Der namenlose Erzähler dieser Geschichte, ein junger israelischer Historiker, promoviert im Fach "Holocauststudien" - nicht, weil es ihn besonders interessiert, sondern weil es dort die besten Stipendien gibt. Er arbeitet sich durch Hunderte Dokumente über die Vernichtungslager, bald ist er Experte, wird Tour-Guide in den Gedenkstätten Auschwitz, Treblinka, Sobidor. Tagein, tagaus erklärt er den Touristen und Nachfahren der Ermordeten, was in den Lagern geschah. Immer intensiver beginnt er sich mit den Details der systematischen Tötung auseinanderzusetzen. Und mit den Fragen, die dahinter liegen - wann ein Mensch zum Mörder wird, ob man den Deutschen vergeben kann. Sodass sich sein Blick auf die Gegenwart vollkommen verschiebt. Das
"Monster", das dem Buch seinen Titel gibt, ist beides, der millionenfache Mord und die Unmöglichkeit, sich seiner angemessen zu erinnern. Es ist ein stilles Buch, eher eine Art Fibel, die deutlich macht, dass im Versuch zu gedenken immer ein Scheitern liegen muss. Der Jurist und Autor Yishai Sarid hat die Form klug gewählt: Sein Text dokumentiert den Versuch, sich bis ins Letzte in die technischen wie psychischen Mechanismen der Tötungsindustrie der Nazis hineinzuversetzen. Gerichtet ist er an den Direktor der Gedenkstätte Yad Vashem, bei dem sich der Erzähler entschuldigen möchte - für eine Eskalation, die, fast zwangsläufig, am Ende steht. (Ü: Ruth Achlama, 176 S., 21 Euro, Kein & Aber)