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Gas, Elektro, Hybrid: Die Technologien der Zukunft

Was können die neuen Autos? Was ist auf dem Markt? Und: Lohnt sich das? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Carsharing - einer für viele?

Besonders reizvoll klingt das nicht: sich ein Auto mit anderen Leuten teilen. Doch die Aussicht, Kosten zu sparen und zugleich die Umwelt zu schonen, lässt immer mehr Deutsche auf Carsharing umsteigen: Die Zahl der Mitglieder in einem Car-Sharing-Verein www.carsharing.de stieg 2008 von 116.000 um 18 Prozent auf 137.000 - und der Bundesverband Carsharing rechnet mit einem weiteren zweistelligen Wachstum in diesem Jahr.

Ein ganz neues Konzept testet derzeit Autohersteller Daimler: Bei "Car2go" soll jeder zu jeder Zeit ein Auto leihen und unbegrenzt weit fahren dürfen. Der Wagen muss an keinem bestimmten Ort abgegeben werden, weil Ortung, An- und Abmeldung elektronisch erfolgen. Der Praxistest läuft derzeit in Ulm mit 200 Smarts. Und so funktioniert es: Man meldet sich kostenlos an, z.B. online unter www.car2go.com und lässt sich ein kleines Siegel auf den Führerschein kleben. Wo ein freier Smart steht, erfährt man im Internet oder über eine Service-Hotline. Mit dem Führerschein-Siegel lässt sich die Tür über einen Kartenleser öffnen, Schlüssel sind im Handschuhfach. Abrechnung: eine Stunde 9,90 Euro, ein Tag 49 Euro, ohne monatliche Grundgebühr oder Kosten für Benzin und Versicherung. Die Rechnung kommt am Monatsende und kann überwiesen werden. Der Start fürs nächste Car2go-Projekt ist in der texanischen Hauptstadt Austin geplant – mit 750 000 Einwohnern sehr viel größer als Ulm.

Auch die Deutsche Bahn steigt verstärkt ins Carsharing-Geschäft ein. Die Angebote unter www.dbcarsharing.de www.dbcarsharing.de sind oft günstig - so gibt es etwa in Berlin ein Auto schon ab 1,90 Euro pro Stunde, seit kurzem in Stuttgart und Köln ab 1,50 Euro pro Stunde (allerdings plus 25 Cent pro Kilometer)

Tipp: Auch eine simple Fahrgemeinschaft von Arbeitskollegen bringt ökologische und finanzielle Vorteile. Was viele nicht wissen: Jeder Teilnehmer kann (derzeit ab dem 21. Kilometer) die Pendlerpauschale so von der Steuer absetzen, als würde er allein fahren.

Carsharing: Weitere Infos und die größten Anbieter in Deutschland

Warum grüne Autos?

Wer jetzt ein sparsames Auto kauft oder gar ein Modell mit gänzlich neuer Technologie, investiert in die Zukunft und wird auf längere Sicht auch finanziell profitieren. Die Bundesregierung hat beschlossen, besonders umweltfreundliche Modelle bis zu zwei Jahre von der Kfz-Steuer zu befreien. Und die EU plant gesetzliche Vorgaben, um schrittweise den durchschnittlichen Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen zu senken. Momentan schluckt der Verkehr mehr als die Hälfte des täglichen Erdölbedarfs der Welt. Das freigesetzte CO2 verschärft den Klimawandel. Und der in Jahrmillionen gebildete Vorrat an Erdöl wird, so schätzen Experten, spätestens in 40 Jahren aufgebraucht sein. Benzin und Diesel werden deshalb in den nächsten Jahren sehr viel teurer werden.

Wie funktioniert ein Hybrid-Auto?

Ein Hybrid hat zwei Antriebe: einen Benzin- und einen Elektromotor. Ist der Verbrennungsmotor im Einsatz, lädt er die Batterie des Elektromotors auf und speichert Energie, die beim Bremsen entsteht, in einem Akku. Auf diese Energie greift der Elektromotor zurück, was vor allem im Stadtverkehr Sprit spart - bis zu einem Drittel. Bei längeren Strecken kommt der Elektromotor jedoch kaum zum Zug, stattdessen erhöht der schwere Akku das Autogewicht, was Sprit kostet. Bislang sind erst vier Pkw mit dem innovativen Antrieb zu haben: der "Prius" von Toyota (Gewinner der VCD-Umwelthitliste 2008/2009), der "Civic Hybrid" von Honda sowie zwei "Lexus"-Modelle" von Toyota (beides Luxuskarrossen). Fast alle Hersteller arbeiten mit Hochdruck an Hybridautos, doch momentan lässt sich nicht voraussagen, welche Modelle 2009 wirklich auf den Markt kommen. Empfehlung: Ein Hybrid ist geeignet, wenn man ein geräumiges Auto hauptsächlich für den Stadtverkehr benötigt und mehr als 10 000 km pro Jahr fährt.

Wie sicher ist ein Erdgas-Auto?

