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Loire - Wo das Glück zu Hause ist

Parfümwerkstatt im Schloss und Dahlien im Salat. Tricks vom Starkoch und Installationen im Park. An Frankreichs schönstem Fluss erleben Sie so manche Überraschung. Mit großem Reiseservice.

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Schließen Sie die Fenster. Sonst kommen die Fledermäuse. Wenn Sie nachts Stimmen hören, haben Sie keine Angst. Das ist die Jungfrau von Orléans, die hat vor Ihnen hier übernachtet. Gehen Sie nach dem Frühstück in den Garten und pflücken Sie Dahlien. Die werden Sie am Mittag essen. Normale Kochkurse können Sie überall machen, fürstliche nur auf Château Rivau.

Vor dem Kochen kommt der Helikopter. Ein Mädchen mit schwarzen Locken steigt aus. Das Mädchen ist 54 Jahre alt und die Schlossherrin, die gerade hierher geflogen ist. Selbst geflogen. Patricia Laigneau führt uns eine Wendeltreppe hinauf. Mein Zimmer liegt in einem Turm. Wer immer hier früher gefangen war, er hatte eine schöne Aussicht: Auf der einen Seite sieht man auf Gemüsegärten und Stallungen. Auf der anderen Seite stehen Apfelbäume, Kletterrosen und anderes Grün zum Plaisir.

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Für Plaisir ist heute keine Zeit. Die anderen warten schon mit Messern. Wir gehen in den Garten und ernten Salat, Gemüse, Kräuter und Obst. So wurden schon Könige verpflegt. Das Schloss stammt aus dem 11. Jahrhundert. Die Küche aus diesem. Ich schneide die kleinsten Zwiebelwürfel meines Lebens und versenke Blütenblätter im Salat. Lynn übt, den Reis in der Pfanne mit Schwung und ohne Kollateralschäden durcheinander zu bringen. Ihr Verlobter halbiert Liebesäpfel. Es ist wie fröhliches Kochen mit Freunden. Nur besser. Dafür sorgt Frédéric van Coppernolle, ein französischer Starkoch, der jahrelang in den USA gearbeitet hat und nun den Begabten unter uns Tricks verrät und die weniger Begabten freundlich motiviert.

Kochen muss sein. Aber warum wird Kochen im Schloss zum Urlaubsvergnügen, während es im Alltag für mich weder spannend noch unterhaltsam ist? Nur ein Viertel aller Leute, sagt man, kocht zu Hause noch regelmäßig. Zu wenig Zeit, zu viel Pizza-Service. Aber hier streicheln wir Karotten und bekommen leuchtende Augen, wenn wir schrumpelige Äpfel pflücken. Das natürliche Leben hat was.

Nach dem Kochen ist vor dem Kochen. Am Abend werden wir aus Ziegenkäse und Kastanien, Feigen und Entenbrust, Kürbis und Nüssen ein weiteres Menü zubereiten. Und wieder laufen wir in den Garten. Mitten hinein in die Kunst.

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Patricia Laigneau sammelt moderne Bilder und Skulpturen. Vor 14 Jahren haben sie und ihr Mann das damals marode Schloss gekauft und mit viel Liebe, viel Arbeit und vermutlich etlichen Millionen Euro restauriert. Aber was sollte mit dem sechs Hektar großen Park geschehen? Patricia Laigneau hat für sich und ihre Besucher einen Märchengarten gestaltet. Es gibt aus Baumstämmen geschnitzte Figuren und Installationen von modernen Künstlern. Es gibt ein Labyrinth und einen Liebesgarten. Und neben und in der Kunst wackeln und summen hauseigene Gänse und Bienen.

Suchen Sie nicht nach einem offiziellen Eingang. Es gibt keinen. Fragen Sie am Abend nicht nach einer Speisekarte. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Haben Sie die Herzen bemerkt? Im Kamin, an der Hauswand? Wenn Patrice Taravella Lust hat, wird er Ihnen dazu eine Geschichte erzählen. Oder auch nicht. Normale Hotels gibt es überall. Wir sind in der Abtei Notre Dame d'Orsan.

