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Kristin Boese ist 31 Jahre alt und eine der besten Kitesurfer der Welt. Im Interview mit BYM.de-Redakteurin Julia erzählt die sympathische Sportlerin, wie sie sich fit hält und warum Kitesurfen viel leichter ist, als es aussieht.
BYM.de: Was ist denn der besondere Kick beim Kitesurfen?
Kristin Boese: Am Anfang hat mich die Freiheit fasziniert, einfach so übers Wasser zu gleiten und die Kraft des Kites zu spüren. Aber ich mache das jetzt seit sieben Jahren. Man gewöhnt sich natürlich daran. Es ist eher die Vielseitigkeit des Sports, die mich jetzt begeistert.
BYM.de: Kannst du mal erklären, wie genau Kitesurfen eigentlich funktioniert?
Kristin Boese: Klar. Man bewegt sich mit einem großen Lenkdrachen und einem kleinen Board unter den Füßen übers Wasser. Und zwar, indem man den Kite lenkt, so wie man eben einen Drachen am Strand lenkt. Wenn du den Kite stark hin- und herbewegst, dann entwickelt er viel Zug. Und durch diesen Zug kannst du dich auf dem Brett ziehen lassen. Wenn du den Zug nach oben ausnutzt, also den Kite einfach mit schnellen Bewegungen über dich lenkst, dann kannst du abheben und fliegen.
BYM.de: Und was ist das Schwierigste daran?
Kristin Boese: Eigentlich ist das gar nicht schwierig.
BYM.de: Aber es sieht ganz schön kompliziert aus. Das kann ich doch nicht so einfach lernen!
Kristin Boese: Stimmt, durch die ganzen Leinen sieht es kompliziert aus. Aber man lernt es wirklich schnell. Die Kite-Steuerung hat man innerhalb eines Tages drauf. Dann muss man nur noch das Board-Gefühl bekommen, das dauert noch mal ein paar Stunden. In der Regel kann jeder Schüler nach zwei, drei Tagen auf dem Brett stehen und fahren. Das Schöne daran ist, dass du wirklich gleich übers Wasser gleitest. Anders als beim Windsurfen, da stehst du erstmal nur auf dem Board rum. Beim Kitesurfen hast du gleich das Gefühl von Geschwindigkeit. Und wenn du das beherrschst, kannst du anfangen zu springen. Ganz einfach!
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Training auf Hawaii
BYM.de: Bei Surfern denke ich immer an Männer-Cliquen. Ist es schwierig, da als Frau reinzukommen?
Kristin Boese: Das hängt vom Typ ab. Für mich war’s überhaupt nicht schwierig, ich kann gut mit Jungs. Und dann kommt es auch darauf an, wo man kitet. Es gibt Ort, die sehr männer-dominiert sind, und es gibt Kite-Spots, zum Beispiel in El Gouna in Ägypten, wo sehr viele Frauen sind. Und es werden immer mehr.
BYM.de: Hast du einen Geheimtipp, wo man besonders gut kiten kann?
Kristin Boese: Für Europäer ist Ägypten optimal, weil es nicht so weit weg ist. Zum Beispiel El Gouna, Hurghada oder Safaga, das ist alles am Roten Meer. Da herrschen im Sommer recht gute Windbedingungen und es gibt sehr gute Kite-Spots. Ansonsten ist Griechenland schön und die Türkei.
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BYM.de: Aber an der Ostsee geht es auch.
Kristin Boese: Natürlich. Wenn man den richtigen Wind hat. Das ist der einzige Nachteil in Deutschland, man muss manchmal sehr lange auf Wind warten.
BYM.de: Wie oft trainierst du?
Kristin Boese: Nicht ganz so regelmäßig, wie man sich das vielleicht vorstellt. Gerade im Sommer während der Saison komme ich fast gar nicht zum Trainieren. Meistens fahre ich von Wettkampf zu Wettkampf, habe zwischendurch noch Foto- oder Video-Shootings. Mein Terminkalender ist von April bis Anfang November voll. Meine Trainingszeit ist im Winter. Dann übe ich neue Tricks. In den letzten Wintern war ich viel auf Hawaii und in Australien. Das ist das Trainingsgebiet für die meisten Profis.
BYM.de: Das klingt ja traumhaft.
Kristin Boese: Ist es auch!
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Fotos für den Playboy
BYM.de: Machst du das Kiten hauptberuflich?
Kristin Boese: Ja, es ist mein einziger Beruf. Ich war vorher mal im Büro, als Kauffrau für Bürokommunikation, aber ich muss sagen, dass mir das Leben so viel besser gefällt.
BYM.de: Das glaube ich. Und wie hältst du dich fit?
Kristin Boese: Eigentlich nur durchs Kiten. Ich gehe nicht ins Fitnesscenter, obwohl das viele Leute glauben. Ganz wichtig ist für mich Stretching. Das mach ich gern in Form von Yoga, da bleibt man flexibel.
BYM.de: Du hast dich auch mal für den Playboy fotografieren lassen. Wie war das?
Kristin Boese: Es war sehr interessant. Ich bin es ja gewohnt, oft fotografiert zu werden, allerdings normalerweise auf dem Wasser. Ich habe viel dabei gelernt. Es war sehr professionell. Am Anfang habe ich natürlich auch Hemmungen gehabt, die sind aber ganz schnell verflogen.
BYM.de: Beim World Cup in St. Peter-Ording musst du deinen Weltmeistertitel verteidigen, oder?
Kristin Boese: Ja, in der Disziplin Kitecross würde ich mich gern wieder durchsetzen. Es ist aber auch immer ein bisschen Glück dabei, vielleicht klappt es ja wieder.
BYM.de: Dann drücke ich dir die Daumen.
Kristin Boese: Danke. Es sieht auch sehr gut aus mit der Windvorhersage. Ich freu mich schon.