Im Kindesalter nehmen wir alles unglaublich intensiv wahr. Die Sonne, die die Haut kitzelt, während wir im Spaghetti-Trägerkleid auf der Straße spielen. Der Geruch des Regens, wenn er nach dem Sommertag auf den Asphalt fällt. Das Gefühl der ersten Liebe, der ersten Reise, die einem signalisieren, dass das Leben wie eine riesige Spielwiese vor einem liegt.
Dann lebt man es. Und plötzlich ist das Gras viel weniger grün, als es von Weitem leuchtete, plötzlich fühlen sich Erfahrungen weniger weltverändernd und der Alltag, naja, deutlich weniger abenteuerlich an, als wir uns das einst ausgemalt hatten. Im Laufe des Erwachsenwerdens erfasst viele von uns der Strudel der Schnelllebigkeit – und spuckt uns schlimmstenfalls erst im Rentenalter wieder aus.
Man ist viel zu beschäftigt damit, zu arbeiten, Kontakte zu pflegen, den Haushalt zu machen, einzukaufen und sich zu fragen, was man essen will, als sich noch mit der Frage auseinanderzusetzen, was man eigentlich wirklich will. Ist das das Leben, das wir uns als Kind erträumt hatten? Sind wir überhaupt glücklich? Oder zufrieden? Oder fühlen wir uns nur okay? Und was müssten wir ändern, um wieder Glücksgefühle zu empfinden? Allein der Gedanke an all diese Aspekte, die gegebenenfalls den ganzen Alltag über den Haufen werfen könnten, überfordert uns manchmal so sehr, dass wir ihn lieber wieder zwischen Wäsche- und Einkaufskorb verstecken.
Aber: Man muss gar nicht sein Leben umkrempeln, um glücklich zu sein. Manchmal hat man sich schlichtweg ein wenig verfahren, steht im Stau und merkt, dass man, naja, gar nicht mehr wirklich lebt, sondern sich vielmehr vom Verkehr mitziehen lässt. Dann können schon winzige Entscheidungen dazu führen, dass wir uns und unser Leben wieder intensiver fühlen. Das kann ein neues oder altes, aber wiederentdecktes Hobby sein. Die Entscheidung, die Reise doch jetzt und nicht erst in zwei Jahren zu planen. Oder auch, sich von alten Vorstellungen zu lösen, die vielleicht gar nicht mehr zu uns passen. Und schon fließt das Leben wieder.
6 Zeichen, dass du gerade mit angezogener Handbremse lebst
Wenn…dann… Sätze
Wenn ich 30 bin, denke ich an Kinder. Wenn ich das Projekt abgeschlossen habe, kümmere ich mich wieder um meine Freizeit. Wenn ich in Rente bin, habe ich endlich Zeit, zu reisen. Ertappt? Oft leben wir in Abhängigkeiten, die wir uns selbst geschaffen haben. Gibt es nicht auch Möglichkeiten, schon jetzt seine Träume zu verwirklichen?
Traumjob, Traumhaus, Traumleben
Apropos Träume: Wir sprechen oft von Idealvorstellungen im Konjunktiv, als seien diese ohnehin nicht erreichbar. Das sorgt zwar dafür, dass wir uns mit weniger zufrieden geben können – aber auch dazu, dass wir uns gar nicht erst trauen, darüber nachzudenken, wie wir unser reales Leben unserer Traumvorstellung annähern könnten. Ist es wirklich das Haus in toller Lage, das wir uns wünschen, oder sehnen wir uns schlichtweg nach einem Garten, den wir uns vielleicht auch in einer anderen Gegend leisten könnten?
Du hast keine Tiefs – aber auch keine Hochs
Wenn man sich so in seinem Leben eingerichtet hat, lebt man oft nur noch so vor sich hin. Das ist okay. Wenn wir unsere Erwartungen herunterschrauben, schützen wir uns vielleicht vor Enttäuschungen, nehmen uns aber auch die Möglichkeit, dass es besser ginge ...
Du hinterfragst nicht mehr
... dazu gehört allerdings, sein eigenes Leben zu hinterfragen. Denn wenn man schon lange in dem gleichen Job, der gleichen Beziehung, der gleichen Wohnung lebt, hat man sich oft schlichtweg daran gewöhnt. Was da frischen Wind ins Leben bringen kann, ist, seine Entscheidungen von Zeit zu Zeit mal zu hinterfragen – und sich dann bestenfalls umso glücklicher wieder darin zu bestätigen.
Du bist heimlich neidisch
Niemand würde von sich behaupten, gerne neidisch zu sein. Manchmal ertappen wir uns trotzdem dabei. Und zwar oft dann, wenn andere sich etwas trauen, bei dem wir uns nicht einmal den Gedanken daran erlauben. Eine offene Beziehung. Alleine in eine andere Stadt zu ziehen. Neu anzufangen. Die große Reise zu machen. Einen Hund zu adoptieren – was auch immer es ist, wenn andere etwas einfach machen, wird uns oft bewusst, dass wir nur zuschauen.
Du machst es allen recht
Das ist das untrügliche Zeichen, dass du dein Leben mit angezogener Handbremse fährst, bei dem wir uns aber alle ertappen dürften: Du versuchst, es allen recht zu machen. Wer mal richtig Gas gibt, könnte dabei ja die Nachbarn mit Lärm belästigen ... Stopp: Es ist ganz normal, auch mal anzuecken und das ist vollkommen okay, denn du musst es vor allem so leben, dass du dich damit wohlfühlst, nicht andere. Denn sonst lebst du das Leben der anderen und nicht dein eigenes.