VG-Wort Pixel

Im Kino: Nanny Diaries

Eigentlich soll Annie in die Wirtschaft, doch stattdessen kümmert sie sich als Nanny um einen verzogenen Bengel aus der Upper East Side. Scarlett Johansson als Kindermädchen in einer netten Komödie über Manhattans versnobte Oberschicht -

image

Etwas Bodenständiges soll Annie Braddock (Scarlett Johansson) lernen. Einen Job in der Bank stellt sich ihre Mutter vor, die in einer Arbeitersiedlung in New Jersey lebt. Ihre Tochter soll es einmal besser haben. Doch das Vorstellungsgespräch in New York setzt die frisch gebackene College-Absolventin in den Sand. Wie soll es nun weitergehen? Wie es das Schicksal will, rennt ihr im Central Park ihr neuer Job direkt in die Arme - in Form eines Fünfjährigen, den sie vorm Zusammenstoß mit einem Fahrradfahrer bewahrt. Sofort wird sie von dessen High-Society-Mum, der exzentrischen Mrs. X, engagiert. Aus Annie wird Nanny. Eine perfekte Auszeit, um sich klar zu werden, was sie wirklich will. Ohne dass ihre Mutter davon weiß, zieht Annie bei ihrer neuen Gastfamilie in der Park Avenue ein.

Im Kino: Nanny Diaries

Erdnussbutter statt Französischunterricht

image

Doch was zunächst nach leicht verdientem Geld aussieht, entpuppt sich schnell als Horrortrip. Während Annie zur Ersatzmama des verzogenen Grayer (Nicholas Reese Art) wird und kaum noch ein Privatleben hat, ist Mrs. X damit beschäftigt, zwischen Charity-Meetings, Dinner-Partys und Shopping hin und her zu springen und nebenbei noch ihre verkorkste Ehe aufrechtzuerhalten. Doch Ehemann Mr. X (Paul Giamatti) vergnügt sich derweil lieber mit seiner Assistentin, anstatt sich um die Familie zu kümmern. Weil sie sich nicht strikt an die Erziehungsmethoden seiner Mutter (auf dem Plan stehen ausschließlich probiotische Ernährung, Französischunterricht und Museumsbesuche) hält, gewinnt Annie nach und nach - dank Erdnussbutter und Marmelade - das Herz von Grayer. Und auch der gutaussehende Nachbar Hayden (Chris Evans), alias Harvard Hottie, hat es ihr angetan. Allerdings ist Mrs. X davon alles andere als begeistert und installiert eine Nannycam -- die nicht nur Annie zum Verhängnis wird.

Kritik an der reichen Oberschicht

image

Die Absicht von "Nanny Diaries", der auf dem gleichnamigen Bestseller basiert, ist klar: Kritik an der versnobten Oberschicht der Upper East Side von Manhattan. Reiche Mütter, die sich lieber um Partys und Vergnügen als um ihre Kinder kümmern und die arme Mädchen als Fulltime-Ersatzmamas ausbeuten.

Scarlett Johansson spielt dabei die Rolle der modernen Mary Poppins, die das scheinbar glückliche und luxuriöse Leben von Familie X in Frage stellt und dabei sich selbst findet. Johansson zeigt nach ernsten Filmen wie "Lost In Translation" oder "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" eine ungewohnt witzige Seite. Trotzdem sind es neben den komischen und nervenaufreibenden Szenen vor allem die rührenden und vertrauten Momente zwischen Annie und Grayer, die den Film liebenswert machen. Grandios ebenfalls Laura Linney als narzisstischer Kontrollfreak, der es wichtiger ist, den Schein zu wahren als sich um das Wohl ihrer Familie zu sorgen. Auch Nicolas Art gibt als Grayer einen richtig unsympathischen Bengel ab, den man am Ende aber einfach ins Herz schliessen muss. Auch Soulsängerin Alicia Keys in der Nebenrolle als Annies Freundin und Augenweide Chris Evans als Harvard Hottie machen ihre Sache gut. Schade nur, dass von Paul Giamatti nur wenig zu sehen ist.

Fazit: Nanny Diaries ist eine Mischung aus Kindermädchen-Story, romantischer Komödie und Ehedrama auf unterhaltsamem Niveau.

Fotos: Central Film

Mehr zum Thema