Mein erster Kontakt mit dem Valentinstag fand in der Schuldisko statt. Zum 14. Februar wurden der Raum, in dem wir sonst Klausuren schrieben, von Tischen und Stühlen befreit, die mittlere Trennwand geöffnet, die Vorhänge geschlossen. Von der Decke funkelten Diskokugeln, in den Ecken bunte Lichter, vor dem Eingang traf man sich an der Süßigkeitenbar. Auf dem Lehrerpult standen ein Lautsprecher, daneben ein Overheadprojektor und eine Box.
Obwohl sämtliche Schulutensilien aus dem Raum entfernt wurden, blieb die Prüfungsatmosphäre. Grund dafür war besagte Box. Über diese konnte man Zettelchen verschicken. Anonym natürlich – denn jede:r von uns wurde zu Beginn mit einer Nummer versehen, die nun als herzförmiger Post-it, na ja, auf dem Herzen prangte. Unübersehbar. Alle drei Lieder wurden nun also Spice Girls und Backstreet Boys von einer Durchsage unterbrochen, welche Zahl sich ein Zettelchen abholen dürfe. Hilfe!
Diese geheimen Liebesbotschaften sollten natürlich für Valentinstagsstimmung sorgen, bei 12-Jährigen sorgen sie auf der ersten Party-Veranstaltung jedoch hauptsächlich für Herzklopfen. Was, wenn man selbst etwa aufgerufen würde? Oder noch schlimmer: Wenn man als einzige kein Briefchen bekommen würde? So endete der Spaß damit, dass wir kichernden Mädchen uns gegenseitig Zettelchen schrieben, Aufregung und bunte Tüte teilten.
Schon damals war man am Valentinstag vom Handeln anderer abhängig. Bis heute ertappen sich manche dabei, am 14. Februar auf ein kleines, romantisches Wunder zu warten – und darunter sogar manche derjenigen, die den Valentinstag abschätzig als Erfindung des Konsums betrachten. Dabei geht es an diesem Datum ja eigentlich um etwas, woran wir uns nicht nur an diesem Tag erinnern sollten: Dass es Menschen gibt, die wir lieben.
Und wen vergessen wir bei all der Liebe gerne mal? Na, uns selbst! Im Zeitalter der Selbstliebe sollte niemand anderes als man selbst ganz oben auf der Liste der Liebenden stehen. Die Beziehung zu uns selbst ist die einzige, die nicht von anderen Menschen abhängig ist. Wenn wir der Liebe also schon einen eigenen Tag widmen, dann vergessen wir dabei doch bitte nicht uns selbst.
Wir nutzen den Valentinstag dieses Jahr also dazu, Amors Pfeil umzudrehen und einzig und allein auf uns zu richten. Wir müssen nicht darauf warten, dass andere uns etwas Gutes tun, uns etwas schenken, sondern erfüllen uns selbst vor allem einen Traum: einen Tag mal nur an uns zu denken, ohne uns dabei egoistisch vorzukommen.
Ob man sich am Valentinstag einen materiellen oder ideellen Wunsch erfüllt, sei jeder:m selbst überlassen. Wenn du dir etwas Schönes gönnen möchtest, haben wir hier Inspiration für dich – diese Dinge schenken wir uns selbst.