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Die deutsche Stimme von Twilight-Star Robert Pattinson

Robert Pattinson lässt Frauenherzen höher schlagen. Nur spricht er leider kein Deutsch. Das übernimmt Synchronsprecher Johannes Raspe. Was er von dem Typen mit Vampirzähnen hält, lest ihr im Interview. Plus: Die schönsten Bilder aus dem Twilight-Film "New Moon - Biss zur Mittagsstunde"

Die deutsche Stimme von Twilight-Star Robert Pattinson

Seit der Verfilmung des ersten Twilight-Romans himmeln die Fans den britischen Schauspieler Robert Pattinson an. Er spielt den glutäugigen Vampir Edward, der sich in die schöne Bella (Kristen Stewart) verliebt hat. Die deutsche Stimme des Twilight-Vampirs gehört Johannes Raspe. Wie er zu dieser Rolle kam und welche Szene ihm besonders viel Spaß gemacht hat, erzählt uns der Schauspieler und Synchronsprecher im Interview.

"Der schaut dir ähnlich, das nehmen wir mal auf!"

Brigitte Young Miss: Was ist es für ein Gefühl zu wissen, dass die Mädels im Kinosessel reihenweise dahin schmelzen, wenn sie Ihre Stimme hören?

Johannes Raspe: Als ich den Film aufgenommen habe, wusste ich gar nicht, dass Robert Pattinson so ein Frauenschwarm ist. Meine Kollegin Annina Braunmiller, die die Bella spricht, war ganz heiß auf die Bücher und kannte damals schon den dritten Teil. Ich selbst hatte keine Ahnung von dem ganzen Rummel. Ich war für einen anderen Film im Studio, als der Trailer von Twilight ankam und es hieß: "Der schaut dir ähnlich, komm, das nehmen wir mal auf." Ich wusste nicht, wer der Typ war, wie alt er ist, wo er herkommt. Ich stand da, sah einen geschminkten Kerl mit Vampirzähnen und sagte einen Satz. Das war's.

Brigitte Young Miss: Wie oft haben Sie den Original-Film vor dem Synchronisieren gesehen?

Johannes Raspe: Bei großen Projekten wie Twilight gibt es ziemlich strenge Kopierschutz-Maßnahmen. Ich habe den Film vorab nur ein Mal auf einem zehn Zentimeter großen Bildschirm in schwarz-weiß anschauen können. Auch bei den Aufnahmen hatten wir nur ein Schwarz-Weiß-Bild mit einem riesigen weißen Kreuz in der Mitte. Das macht das Arbeiten nicht einfacher. Um in die richtige Stimmung zu kommen, haben wir uns einzelne Szenen dann oft zusammen angeschaut, bevor wir sie Satz für Satz aufgenommen haben.

Brigitte Young Miss: Haben Sie die Bücher inzwischen gelesen?

Johannes Raspe: Ehrlich gesagt nein. Wenn ich einen Film gesehen habe, lese ich eigentlich nie danach noch das Buch. Dann ist irgendwie die ganze Spannung raus. Ich würde mich selbst auch nicht unbedingt als riesigen Twilight-Fan bezeichnen.

So klingt Robert Pattinson auf Deutsch

Brigitte Young Miss: Gab es eine Stelle im Film, die beim Synchronisieren besonders viel Spaß gemacht hat?

Johannes Raspe: Ja, und zwar die Szene, wo Edward Bella mit auf den Berg nimmt. Er zeigt sich zum ersten Mal in seinem Glanz, dreht dann durch und reißt einen Baum raus. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht, weil alles drin ist: Edward zeigt seine Macht und versucht trotzdem, weich rüberzukommen. Es geht um diesen Zwiespalt: Er liebt sie, aber er will, dass sie sich von ihm fernhält.

Brigitte Young Miss: Und was war besonders schwierig?

Johannes Raspe: Nicht unbedingt eine ganze Szene, sondern spezielle Sätze. Einige wurden aus dem Buch eins zu eins übernommen, weil es Schlüsselsätze sind, die die Fans erkennen. Diese Sätze passen natürlich nicht auf die Lippenbewegungen der Schauspieler. Also muss man versuchen, das eine Wort zu dehnen und das nächste ganz schnell zu sprechen - dabei noch in der Stimmung der Szene zu bleiben, ist wahnsinnig kompliziert. So einen Satz sagt man dann 15 oder 20 Mal, bis er wirklich passt.

Brigitte Young Miss: Sind Sie auch im nächsten Twilight-Film "New Moon - Biss zur Mittagsstunde" zu hören?

Johannes Raspe: Ich gehe davon aus, einen Vertrag habe ich allerdings noch nicht. Derzeit wird noch an der Übersetzung des Drehbuchs gearbeitet. Es ist auch nicht so, dass ich Robert Pattinson immer synchronisiere. Wenn er in einem anderen Film bei einem anderen Verleih mitspielt und denen meine Stimme nicht passt, spricht ihn jemand anders. Das passiert immer wieder. Ich habe auch schon Jake Gyllenhaal gesprochen, dann ging der nächste Film an einen anderen Verleih und ein anderer Sprecher bekam die Rolle

Synchronsprecher für Stones und Southpark

Brigitte Young Miss: Wie kommt man als Schauspieler überhaupt zum Synchronsprechen?

Johannes Raspe: Der normale Weg ist vermutlich über die Sprecherausbildung an der Schauspielschule. Bei mir war es anders. Mein Vater hat früher schon Filme synchronisiert. Irgendwann rief ein Aufnahmeleiter bei uns zu Hause an, meine Schwester ging ans Telefon und erzählte dem Mann von mir. Die Hauptrolle einer Puppen-Serie namens Flickerl und Fleckerl war ausgefallen, weil der Junge in den Stimmbruch gekommen war. Also haben sie mich eingeladen, ich habe es ausprobiert und es hat Spaß gemacht.

Brigitte Young Miss: Also haben Sie keine klassische Sprecherausbildung?

Johannes Raspe: Nein, ich habe das Sprechen von zu Hause mitbekommen und später im Studio gelernt. Beim Synchronisieren geht es sowieso eher um Betonungen als um die feine Bühnensprache, die würde falsch und aufgesetzt klingen.

Brigitte Young Miss: Was war denn die schrägste Rolle, die sie bisher gesprochen haben?

Johannes Raspe: Ich habe den jungen Keith Richards in einem Stones-Film gesprochen, und der war echt fertig. Das war ziemlich spannend.

Brigitte Young Miss: Bei Southpark waren Sie auch schon zu hören, oder?

Johannes Raspe: Ja, das stimmt. Aber ich war keine der Hauptfiguren, sondern habe Nebenfiguren gesprochen, die nur kurz aufgetaucht sind.

Brigitte Young Miss: Gucken Sie Filme privat lieber im Original oder in der synchronisierten Fassung?

Johannes Raspe: Mittlerweile wieder in der synchronisierten Fassung. Aber es gab eine Zeit, in der ich nur in Original-Kinovorstellungen gegangen bin, weil ich die Synchronisationen ganz fürchterlich fand. In den letzten Jahren hat sich einiges geändert, die Leute sprechen endlich normaler.

Am 10. Juni erscheint "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" auf DVD, Anfang 2010 kommt der zweite Teil "New Moon - Biss zur Mittagsstunde" in die Kinos.

Interview: Julia Müller

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