Es war einmal ein Mann, der suchte ein Schloss, eine Scheune, auf jeden Fall etwas, wo Leben und Arbeiten wieder Sinn macht. Er fand vier völlig heruntergekommene Gebäude, die Abtei von Orsan. 40 Hektar Wald und Wiese kaufte er gleich dazu. Und weil Patrice Taravella als Architekt arbeitet, ist die Abtei, ähnlich wie Château Rivau, auferstanden aus Ruinen. Bloß die Mönche fehlen.

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Dem Himmel so nah fühlt man sich hier immer noch. Aus den Gebäuden ist ein edles und ruhiges Hotel geworden, in dem es kein Radio, kein Telefon und keinen Fernseher in den Zimmern gibt. Geräusche machen nur der Wind, die Vögel und die Gäste. Die meisten Gäste kommen wegen der elf berühmten Gärten der Abtei. In der Bibliothek lese ich, dass in Klostergärten die Zahl Vier eine Rolle spielt. Vier Alleen, die wie ein Kreuz aufeinander zulaufen. Vier Ebenen für den Anbau von Wein und Getreide, den geheiligten Pflanzen des Christentums. Und Apfelbäume, lese ich, erinnern an den Sündenfall oder die Frucht der Erkenntnis.

"Was alles so geschrieben wird", amüsiert sich Patrice Taravella. "Machen Sie eine Führung mit mir durch den Garten?", frage ich. "Wollen Sie sich nicht selbst ein Bild machen?", fragt er. Jemand hatte gesagt, dass Monsieur Taravella, 54 Jahre, auf den ersten Blick ziemlich spröde sei, aber dann. Nach zehn Minuten diskreter Überredungskunst ist "aber dann". Und während er mir die zwölf (drei mal vier) Beete mit Beeren und 52 (13 mal vier) Kräutersorten zeigt, und den Mariengarten und die Orangenbäumchen auch, macht er sich ein bisschen lustig über Menschen, die von der wahren Natur und vom Geist des Mittelalters schwärmen. "Wir wissen überhaupt nicht, wie mittelalterliche Gärten aussahen, es gibt keine Dokumente. Und reine Natur sind Gärten in Europa schon gar nicht."

Er mag die Mode nicht, Parks wie ein Event und Gemüse als Kunst zu verkaufen. "Schauen Sie sich alle einzelnen Elemente hier an, das Haus, die Pflanzen, die Bäume, die versteckten Wege. Sie können darin eine Erinnerung an die Zeit sehen, als Menschen sich von Gott und der Natur leiten ließen. Sie können es auch als einen Ort sehen, an dem man Essen anpflanzt, nachdenken und gut übernachten kann. Aber erst im Zusammenspiel entfalten die einzelnen Elemente Schönheit und neue Erkenntnis. Das ist wie in der Chemie, verstehen Sie?"

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Patrice Taravella muss in die Küche. Auf Anfrage bringt er Leuten das Kochen bei, jeden Abend serviert er selbst gekochtes, sehr leckeres Essen auf den Tisch. Ich laufe weiter durch den Garten und bin so froh, obwohl ich keine Ahnung von Chemie habe.

Gärten gehören zu uns, egal ob man einen hat oder nicht. Aus dem Garten Eden wurden wir vertrieben, seitdem ist die Sehnsucht da. Märchen erzählen von verwunschenen Gärten. Kindergeburtstage sind besonders schön, wenn sie im Garten gefeiert werden. Im Garten kann man spielen, sich entfalten, sich entblättern und aufblühen. Gärten haben etwas mit Leben zu tun. Leben will gestaltet werden.

