Miranda Cowley Heller - Der Papierpalast

Manche Entscheidungen sind zu groß für einen Menschen. Miranda Cowley Heller erzählt 24 Stunden in Elles Leben, die alles verändern und dazu führen, dass sie wählen muss: zwischen ihrer Jugendliebe Jonas, mit dem sie ein schicksalhaftes Erlebnis verbindet, aber auch Leidenschaft und Lust. Und ihrem Ehemann Peter, mit dem sie drei Kinder hat und seit 20 Jahren eigentlich glücklich verheiratet ist. Geschickt verwebt Miranda Cowley Heller die Einzelheiten dieses einen Tages mit Rückblenden, die erklären, wie es so weit kommen konnte. Von Elles Kindheit in einer Familie, in der Trennungen und neue Partner normal waren, von schwierigen Patchwork-Konstellationen, der chaotischen Mutter und dem unzuverlässigen Vater. Und von all den Erfahrungen und Umbrüchen, die sie zu diesem Moment geführt haben. Der Roman fasst mich an, lässt mich nicht los. Denn, wie Heller es beschreibt: "Elle entscheidet zwischen einer großen Liebe und einer großen Liebe. Es gibt keine falsche Wahl, was auch bedeutet, dass es keine gute Wahl gibt." Life is a bitch. Manchmal. Zum Glück in diesem Fall nur im Roman, den ich für viele Stunden nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Ü: Susanne Höbel, 448 S., 23,99 Euro, Ullstein
Annika Büsing - Nordstadt

Da ist Nene, Bademeisterin mit einem prügelnden Vater. Und da ist Boris, der bei ihr zum Schwimmen geht, um seine verkrüppelten Beine zu bewegen. Die Geschichte der beiden könnte schwer sein. Aber Annika Büsing erzählt sie mit so viel Humor und Mitgefühl, dass mir wohlig warm wird – weil Liebe das Leben leichter macht, auch wenn das Schicksal einen an den Rand der Gesellschaft geschoben hat.
128 S., 20 Euro, Steidl
Heidi Sævareid - Am Ende der Polarnacht

Eyvar und Finn ziehen mit ihren Töchtern nach Spitzbergen, wo Finn in einer Kohlemine als Werksarzt arbeitet. Immer am Rand dessen, was sie aushalten kann, versucht Eyvar, den Alltag in Kälte und Düsternis zu meistern. Doch die langen Winter ohne Licht machen etwas mit ihr – und mit ihrer Ehe. Beklemmend und eindringlich zugleich.
Ü: Karoline Hippe, 350 S., 23 Euro, Insel
Elvira Sastre - Die Tage ohne dich

Dieser Roman erzählt zwei Geschichten in einer: Doras, die sich während des Spanischen Bürgerkrieges in ihren Schüler verliebt, und die ihres Enkels Gael, dessen Liebe für Marta nicht reicht, um die Spuren ihrer Kindheit zu heilen. Oder drei? Denn natürlich hängt alles zusammen. Bei Elvira Sastre ist die Liebe Rausch und Abgrund zugleich.
Ü: Anja Rüdiger, 304 S., 22 Euro, Thiele
Francesca Reece - Ein französischer Sommer

Leah tippt die Tagebücher des Schriftstellers Michael ab – und taucht immer tiefer ein in seine selbstzerstörerischen Gedanken, seine Exzesse, seine Liebe zu Astrid, die ihr so ähnelt. Dabei steht sie vor der Frage: Wie verlässlich sind Erinnerungen? Und was ist hingebogen, um die Wahrheit ertragen zu können?
Ü: J. Gräbener-Müller, T. Schnettler, 448 S., 24 Euro, S. Fischer