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Sienna Miller: Partygirl oder tolle Schauspielerin?

Bislang kannte man Sienna Miller hauptsächlich aus den Klatschspalten. Sollten wir sie auch aus dem Kino kennen? Die Geschichte der Sienna Miller - in 10 Bildern.

Mit "G.I. Joe" (seit 13. August im Kino) hat Sienna Miller jetzt endlich eine Rolle in einem richtig großen Popcorn-Film. Bisher kannte man sie eher aus den Klatschspalten. BRIGITTE-Filmkritikerin Andrea Benda erzählt in 10 Bildern die Geschichte einer tollen Schauspielerin, in der weit mehr steckt als das It-Girl mit den richtigen Handtaschen und den richtigen Flirts.

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Sienna Miller, 27, begann ihre Karriere von hinten: Weil sie erst berühmt wurde, bevor sie anfing, als Schauspielerin ernsthafte Gründe dafür zu liefern. Sie war schon ein "It-Girl", bevor sie das erste Mal im Kino zu sehen war. Ein It-Girl besitzt jenes nicht greifbare ES, das die Paparazzi anzieht wie der Eifelturm japanische Reisegruppen.

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Das Problem ist: Sienna Miller möchte gar kein It-Girl sein. Sie weiß: Ein It-Girl mag noch das absurdeste Kleidungsstück zum neuen Trend oder einen Termin, wie hier 2007 eine Ausstellung des Designers Valentino Garavani, zum angesagten Ereignis machen - eine ernsthafte Showbusiness-Karriere ist für das Label "It" dennoch nicht vorgesehen.

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Glück und Pech fielen zusammen, als ihr Leben 2003 in die glitschige Yellow-Press-Road einbog: Glück, weil Sienna, damals 22, in einem großen Hollywoodfilm besetzt wurde, im Remake des Michael-Caine-Klassikers "Alfie". Pech, weil sie dadurch Jude Law kennen lernte. Der sich auch noch in sie verliebte, seine damalige Frau Sadie Frost mit den Kindern sitzen ließ und Sienna die Ehe versprach. Damit war Millers Schicksal als Prinzessin der Klatschspalten besiegelt.

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"Alles ist in der falschen Reihenfolge abgelaufen", sagt sie. "Ich habe meinen ersten ordentlichen Film gemacht, bei dem ich mit Jude zusammen kam, und dann ging das ganze Berühmtheitsding los, bevor noch irgendein Film mit mir draußen war." Sie verlor ein paar Rollen, weil viele sie nur noch als Ehezerstörerin wahrnahmen. Dann schlief der schöne, aber offensichtlich mit einer beharrlichen Charakterschwäche behaftete Jude Law mit dem Kindermädchen. "Nannygate" war der Moment, in dem Sienna Miller endgültig merkte, dass mit ihren Träumen gewaltig etwas schief lief.

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Dabei hatte sie doch alle Voraussetzungen: das Talent, auch in winzigsten Rollen kurze Atemstillstände und sonderbare Glücksgefühle bei den Zuschauern zu fabrizieren, eine sehr selbstironische, sehr unkomplizierte Art, ein umwerfendes Lächeln, das richtige Blond und die richtige Menge Sommersprossen auf der Nase.

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Während die Welt geifernd das Ende ihrer Beziehung diskutierte, schlug Miller mit Ironie um sich und drehte den kleinen Independent-Film "Interview". Darin gibt sie ein blondes Starlet, das von Steve Buscemi widerwillig interviewt wird. "Tut mir leid, ich kenne keinen ihrer Filme", sagt er gleich zu Beginn. "Ich kenne sie aber gut, sehr gut, aufgrund ihrer Reputation." - "Sie meinen, Sie wissen, wen ich ficke?", antwortet Miller mit tödlichem Eis in der Stimme. Der Film floppte, doch die Kritiker begannen sich zu wundern: Sollte Jude Laws Ex etwa wirklich eine echte Schauspielerin sein?

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2007 spielte sie in "Factory Girl" die Andy-Warhol-Muse Edie Sedgwick, das legendäre It-Girl der 60er Jahre, das an seinem Drogenkonsum zugrunde ging. Wer sah, mit welcher Intensität Sienna Miller die Popikone als grell verglühenden Kometen spielte, konnte nur noch ehrfürchtig "Aber, aber, sie ist ja gar nicht nur ein schöner Kleiderständer..." röcheln. Obwohl Kleider in ihrem Leben zu dieser Zeit keinesfalls an Bedeutung verloren: Im Herbst 2007 gründete Sienna mit ihrer kleinen Schwester Savannah ein eigenes Fashion-Label mit dem Namen "Twenty8Twelve".

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Dieses Jahr könnte es nun endlich so weit sein, dass nicht nur Cineasten auffällt, was alles in Miss Miller steckt. In "Was von der Liebe bleibt" spielt sie an der Seite ihrer Freundin Keira Knightley die Ehefrau des walisischen Dichters Dylan Thomas. Den Film hat Keira Knightleys Mutter eigentlich für ihre Tochter geschrieben, aber es ist Sienna Miller, die die Leinwand zum Glühen bringt. Knightley wirkt wie das brave Mädchen, das ein wenig Lippenstift aufgelegt hat, weil sie vom Direktor gleich eine Auszeichnung entgegen nehmen wird. Miller wie die lässig rauchende französische Austauschschülerin in der letzten Stuhlreihe, die allen den Kopf verdreht.

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Doch Sienna Miller zieht ihr altes Image wie eine Reihe klappernder Dosen hinter sich her. Zwar macht sie jetzt großes Popcorn-Kino, doch gleichzeitig hat sie auch die Rolle der Maid Marian in der neuen Robin-Hood-Verfilmung verloren - angeblich, weil Regisseur Ridley Scott ihr Partygirl-Image gestört habe. Vielleicht stimmen aber auch die Gerüchte, dass Hauptdarsteller Russel Crowe Angst hatte, neben ihr fett und abgehalftert auszusehen.

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Es wird andere, bessere Rollen für sie geben. Denn Sienna Miller mag zu naiv und zu modebewusst sein, sie mag die Geister der fatalen Berühmtheit selbst gerufen und unterhalten haben - aber sie hat "Es". Dieses irgendetwas, das sie heller leuchten lässt als andere. "Das ist das Glück in mir", sagt sie. "Und vielleicht ein bisschen Selbstbräuner."

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