Zugegeben, das Equipment einer kleinen Musikband transportiere ich eher selten. Auch zwei dutzend Wasserkisten oder drei Golfbags fahre ich als Single so gut wie nie spazieren. Aber eine mittelhohe Zimmerpalme ohne Knick hinter die Vordersitze stellen? Oder einen 2,40 Meter langen Regalbausatz ganz bequem bis zum Beifahrersitz durchschieben? Das gefällt mir.
Der neue Honda Jazz steckt alles problemlos weg - obwohl er noch nicht mal vier Meter lang ist. Die Verwandlung zum Kleintransporter ist in wenigen Minuten ohne Verrenkungen oder abgebrochenen Fingernagel geschafft. Die hintere Sitzbank lässt sich entweder ganz umlegen, oder man klappt nur die Rücksitze hoch wie bei einem Kinosessel. Palme rein, Tür zu - und tschüs.
Ich fahre zum ersten Mal einen Honda Jazz, aber schon ein paar Kilometer weiter verstehe ich, warum sich der Kleinwagen mit dem freundlichen Front-Gesicht seit 2001 weltweit mehr als zwei Millionen Mal verkauft hat: Enge Parklücken in der City kann ich problemlos ansteuern, der hoch gelegene Fahrersitz bewährt sich beim Überholen, und auch im Fond ist viel Platz, weil der Tank unter den Vordersitzen steckt.
Für den Nachfolger dieses jahrelangen Bestsellers haben sich die Honda-Designer und -Ingenieure richtig ins Zeug gelegt. Die Rundumsicht zum Beispiel ist besser geworden, u. a. dank größerer Windschutzscheibe und versenkbarer Kopfstützen an der Hinterbank (schade nur, dass offenbar niemand die Reichweite des hinteren Scheibenwischers im Blick hatte . . . ). Außerdem wurde die Leistung der beiden Motorvarianten angekurbelt, auf 90 bzw. 100 PS, was den neuen Jazz ziemlich spurtstark macht. Trotzdem soll er im Schnitt mit 5,3 bis 5,5 Litern (CO2: 125 bzw. 130 g/ km) sogar etwas weniger verbrauchen als früher. Dazu schickt mich die Schaltempfehlungsanzeige schon bei Tempo 60 in den fünften Gang. Ein elektronischer Schleuderschutz (bei Honda: VSA; sonst ESP) ist serienmäßig eingebaut - nicht unbedingt selbstverständlich in der Kleinwagen-Liga.
Extras wie automatisiertes 6-Gang-Schaltgetriebe mit Lenkradwippen, Tempomat, klimatisiertes Handschuhfach oder Mittelarmlehne sind Signale für eine Fangemeinde 50 plus. Die entscheidet sich nach jahrelanger Mitgliedschaft in der Golf-Klasse immer öfter für den sparsameren Honda Jazz. Die Basisversion - ab 12 550 Euro - dürfte auch für Lenkrad-Neulinge interessant sein. Und die müssen ja vielleicht doch mal das Equipment einer kleinen Band transportieren. Help, help me, Honda . . .
BRIGITTE-Probefahrt: Honda Jazz
Außen klein, drinnen ganz groß: Der fetzige Japaner überzeugt mit neuem Outfit und stärkerer Leistung.