Von den Raben verschont
AIs sie klein war, beschützte ihre große Schwester sie. "Operation Hase", nannte die Ältere den Alarmruf, bei dem sie beide im Auto der Oma ihre Köpfe in Kissen drückten. Im Notfall sollte sie das beim verrücktem Fahrstil der Oma retten. Doch irgendwann, erinnert sich Bettina Flitner, verschob sich etwas zwischen ihnen. Und in ihrer schönen, zupackenden Schwester wuchsen Angst, Unsicherheit, Depressionen. 2017 nahm sie sich das Leben. 33 Jahre nach dem Suizid der Mutter. Warum war sie, die Jüngere, von den schwarzen Raben, wie sie die Depression nennt, verschont geblieben? In ihrem Memoir "Meine Schwester" begibt sie sich zurück in ihre Kindheit zwischen Celle, New York und Köln, mit dem flatterhaften Vater, der fragilen Mutter, der unbegreiflichen Schwester. Dass Bettina Flitner eine der spannendsten deutschen Fotografinnen ist, war bekannt. Aber wie sie es schafft, die Fülle eines Lebens mit all seinen Schatten in leuchtende Prosa zu verwandeln, ist eine Entdeckung. (320 S., 22 Euro., KiWi)
Nützliches & Vergleiche
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