Fans von Stieg Larsson dürfen sich freuen: Ein neuer Roman der "Millenium"-Reihe wird voraussichtlich 2015 auf den Markt kommen. Allerdings handelt es sich nicht um das unvollendete Manuskript eines vierten Buches um Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist, an dem der 2004 verstorbene Autor angeblich noch geschrieben haben soll. Vielmehr hat das Verlagshaus eine Fortsetzung bei dem weniger bekannten Autoren David Lagercrantz in Auftrag gegeben. Einzelheiten zur Handlung gibt es noch nicht, Lagercrantz sagte nur einer Zeitung, dass Salander und Lisbeth "es verdienen, weiterzuleben". Und eine Sprecherin des schwedischen Norstedt-Verlages spricht von einer "freistehenden Fortsetzung". Mit anderen Worten: Das neue Buch wird wohl eher eine Art Hommage an die Trilogie; Blomkvist und Salander lösen einen Fall, der keine direkte Verbindung zu den vorherigen Fällen hat.
Ist das jetzt gut oder schlecht? Schwer zu sagen: Auf den ersten Blick drängt sich natürlich der Verdacht auf, dass hier noch einmal mit einem zugkräftigen Namen Kasse gemacht werden soll. Larsson selbst hat seinen Ruhm nie erlebt. Er starb, bevor seine Krimi-Trilogie zum Millionen-Bestseller wurde. Ein neuer Autor, der seine berühmten Romanfiguren übernimmt - das hat erst einmal einen unangenehmen Beigeschmack, zumal Lagercrantz bisher nur die Fußballer-Biografie "Ich bin Zlatan Ibrahimovic" geschrieben hat. Leser in Deutschland wären vermutlich auch vorsichtig, wenn ein neues Pippi-Langstrumpf-Buch mit einem Sticker "Von dem Erfolgsautor von 'Alles über Beckenbauer'" auf den Markt käme.
Andererseits: Larsson hat eine gute Grundlage geschaffen, auf der auch andere Autoren spannende Geschichten entwickeln können. James-Bond-Fans sind sicherlich nicht böse, dass nach dem Tod des Erfinders Ian Fleming weitere Abenteuer um den Top-Agenten geschrieben wurden. Auch Sherlock Holmes hat nach dem Tod seines Autors Sir Arthur Conan Doyle noch viel in Kino, Fernsehen und in Romanen zu tun gehabt, und die Mehrheit seiner Anhänger stört sich nicht daran. Wir trauen Lisbeth Salander jedenfalls zu, noch viele lesenswerte Verbrechen aufzudecken - und vielleicht überrascht Lagercrantz ja tatsächlich mit einer gelungenen Fortsetzung.