Caroline Wahl: "22 Bahnen"
Manchmal legt das Leben einen miesen Start hin. Während ihre Freunde nach dem Abi weggezogen sind, steckt Tilda noch immer in der Kleinstadt fest, die sie so anödet. Ihre Tage sind durchgetaktet: Mathestudium, jobben im Supermarkt und dabei immer ein Auge auf ihre neun jährige Schwester Ida, weil die Mutter betrunken auf dem Sofa liegt. Tildas einziger Lichtblick: das Schwimmen. Im Pool trifft sie Viktor, dessen Familie bei einem Autounfall gestorben ist und mit dessen Bruder Tilda früher befreundet war. Dann wird ihr eine Promotion in Berlin angeboten. Und plötzlich ist da wieder Hoffnung: auf ein eigenes Leben, Liebe, eine Zukunft. Caroline Wahl erzählt in ihrem Debütroman nie kitschig, immer schonungslos und gleichzeitig so berührend, dass ich möchte, dass es nicht aufhört und das Leben doch noch die Kurve kriegt. 208 S., 22 Euro, Dumon
Ermal Meta: "Morgen und für immer"
Basierend auf Erinnerungen von Landsleuten erzählt Ermal Meta die Geschichte des albanischen Bauernjungen Kajan. Was er zwischen 1943 und 1991 erlebt, schrammt immer wieder an der Grenze des Erträglichen. Seine Mutter ist Parteifunktionärin, seine große Liebe verschwindet plötzlich. Unfreiwillig landet er im Westen und Jahre später schließlich doch im Arbeitsla ger. Kajan flieht in die Musik und in die Liebe, aber auch er überlebt die Hölle der Diktatur nur knapp. Ü: Peter Klöss, 528 S., 25 Euro, hanserblau
Maria Pourchet: "Feuer"
Ein Buch wie ein Ringkampf: auf der einen Seite Laure, Professorin und Mutter, erstarrt in ihrem leidenschaftslosen Familienleben; auf der anderen der Banker Clément, der mit seinem Hund spricht. Sie stürzen sich in eine Affäre. Fasziniert versuche ich, ihre Anziehung zu verstehen. Und genieße, wie Pourchet die unbeholfenen Treffen schonungslos seziert. Ü: Claudia Marquardt, 320 S., 24 Euro, Luchterhand
Esther Schüttpelz: "Ohne mich"
Irgendwo zwischen Jurastudium und Referendariat scheitert ihre Ehe – und die namenlose Protagonistin, Mitte 20, lässt sich durch Bars und Betten treiben. Ein Jahr lang kaut sie auf dem Ende dieser Liebe herum, belügt sich und andere, fühlt sich unverstanden und fremd. Und mittendrin in diesem Gefühlschaos sind wir ganz nah dabei und fühlen mit ihr den Schmerz, die Verzweiflung und den Lebenswillen, bis es endlich wieder weitergeht. Ein großes Leseerlebnis! 208 S., 22 Euro, Diogenes
Dana Spiotta: "Unberechenbar"
Sam, Anfang 50, entdeckt ein heruntergekommenes Haus und ist sofort schockverliebt: Sie kauft es – und verlässt neben ihrem Zuhause ihren Mann und ihre Tochter gleich mit. Wie das zusammenhängt, was das mit ihren Hormonen zu tun hat, warum Sam so wütend ist und wie ihre Tochter darüber denkt, erzählt Dana Spiotta auf eine trockene und nachdenkliche Weise. Und zeigt, wie sich Frauen aus gesellschaftlichen Erwartungen befreien können. Ü: Andrea O’Brien, 352 S., 25 Euro, Kjona
Martin Ehrenhauser: "Der Liebende"
Manchmal findet einen die Liebe spät. Monsieur Haslinger ist katholischer Pfarrer im Ruhestand. Er hat noch nie Sex gehabt, als er sich in seine Nachbarin Madame Janssen verliebt. Sie überredet ihn, gemeinsam ans Meer zu fahren, weil sie weiß, dass ihr nur wenige Monate bleiben. Sie will das Leben noch mal in vollen Zügen aufsaugen – und stellt Monsieur Haslingers kleine beschauliche Welt und seine Ideale damit auf den Kopf. Und wir verfolgen entzückt mit, wie sie die Liebe genießen und der Krankheit trotzen. Süß! Ü: Michaela Grabinger, 208 S., 20,99 Euro, List
Sarah Winman: "Lichte Tage"
Wie einsam ist man, wenn man den besten Freund aus Kindertagen (Ellis) liebt und der eine Frau (Annie) heiratet, die man auch sehr mag? Ellis bekommt erst eine Idee, wie allein sich sein Kumpel Michael gefühlt haben muss, nachdem Annie und Michael bei einem Autounfall gestorben sind. Fünf Jahre ist das her, in denen Ellis innerlich erstarrt war. Erst als er in Michaels Tagebuch von dessen Verlorenheit liest, hilft ihm das, seine eigene besser zu ertragen. Eine Geschichte über Liebe, Freunde und den Kampf, der sein zu dürfen, der man ist. Ü: Elina Baumbach, 240 S., 22 Euro, Klett-Cotta