Von 45 Millionen Autos auf deutschen Straßen tanken 260 000 Gas, entweder reines Erdgas (CNG) oder das Propan-Butan-Gemisch Autogas (LPG). Beide Stoffe verursachen rund 20 Prozent weniger C02 als Benzin; Stickoxide oder Feinstaub werden bis zu 80 Prozent reduziert. Beim Tanken kostet Gas wesentlich weniger als Benzin und Diesel, da es bis 2018 steuerlich begünstigt wird. Der Grund, warum die Käufer zögern, ist der Pkw-Preis: Im Schnitt sind die Wagen um 25 Prozent teurer. Empfehlung: Wer einen familienfreundlichen Van benötigt und viel fährt, für den kann sich so ein Auto lohnen. Manche Familienkutschen sind in der Erdgas-Variante sogar etwas preiswerter als das Diesel-Modell. Die Angst vor einer Explosion ist unnötig und auch das (noch) löcherige Gas-Tankstellennetz ist nicht das größte Problem: Die Autos verfügen über einen Benzin-Nottank, mit dem man mehr als 100 Kilometer weit kommt. Tipp: Manche Gasversorger verschenken auf Nachfrage Gutscheine an ihre Kunden.

Woher kommt der Strom fürs Elektromobil?

Elektro-Autos gehört die Zukunft: Bis 2012 wollen alle großen Hersteller Elektromodelle, die weder Lärm noch Abgase produzieren, auf den Markt bringen. Der Strom kommt aus einer Batterie, doch da liegt das Problem. Die Batterie muss aufgeladen werden, je nach Größe und Nutzung spätestens alle 100 bis 150 Kilometer. An der heimischen Steckdose dauert das mehrere Stunden, und es existieren nur wenige öffentliche Schnellladestationen. Der größte Haken ist jedoch der Preis: mindestens 10 000 Euro teurer als ein vergleichbarer Benzin- oder Diesel-Pkw werden die E-Mobile sein. Und wirklich umweltfreundlich sind Elektroautos nur, wenn ihr Strom aus regenerativen Energiequellen stammt. Doch die stehen noch nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung.

Was wird aus dem Bio-Sprit?

Vor ein paar Jahren war die Hoffnung groß, dass Benzin aus Weizen oder Diesel aus Raps die Energieprobleme der Zukunft löst. Dann stellte sich heraus: In Ländern wie Brasilien oder Malaysia führt der Anbau zur Abholzung der Regenwälder - was wiederum den Treibhauseffekt enorm anheizt. Außerdem stehen nicht mehr genug Flächen für den Anbau von Lebensmitteln zur Verfügung, dies verschärft die Armut in den Entwicklungsländern. Faustregel: Aus 100 Kilogramm Weizen lassen sich 100 Brote backen - oder 40 Liter Bioethanol herstellen. Nun hat die Bundesregierung sogar die Quote für Bio-Sprit gesenkt, die die Mineralölfirmen dem Benzin oder Diesel beimischen müssen. Wissenschaftler setzen auf Bio-Sprit der zweiten Generation, der aus Biomasse wie Sägespänen, Laub oder Olivenkernen gewonnen werden soll.

Wasserstoff - nichts als Luft?

An Wasserstoff-Autos forscht die Industrie schon lange. Die Idee: Wasserstoff wird durch eine chemische Reaktion zu Wasser umgewandelt, die dabei freiwerdende Energie treibt einen Elektromotor an - und aus dem Auspuff kommt nur noch Wasserdampf. Zwar gibt es in einigen Städten Versuche mit Wasserstoff-Omnibussen, und auch Wasserstoff-Pkws werden getestet. Doch die Experten sind sich einig: Diese Technologie ist im Moment noch absolute Zukunftsmusik.

Start-Stopp by Stop-and-Go?

Eine bewährte, aber etwas in Vergessenheit geratene Technik feiert zur Zeit ein Comeback: die Start-Stopp-Automatik. BMW hat bereits einige hunderttausend damit ausgerüstete Pkws verkauft, bei VW sind "Blue Motion"- Modelle so ausgestattet. Prinzip: Beim Stopp an der Ampel oder einem anderen Halt schaltet sich der Motor nach kurzer Zeit automatisch aus. Sobald man das Gaspedal oder den Schaltknüppel berührt, springt der Motor an, ohne dass man den Zündschlüssel betätigt. Die Sprit-Ersparnis beträgt bis zu 15 Prozent.

Welches Öko-Auto passt zu mir?

