John Mayer - "Continuum"
Erinnert ihr euch noch an das grandiose "Your body is a wonderland"? Vor vier Jahren enterte ein junger Amerikaner mit markanter Soul-Stimme mit dieser Schmuse-Single die Charts und vor allem die Konzerthallen - die Live-Qualitäten des Sängers, Gitaristen und Songwriters John Mayer sind legendär. Warum der Junge mit dem Babyface bei uns lange nur als Geheimtipp galt, ist unerklärlich. An der Qualität kann es nicht gelegen haben, denn in den USA räumte er mit seinen ersten beiden Studioalben "Room for Squares" und "Heavier Things" sechsmal US-Platin und zwei Grammys, die wichtigsten Musikpreise der Welt, ab. Aber wie Mr. Mayer selbst sagt: "Bei jeder Trilogie, ist es der dritte Teil, auf den es ankommt."
Dementsprechend bringt der inzwischen 28-Jährige dieser Tage mit "Continuum" sein drittes Album auf den Markt. Und die hat durchaus das Potential für den großen Durchbruch. Die Platte strotzt nur so vor exzellent gespielten R'nB und zeigt, - dem Titel entsprechend - welchen Wandel der Amerikaner durchgemacht hat. So ist vor allem die erste Single-Auskopplung "Wainting on the world to change" ein Versuch, die Einstellung seiner Generation zum Thema Politik zu erklären: "Es soll ein wenig Klarheit darüber bringen, warum weitestgehend Trägheit und Untätigkeit vorherrschen" meint John Mayer.
Um seine Songs klar und strukturiert wirken zu lassen, nimmt der Sänger in fast jedem Song die Geschwindigkeit heraus, nur bei wenigen Stücken geht John aus sich heraus. Das ist ein wenig schade, weiß man doch von den schon erwähnten Live-Gigs, wie sehr der Amerikaner in wilden Gitarren-Stücken versinken und das Publikum mitreißen kann. Dieses Manko machen aber Perlen wie zum Beispiel "The Heart of Life" wieder wett. Schließt man bei den Klängen des Songs die Augen - man hat fast das Gefühl, an einem sonnigen hawaiianischen Strand in einer Hängematte zu liegen und die Seele baumeln zu lassen. Echte Kleinode sind auch Songs wie "Gravity", den John selbst als den vielleicht "wichtigsten Song [...], den ich jemals geschrieben habe" bezeichnet. "Dreaming With A Broken Heart" oder "Vultures" gehören ebenfalls dazu. Bei diesen, aber auch bei allen anderen Songs gilt: Der Mann hat Soul und Blues. Das - in Kombination mit ausgefeilten und anspruchsvollen Lyrics - macht John Mayer zu einem der derzeit besten und modernsten Sänger weltweit.
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Carla Bruni - "No Promises"
Durch Unmengen von Gedichten hat sich Carla Bruni gewühlt, bevor sie die richtigen Texte für die Songs ihres neuen Albums "No Promises" gefunden hatte. Das ehemalige Model hat sich unter anderem Emily Dickinson's "I went to Heaven" angenommen, bei dem sie das Gefühl hat, es sei gerade erst geschrieben worden. "Ich kann nicht glauben, dass es schon mehr als hundert Jahre alt ist", grübelt sie. "Wenn ich mich in den Text vertiefe, denke ich: 'Emily Dickinson ist gerade aufgewacht und hat ihren Traum aufgeschrieben.'" Wie gut sich diese vertonten Träume anhören, ist unbeschreiblich: Die dunkle melancholische Stimme von Carla Bruni ist in allen Songs vordergründig, durch den schlichten Gitarrensound klingen die Stücke pur - und vermitteln vor allem eine so tiefe Entspannung, dass man sich am besten mit einem guten Glas Rotwein in den Sessel kuscheln und träumen sollte.
Marlango - "Automatic Imperfection"
Welch herrlich melancholisches Album. Das spanische Trio aus Sängerin, Pianist und Trompeter liefert mit "Automatic Imperfection" eine manchmal düster, getragen wirkende Platte ab. Den Stil von Marlango könnte man getrost als blues-getränkten Soft-Jazz bezeichnen - die Stimme von Sängerin Leonor Watling schmeichelt dem Ohr. Den zwölf Songs merkt man die klassische Musikausbildung der Bandmitglieder an - die Piano-basierten Songs werden durch Orchesterbegleitung zu Perlen mit sehr schönen Melodien aufgebaut. Genau das Richtige für einen stürmischen Wintertag!
Finkenauer - "Beste Welt"
Finkenauer? Ist das nicht der Kerl, der mit Fettes Brot den Song "An Tagen wie diesen" aufgenommen hat? Genau der! Allerdings ist Pascal Finkenauer bei eingefleischten Musikfans schon lange kein Unbekannter mehr. Nach seinem selbstbetitelten Album von 2004 legt der wortgewandte Mann jetzt mit seiner Platte "Beste Welt" nach. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche CD, die von R'n'B, Rock bis Swing alle Musikstile mitbringt. Immer wieder im Vordergrund: das Piano, das die vielfältigen Gefühle wie Leiden, Euphorie und Niedergeschlagenheit perfekt in Szene setzt. Besonderes Schmankl ist der Song "Scherben" - herzerweichend schön!