Kostümdrama nach einer wahren Geschichte
England 1774: Die 17-jährige adelige Georgiana Spencer (Keira Knightly) wird von ihrer Mutter (Charlotte Rampling) mit dem einflussreichen Herzog von Devonshire (Ralph Fiennes) verheiratet. Anfangs ist die hübsche Georgiana begeistert, da sie sich sicher ist, dass der Herzog sie vergöttert. Doch ihr viel älterer Ehemann zeigt schnell, dass er sie nicht liebt und es sich um eine Zwangsheirat handelt. Als sie ihm dann auch nur zwei Mädchen und keinen Stammeshalter gebärt, lässt er sie links liegen und vergnügt sich lieber mit seinen Zofen und der besten Freundin seiner Frau.
Auf der Suche nach dem eigenen Glück
Georgiana fühlt sich in der Ehe gefangen und gedemütigt. Um ihr sinnloses Leben mit Inhalt zu füllen, stürzt sie sich in das gesellschaftliche Leben. Sie vergnügt sich auf Bällen und mit pompöser Mode. Dann trifft sie auf den ungestümen Politiker Charles Grey (Domenic Cooper) und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Romanze. Zum ersten Mal ist Georgiana wirklich glücklich und erfährt, was wahre Liebe bedeutet. Doch ihr Glück ist von kurzer Dauer. Ihr Ehemann duldet die Liebe nicht und stellt Georgiana vor eine schwere Entscheidung: Entweder die Liebe zu Charles oder die eigenen Kinder.
Oscar für das Beste Kostümdesign
Nach der Bestseller-Biografie vom Amanda Forman kreiert Saul Dipp ein aufwendig inszeniertes Historiendrama, basierend auf der wahren Geschichte der lebenshungrigen Georgiana von Devonshire. Das Kostümdesign hat einen Oscar bekommen.
Interview mit Keira Knightly
Sie ist Englands aufregendster Star und eine der ganz großen Kinoentdeckungen. Ihren Durchbruch schaffte Keira Knightley 2002 mit dem Film "Kick It Like Beckham". Weltberühmt wurde sie in der Rolle der Elizabeth Swann an der Seite von Johnny Depp in "Fluch der Karibik". Die Schauspielerin mit schottischen Wurzeln spricht über ihren neuen Film, über starke Frauen und die Herausforderung, immer wieder in neue Rollen zu schlüpfen.
Ich liebe es, in andere Charaktere zu schlüpfen
Miss Knightley, was wussten Sie von Georgiana, Herzogin von Devonshire, als Sie das Drehbuch erhielten? Gar nichts - ich hatte noch nie von ihr gehört. Aber als das Drehbuch kam, waren daran drei große Straußenfedern mit einem goldenen Band befestigt. Ich dachte mir nur‚ egal was es ist, das ist fantastisch. Dann habe ich das Drehbuch gelesen, und ich fand es wunderbar. Georgina war eine faszinierende Persönlichkeit, politisch einflussreich und eine Stil-Ikone und doch jemand, der unheimlich verletzlich und ganz furchtbar einsam war. Eine faszinierende Kombination.
Hatten Sie denn nicht Angst, dass Sie die Rolle nicht ausfüllen können? Die ist immer da, gerade im Schauspielgeschäft muss man akzeptieren, dass die Dinge manchmal nicht so laufen wie man es gerne hätte. Man muss immer damit rechnen zu scheitern. Aber ich will gar keine Rollen spielen, die keine Herausforderung darstellen. Ich habe immer Angst, dass alles schief geht und ich ganz fürchterlich spielen könnte, aber das hält mich nicht auf.
Georgiana wird auch oft mit Prinzessin Diana verglichen. Sehen Sie da irgendwelche Parallelen? Eigentlich nicht. Ich war erst elf, als Diana verunglückte. Ich kenne natürlich all die Bilder, weiß aber fast nichts von ihrer Geschichte und kann auch keine Vergleiche ziehen. Für mich war sie kein Vorbild für die Figur, schließlich gibt es eine umfassende Biografie über das Leben von Georgiana, und wir hatten alle Informationen, die wir brauchten.
Was haben Sie eigentlich zuerst gelesen, das Drehbuch oder die Biografie? Zuerst das Drehbuch, dann erst die Biografie, und die gleich mehrmals. Das Problem bei biographischen Filmen ist, dass man so unheimlich viele Informationen hat, und im Film muss man sich einfach auf die eine Geschichte, die man erzählen will, konzentrieren. Man hat ja nur zwei Stunden. Dasselbe gilt für die Figuren. Es ist ganz wunderbar, wenn man ihren Hintergrund kennt, ihre Briefe gelesen hat und so weiter, aber alle müssen sich ganz eng an das Script halten. Trotzdem war es natürlich klasse, all die Informationen zu haben - dieses Wissen irgendwo im Hinterkopf zu haben, hilft ungemein.
Weil wir gerade über Ihren Kopf sprechen, es gibt eine Szene im Film, da brennen Ihre Haare, genaugenommen die Perücke. Stand die tatsächlich in Flammen? Leider nicht. Unser Regisseur Saul wollte sie in Brand stecken und ich hätte auch mitgemacht, aber die Leute von der Versicherung haben uns das nicht erlaubt. So wurde das Ganze im Computer realisiert.
Was halten Sie davon, wie Ihr Film-Ehemann zum Thema Liebe steht? Das ergab eine sehr interessante Dynamik zwischen den Figuren. Die Vorstellung, mit einem Mann zusammenzuleben, den man überhaupt nicht versteht, ist fast so wie zwei Magnete, die sich abstoßen. Das mit Ralph Fiennes zu erkunden, war wirklich spannend. Von meiner besten Freundin hintergangen zu werden und doch mit ihr leben zu müssen, diese ganze Bandbreite an Gefühlen, von enger Freundschaft über Hass bis hin zum gegenseitigen Respekt, das war unheimlich interessant. Georgiana findet sich ja in einer furchtbaren Situation wieder und schafft es doch an ihr zu wachsen, jedoch nicht ohne Narben davon zu tragen.
Sie sehen sie also nicht als Opfer? Ich habe sie nie als Opfer gesehen, das wäre auch keine Figur, die ich gerne spielen würde. Natürlich ist das, was mit ihr passiert, ganz furchtbar. Aber Ralph und ich haben sehr darauf geachtet, keine Täter-Opfer Story zu drehen. Ja, sie wurde unterdrückt, aber eigentlich sehe ich sie als die Stärkere von beiden.
Wie finden Sie eigentlich Ihre Rollen, welche Art Herausforderung suchen Sie? Und ganz konkret: Wo sehen wir Sie als nächstes? Demnächst kommt „Edge of Love“ ins Kino. Was die Herausforderungen betrifft, die können überall stecken. Ein zeitgenössischer Film wäre eine Herausforderung. Ich liebe es einfach, in andere Charaktere zu schlüpfen. Ich versuche nicht, mich selber in einer Rolle wiederzufinden, ich suche auch nicht nach biografischem Material. Am liebsten sind mir Figuren, die sich von mir selbst so sehr unterscheiden wie nur irgend möglich. Je näher mir eine Figur steht, desto schwieriger finde ich es, sie zu spielen. Jemanden zu spielen, der mir selbst sehr ähnlich ist, das wäre insofern wohl die größte aller Herausforderungen.
Alexander Feldmann