Das kommt darauf an, wofür Sie den Wagen hauptsächlich nutzen: im Stadtverkehr, auf langen Strecken oder als Familienkutsche. Achten Sie beim Kauf neben dem Spritverbrauch auf den CO2-Wert, der an jedem Neuwagen im Autohaus deutlich lesbar angebracht sein muss. Ein richtig guter Wert liegt unter 110g/km. Den erreichen nicht nur Hybrid-Autos, sondern beispielsweise auch die Stadtflitzer von Toyota (Aygo), Citroën (C1) oder Peugeot (107), die in der Basisversion etwa 10 000 Euro kosten. Eine gute Orientierung bietet der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Der gemeinnützige Verein erstellt jedes Jahr eine Top-Ten-Liste der Umweltautos (www.vcd.org), in der als Kriterien neben dem CO2-Ausstoß auch andere Schadstoffe sowie Lärm berücksichtigt werden. Und mit der "Typberatung" auf www.besser-autokaufen.de kann man herausfinden, welches Auto zu einem passt.

Sparen beim Fahren - wie geht das?

Ein Drittel aller Autofahrten sind kürzer als drei Kilometer. Um auf Touren zu kommen, braucht der Motor richtig viel Benzin, erst ab fünf Kilometern sinkt der Verbrauch. Das muss man wissen, dann sattelt man bei kurzen Strecken vielleicht doch mal aufs Rad um. Auf City-Strecken ist man damit auch nachweislich schneller am Ziel. Das Prinzip der Start- Stopp-Automatik lässt sich übrigens bei jedem Wagen anwenden: Schalten Sie bei einem längeren Halt an der Ampel oder im Stau den Wagen aus (der VCD rät dazu ab zehn Sekunden). Beim Start sollten Sie dann nur den Anlasser drehen, kein Gas geben - obwohl das viele in der Fahrstunde noch so gelernt haben. Wer früh schaltet, spart viel Kraftstoff. Als Faustregel gilt: bei Tempo 30 den dritten Gang, bei 40 den vierten und ab 50 Stundenkilometern bereits den fünften Gang einlegen. Fahren Sie stets mit dem maximal empfohlenen Reifendruck; das senkt den Spritverbrauch um etwa fünf Prozent. Wenn Sie neue Reifen benötigen: Fragen Sie beim Händler oder in der Werkstatt ausdrücklich nach Leichtlaufreifen, sie sind leider nicht extra gekennzeichnet. Bevorzugen Sie außerdem synthetische Leichtlauföle; sie sind zwar etwas teurer, verringern aber laut ADAC den Spritverbrauch um bis zu sechs Prozent.

Wie kann man Feinstaub vermeiden?

Diesel sind sparsam und robust. Das Problem: Der Feinstaub, der als Ruß aus dem Auspuff kommt, kann Asthma, Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten auslösen. Beim Neukauf sollten Sie ein Fahrzeug mit " geschlossenem Partikelfilter" bevorzugen, dieser zieht mehr als 95 Prozent der gefährlichen Rußteilchen aus den Abgasen. Ein älteres Fahrzeug sollten Sie unbedingt nachrüsten lassen (die "Kinderkrankheiten" der ersten Jahre sind vorbei, jetzt funktionieren die Filter verlässlich). Immer mehr Städte richten übrigens Umweltzonen ein, die nur mit einem relativ "sauberen" Diesel oder einem Benziner mit geregeltem Katalysator befahren werden dürfen (www.umwelt-plakette.de). Tipp: Wenn Sie als Geschäftsfrau häufig längere Strecken fahren, kann ein moderner Diesel- Pkw eine gute Option sein.

So läuft Ihr Auto leichter

Sie haben bereits ein sparsames Auto und wollen noch mehr Sprit sparen? Fragen Sie beim nächsten Ölwechsel nach einem "Leichtlauföl". Um etwa fünf Prozent sinkt der Verbrauch durch dieses synthetische Motoröl. Und die Lebensdauer des Motors erhöht sich. Ebenfalls fünf Prozent Spritersparnis bringen moderne "Leichtlaufreifen". Allerdings sind meist nicht gekennzeichnet und einige Produkte schneiden beim Bremsen auf nasser Fahrbahn schlecht ab. Die Deutsche Energieagentur (dena) hat deshalb eine Datenbank mit Testergebnissen zusammengestellt. Zusatzservice: Eine nach Postleitzahlen sortierte Liste von Händlern und Werkstätten, die diese Reifen anbieten: www.ichundmeinauto.info"

News: Bundestag entscheidet: Weniger Biosprit in normalem Kraftstoff

Im Juli 2007 hat es der Bundestag nach langem Streit endgültig entschieden: Dem normalen Kraftstoff wird in den nächsten Jahren nicht so viel Biosprit beigemischt wie zunächst geplant. Der Grund: Es hat sich herausgestellt, dass die Beimischung von Pflanzensprit dazu führt, dass in Asien und Südamerika riesige Urwaldflächen abgeholzt werden, um darauf Ölpalmen, Soja und Zuckerrohr anzubauen. So verkehrt sich die ursprüngliche Absicht, durch Biosprit den CO 2 Ausstoß zu verringern, ins Gegenteil. Und weil auch weniger Flächen für den Anbau von Lebensmitteln zur Verfügung stehen, drohen mehr Hungersnöte.

Text: Andrea Lepperhoff / Beate Koma Stand der Informationen: Juli 2009

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