Wir fühlen uns so, als müssten wir öfter miteinander reden oder mehr unternehmen, weil Freund:innen oder die Gesellschaft uns das so zeigen. Doch was denkt eigentlich der:die Partner:in? Manchmal sieht er:sie gar nicht, dass es für dich ein Problem gibt. Zwei Menschen funktionieren nie auf genau die gleiche Art und Weise. In der Therapie lernt ihr, wie der:die Partner:in die Beziehung sieht und wie anders dessen:deren Sicht im Vergleich mit deiner eigenen ist – und vice versa.
Verwendete Quellen: aok.de, brigitte.de, geo.de