Larry und die Geister
Larry heißt eigentlich Larissa und möchte nur raus aus Demmin. Kriegsreporterin, das wäre ihr Traumjob, dafür trainiert sie jeden Tag, indem sie zum Beispiel mit dem Kopf nach unten im Apfelbaum hängt. Doch statt in die Ferne zu ziehen, sitzt die gewitzte Neuntklässlerin mit ihrer Mutter in Mecklenburg-Vorpommern fest. Ihre alte Nachbarin, Frau Dohlberg, räumt derweil ihr Haus aus, um ins Heim zu gehen. Jeder Teller, jedes Foto weckt Erinnerungen: an ihre Mutter und ihre kleine Schwester Lotte, an das Jahr 1945. Nach Kriegsende töteten sich in Demmin fast 1000 Menschen, ein hysterischer Massenselbstmord, der als Schatten über der Stadt liegt. Wenn Larry voller Energie im Baum baumelt, sieht Frau Dohlberg dort nur die tote Nachbarin, damals, mit der Schlinge um den Hals. Und wir erkennen, dass der Krieg, den Larry in der Ferne sucht, sehr nah an ihr dran ist. Verena Keßler ist mit "Die Gespenster von Demmin" ein eindrucksvolles Debüt über sprühendes Leben im Schatten des Todes gelungen. (240 S., 22 Euro, Hanser Berlin) B
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