
Die Sonne scheint, die Vögel singen und das Geld fließt in Strömen in die Staatskasse. Kurzum: Das Leben der Kaiserfamilie auf Schloss Schöngrün ist einfach schön. Die Tage verbringt Kaiser Franz damit, seiner Lissi Schokolad-Kugeln in den Mund zu golfen, am Abend gibt die Gattin Vorstellungen à la Moulin Rouge. Und selbst auf den tüchtigen Feldmarschall ist Verlass, gewissenhaft bringt er mit der Kraft seiner Lunge den Wellness-Pool seines Chefs zum Blubbern.
Doch eines Abends wird die Kaiserin entführt - vom Yeti. Der will Lissi dem Teufel bringen - mit dem das zottelige Monster einen Deal abgeschlossen hatte, als er in eine Felsspalte gefallen war: Bringt er ihm die schönste Frau der Welt, wolle der Belzebub dem Yeti sein Leben schenken. Kaiser Franz nimmt mit dem Feldmarschall und der Kaisermutter die Verfolgung auf, um seine große Liebe zu retten.
Größtes Problem: Die Animation
"Lissi und der wilde Kaiser" ist nach "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" - immerhin die erfolgreichsten deutschen Filme - das dritte Werk von Comedian Michael "Bully" Herbig. Auch bei "Lissi" griff Bully wieder auf Sketche aus der "Bullyparade" zurück - doch diesmal ließ er die Figuren seiner Geschichte animieren. Und das ist das größte Problem des Films: Lissi, Franz, der Yeti (der in seiner Konzeption sehr an den grünen "Shrek" erinnert) und die anderen Figuren wirken hölzern und geistlos. Die Mimik und Gestik, die die Originalschauspieler Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian so überzeugend und pointiert herüberzubringen vermochten, fehlt den Animationsfiguren.
Die Frisuren wirken hart, gleiches gilt für die Kleidung und die Umgebung kommt leblos und langweilig daher. Auch wenn man dem Filmteam zugute halten kann, dass man weniger Technik und weniger Budget zur Verfügung hatte, muss sich Bully einen Vergleich mit den Werken der großen amerikanischen Studios wie zum Beispiel Pixar gefallen lassen. Ergebnis: In Punkto Animationstechnik kann "Lissi" nicht mithalten.
Der Funke will nicht überspringen

Die Qualität der Animation ist mäßig, ob die Gags, die doch das Wichtigste an einem Bully-Film sind, dies wieder herausreißen können? Die Antwort lautet leider nein. Verweise auf Hollywood-Blockbuster wie "Fluch der Karibik" und "King Kong" hat man ähnlich und vor allem schon besser in der "Shrek"-Reihe gesehen. Natürlich gibt es einige wenige Highlights, doch insgesamt wollen Bullys Gangs einfach nicht zünden. Die klassischen "Bullyparaden"-Wortwechsel sind eben genau das: klassisch, schon mal dagewesen. Auch wenn die Macher sich Mühe gegeben haben, jede Szene mit Gags auszustatten, so richtig lachen will man nicht. Schmunzeln ja, losbrüllen nein. Das Fehlen von Mimik und Gestik sind wohl ein großer Grund hierfür.
Warum also ist Bully nicht selbst ins Kaiserinnen-Kostüm geschlüpft? "Für einen kurzen Sketch im Fernsehen hätte ich mir das vielleicht auch noch mal vorstellen können. Aber für einen großen Film auf der großen Leinwand? Da kann ich in der Rolle einer schönen Frau einfach nicht überzeugen! Natürlich hatte ich auch Angst vor der Kussszene mit Christian Tramitz. Das hätten die Leute auch nicht wirklich gern gesehen. Die meisten, zumindest..." Auch auf sein Alter verweist Bully bei derartigen Fragen. So richtig überzeugend ist diese Antwort allerdings nicht.
Charmante Charaktere
Charme gewinnt "Lissi und der wilde Kaiser" allerdings durch die Vielzahl an skurrilen Charakteren. König Bussi von Bayern, der Rocker-Monarch aus der "Bullyparade", ist genauso liebenswert wie der Feldmarschall. Vor allem die Vertonung der Figuren ist absolut gelungen: Badesalz als hessischer Teufel und sein Echo sind sehr amüsant, der Kammerjäger Ignaz aus dem bayerischen Hinterland - den keiner versteht - ist ein Highlight des Films und der Yeti mit eindeutigem rheinischem Einschlag herrlich schräg.
Fazit: Nicht alles ist schlecht am neuen Bully-Film - trotzdem wäre uns eine Realverfilmung von "Lissi und der wilde Kaiser" lieber gewesen.
