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Ane Brun: Dunkler Stern aus Norwegen

So richtig bekannt ist sie bisher nur in Skandinavien, aber das soll sich bald ändern. Mit ihrem neuen Album "Changing of the Seasons" möchte Ane Brun ganz Europa erobern.

Liegt es am nordischen Lichtmangel, dass die traurigsten Texte und melancholischsten Melodien aus Skandinavien kommen? Ane Brun jedenfalls, die aus der norwegischen Provinz kommt, beherrscht die Klaviatur der Hoffnungslosigkeit perfekt ... Auf dem Cover ihres aktuellen Albums "Changing of the Seasons" blickt Ane Brun in die Kamera wie ein aufgeschrecktes Reh in die Scheinwerfer eines nahenden LKW. Die Songs sind wunderbar dunkle Poeme, vorgetragen mit einer sanften, hellen Stimme - das Time-Magazine nannte sie eine Mischung aus "Björks Unberechenbarkeit und Joni Mitchells Direktheit".

Ane Brun ist eine musikalische Spätzünderin. Mit 21 Jahren entdeckte sie die Akustikgitarre ihrer Eltern und nahm sie mit nach Oslo. Was sich anfänglich nur auf das Nachspielen ihrer Lieblingssongs beschränkte, wurde bald zu eigenem Songwriting: "Es war wie gesucht und gefunden! Ich konnte nicht mehr damit aufhören: Die ganze Zeit saß ich da und versuchte rauszubekommen, wie meine Lieblingssongs auf der Gitarre funktionieren." Unterricht hat sie nie bekommen, dafür imitierte sie die "Picking"-Techniken ihrer Vorbilder Ani DiFranco und Nick Drake. Irgendwann traute sie sich, vor Freunden aufzutreten. Später tingelte sie als Straßenmusikerin durch San Sebastian und Barcelona.

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Bruns Stücke sind von einfacher Poesie und entwaffnender emotionaler Ehrlichkeit. "Ich schreibe Texte, um mir selbst bestimmte Situationen, Beziehungen oder Gefühle zu erklären." Stets sind die Songs minimalistisch instrumentiert: Im Mittelpunkt immer die Gitarre, nur vereinzelt sind ein paar Streicher im Hintergrund zu hören. "Das ist mein Ziel, wenn ich ein neues Stück mache - dass ich es allein spielen können will. Dass ich kein anderes Instrument, keinen weiteren Musiker oder eine Band dafür benötige."

Selbstbestimmung ist für Ane Brun auch in geschäftlicher Hinsicht wichtig. Daher gründete sie im Jahr 2002 ihr eigenes Label DetErMine-.Records: "Ich wollte nicht warten, bis jemand mein erstes Album herausbringt. Ich dachte mir, ich kann meine Energie auch dazu benutzen, es selbst zu veröffentlichen."

Ihre Einflüsse sind vor allem amerikanische, aber auch skandinavische Melodien, die sie seit ihrer Kindheit "in sich hat." 2006 machte sie ein ganzes Album mit Duetten, auf dem sie unter anderem mit den norwegischen Indie-Rockern Madrugada, dem Ausnahme-Liedermacher Teitur und der kanadischen Singer-Songwriter-Legende Ron Sexsmith singt. Nach den Veröffentlichungen entschloss sich Ane, mit ihren Songs um die ganze Welt zu touren.

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"Changing of the seasons" ist ihr mittlerweile drittes Studio-Album und wurde von Valgeir Sigurdsson produziert, der auch schon mit Björk und Sigur Ros zusammengearbeitet hat.

In der Single "The Treehouse Song" erzählt Brun von der Hoffnung einer beginnenden Beziehung, in der die neue Liebe alle alten Enttäuschungen vergessen lässt. Das Baumhaus als Traumvorstellung. An manchen Stellen scheint ihre Stimme vor Übermut sogar leicht ins Jodelige abzurutschen. Im düsteren "The Puzzle" überwiegen melancholische Streicher und Brun singt mit schwankender Stimme von der zerstörerischen Kraft der Liebe. "Changing of the seasons" wurde bisher nur in Norwegen und Schweden veröffentlicht, wo es bereits auf Platz 1 und Platz 2 der Album-Charts steht. Hierzulande ist es momentan als Import erhältlich oder kann auf der Website www.klicktrack.com heruntergeladen werden.

BRIGITTE.de-User können sich exklusiv die beiden Singles anhören.

Reinhören! Zwei Songs von Ane Brun

The Treehouse Song

The Puzzle

Text: Denise Klink Fotos: Anders Widlund

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