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Audrey Tautou: Für immer Amélie?

Jetzt spielt sie Coco Chanel, aber Audrey Tautou wird immer Amélie aus "Die fabelhafte Welt der Amélie" sein. Oder? BRIGITTE-Autor Stephan Bartels hat acht Tautou-Filme auf den Amélie-Faktor getestet. Neu im Kino: Die Film-Tipps der Woche

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Audrey Tautou, 32, Schauspielerin aus der Auvergne, hat eine Stalkerin: Die heißt Amélie Poulin, kommt vom Montmartre in Paris und war die Hauptfigur in "Die fabelhafte Welt der Amélie". Weil Tautou in der Rolle so erfolgreich war, hat sie keine Möglichkeit, die Amélie loszuwerden. Ein neuer Tautou-Film? Ah, Amélie ist wieder da!

Elf Filme hat Audrey Tautou seitdem gedreht. Weil sie jetzt als Coco Chanel im Kino zu sehen ist, möchte ich prüfen, ob sie das Amélie-Stigma verdient hat. Indem ich einige Tautou-Filme auf ihren Amélie-Faktor teste: Wie großäugig und versponnen wirkt sie? Ich hole Croissants, koche Café au lait und drücke die Fernbedienung ...

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"Unglaublich" (2001) Tautou spielt ein Model, das nacheinander zu mehreren Religionen übertreten will. "Unglaublich" ist vor allem unglaublich mies. Nicht trotz Audrey Tautou, sondern leider wegen ihr, weil sie einen Aufguss ihrer Amélie präsentiert, aber ohne Charme. Und der war doch die Hauptsache. Amélie-Faktor: 10 Prozent.

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"Wahnsinnig verliebt" (2002) Film zwei nach "Die fabelhafte Welt ...". Und schon weiß der Verleih, wie man das Ding vermarkten muss: "Amélie auf Abwegen" steht auf dem Cover der DVD. Tautou spielt eine Psychopathin, und das macht sie richtig gut. Sie ist einsam, verträumt, elfengleich wie Amélie - bloß in Böse. Amélie-Faktor: 70 Prozent.

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"Kleine schmutzige Tricks" (2002) Audrey als illegal in London lebende Türkin, die in einem Hotel putzt. Verschreckt und einsam. Das geht nicht gut. Nach zwei Dritteln nicke ich kurz weg. Amélie-Faktor: wegen Aussehen und Verträumtheit 45 Prozent.

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"L'Auberge Espagnole" (2002) Auf dem Cover wird ihr Name zuerst genannt, dabei ist die Rolle winzig: sechs Minuten als (meist schmollende) Freundin eines Austauschstudenten in Barcelona. Amélie-Faktor: mangels Masse 10 Prozent.

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"Mathilde - Eine große Liebe" (2004) "Amélie in den Zeiten des Krieges" steht auf dem Cover. Regisseur ist wie bei "Amélie" Jean-Pierre Jeunet (der auch den Spot für Chanel No 5 mit Tautou gedreht hat). Tautou ist fantastisch. Ist sie nur dann richtig gut, wenn die Geschichte ein bisschen verrückt ist? Amélie-Faktor: 85 Prozent. Und das meine ich positiv.

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"Der Da Vinci Code" (2006) Hollywood, endlich! Reduziert kommt Tautou rüber, Beiwerk ohne eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Tom Hanks trägt den Film. Amélie-Faktor: 5 Prozent, für ihre Augen. Aber für die kann sie nichts.

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"Zusammen ist man weniger allein" (2007) "So wie 'Die fabelhafte Welt der Amélie, nur schöner' (BRIGITTE)", steht auf dem Cover. Auch wir: in der Amélie-Image-Falle! Diese Verfilmung eines Anna-Gavalda-Romans packt mich nicht. Vielleicht ist es die Fallhöhe: Eben war Tautou im "Da Vinci Code" die letzte Nachfahrin Jesu Christi, jetzt eine schwindsüchtige Künstlerin. Amélie-Faktor: 15 Prozent.

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"Coco Chanel" (2009) Traurige Kindheit im Waisenhaus, kurze Karriere als Varieté-Sängerin, dann Revolutionärin der Modewelt: Tautou spielt die Coco Chanel als mutige und sehr emanzipierte Frau - mit einem grimmigen Gesichtsausdruck, der Amélie das Fürchten lehren würde. Amélie-Faktor: 0 Prozent, endlich!

Text: Stephan Bartels

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