Die Zwangsheirat
Preußen, im 19. Jahrhundert: Sorglos und lebendig tanzt die 17-jährige Effi Briest (Julia Jentsch) durch ihr Leben. Doch das ändert sich schlagartig, als Effi auf Wunsch ihrer Eltern den fast 20 Jahre älteren Baron Geert von Innstetten (Sebastian Koch) heiraten soll, der zudem ein früherer Verehrer ihrer Mutter (Juliane Köhler) war. Aus Vernunft und zum Frieden aller, willigt die brave Tochter Effi in die arrangierte Heirat ein und zieht mit ihrem Angetrauten nach Kessin, um seine politische Karriere voranzutreiben.
Leidenschaft und Ehebruch
Doch in dem ruhigen Städtchen an der Ostsee beginnt für Effi ein Leben, das sie verzweifeln lässt. Der Baron ist selten anwesend, sie hat kaum Freunde, seltsame Spukgeschichten rauben ihr den Schlaf. Als der smarte Major Crampas (Misel Maticevic) in ihr Leben tritt, blüht sie auf. Die beiden beginnen eine stürmische Affäre voller Leidenschaft - obwohl sie wissen , dass ihre heimliche Liebe keine Chance hat.
Ein Ausweg aus der hoffnungslosen Liebe zu Crampas naht, als sich bei Effis Mann endlich der berufliche Erfolg einstellt und sie nach Berlin ziehen. Sechs Jahre später, als die kränkliche Effi von einer Kur zurückkommt und ihre Eltern besucht, gelangen die alten Liebesbriefe von Crampas durch Zufall in die Hände des Barons. Gedemütigt fordert er den ehmaligen Liebhaber seiner Frau zu einem Duell auf, bei dem Crampas stirbt. Effis Ehe zerbricht, sie verliert ihre Tochter Annie und auch ihre Eltern verstoßen sie.
Effi überlebt und wird eine selbstbewusste Frau
In Theodor Fontanes Klassiker verzweifelt Effi an ihrem Schicksal und stirbt vor Einsamkeit. Die Regisseurin Hermine Huntgeburth versucht in ihrer Neuverfilmung, das Liebes- und Ehebruchsdrama in die heutige Zeit zu übersetzen. Also überlebt Effi und entwickelte sich zu einer selbstbewussten Frau, die ein neues, unabhängiges Leben beginnt.
Doch diese schlagartige Entwicklung zu einer selbstbewussten Frau, die ohne Mann ein Leben in der Gesellschaft führen kann, kommt tatsächlich etwas zu schlagartig und wirkt gewollt. Zwangsläufig stellt sich die Frage warum sich Effi nicht schon viel früher gegen ihr Schicksal gewehrt hat.
Die Vorlage für das neue Ende bot Elisabeth von Ardenne
Die Vorlage für dieses neue Ende lieferte das wahre Leben der Elisabeth von Ardenne, die auch Theodor Fontane als Vorbild für seine Effi Briest diente. Sie lebte nach einem Ehebruch alleine weiter und starb 1952 mit 99 Jahren.
Insgesamt ist Effi Briest ein ruhiger Film mit soliden schauspielerischen Leistungen. Unaufgeregt und etwas schleppend, was auch die provokanten Nacktszenen nicht ändern können. Und ob eine fünfte Verfilmung des Literaturklassikers, zudem mit neuem Ende, wirklich nötig war, ist wohl Geschmackssache. Vielleicht ist man immer noch besser mit dem Buch von Theodor Fontane bedient und lässt die dramatische Geschichte der Effi Briest lieber im eigenen Kopf spielen.