Der Garten von Orsan wird von Gilles Guillot, der 2002 als bester französischer Gärtner ausgezeichnet wurde, gehegt und gepflegt. Dann entdecke ich das Herz. Es rankt sich aus Efeu um ein Fenster am Hauptgebäude. Romantiker und Verliebte sollen jetzt nichts Falsches denken. Im Jahr 1107 gründete Robert d'Abrissel die Abtei Orsan, es lebten hier bis zu 5000 Nonnen und Mönche unter absolutem Schweigegebot. Vor seinem Tod verfügte der Gründer, dass sein Leichnam in einer Kathedrale, aber sein Herz hier in Orsan beigesetzt werden solle. Dazu kam es nicht, kein Mensch weiß, wo es begraben wurde. Patrice Taravella hat dem "Vater" von Orsan sein Herz wiedergegeben. Mehrfach. Als Gewächs am Haus, als Schmuck auf Servietten, als Emailleschild links im Kamin.

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Ich könnte tagelang hier bleiben. Es ist rein gar nichts los. Hier kann man sich nur zurückziehen. Und wo kommt man dann an? Einmal habe ich mit Patrice Taravella am Kamin gesessen. Er hat gesagt: "Warum haben wir immer noch den Drang, ständig Neues zu erfinden? Wir haben doch schon alles, was Menschen brauchen. Wir leben im 21. Jahrhundert und was tun wir gerade? Wir sitzen am Feuer, wie unsere Vorfahren."

Ist diese Weltsicht nun weise oder skurril? Normalerweise bin ich eher nüchtern, aber plötzlich entwickele ich blühende Fantasien vom Wachsen und Vergehen, symbolisch wie irdisch gemeint. Ich entdecke den Garten als einen Ort, in dem es um Scheitern (durch Schnecken), Unvorhersehbarkeit (durch Wühlmäuse), Geduld (mit dem Wetter), Abhängigkeit (von der Erde) und Glück (beim Ernten) geht. Ich grabe große Ideen um und aus. Weit nach Mitternacht sagt Patrice Taravella: "Eigentlich geht es ja seit ewigen Zeiten um die gleichen Fragen: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Und wer, zum Teufel, holt die nächste Flasche Wein?" Er, natürlich.

Genieren Sie sich nicht, danach zu fragen. Es hat schon ganz anderen Frommen geholfen. "Aigremoines" (zu Deutsch: zänkischer Mönch) heißt das Kraut, das die sexuelle Lust mildert. Normale Apotheken gibt es überall. Wir sind in Bois Richeux.

Ob Alix Mourot den Schulklassen, die ihren Garten besuchen, von diesem Anti-Aphrodisiakum erzählt, weiß ich nicht. Aber bestimmt zeigt sie ihnen das mittelalterliche Haus, den Taubenturm und den Garten mit Kraut und Rüben. Dass sorgsam bearbeitete Erde Nahrung, Kunst, Freude und Mythen hervorbringt, weiß ich. Dass sie auch als Medizinschränkchen zu gebrauchen ist, hatte ich vergessen. In Bois Richeux wachsen die Pillen und Cremes noch am Strauch. Da zittert die Pflanze, die Blutungen stillt, dort wuchern Blätter gegen Atemnot, und in einer Ecke steht etwas tödlich Grünes.

Auch dieser Garten ist sehr schön, harmonisch und voll mit altem Wissen. Alix Mourot, die Designerin war, hat mit ihrem Mann, einem Psychoanalytiker, den mittelalterlichen Bauernhof gekauft. "Ich glaube, dass Menschen im Zeitalter der Globalisierung eine Sehnsucht nach ihren Wurzeln haben. Wir wissen viel über neue Wirtschaftsformen, aber wir haben die Achtung vor der Umwelt verloren, weil die Natur uns fremd geworden ist."

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Ich zerreibe Eisenkraut zwischen den Fingern und überlege, warum Reiche in Rivau, erfolgreich Kultivierte in Orsan, modisch Interessierte und Seelenforscher in Bois Richeux - die alle aus der Hauptstadt Paris kommen - gern in der Erde graben. Weil Geist und Geld zu unsinnlich sind? Weil das moderne Leben eine Enttäuschung ist? Weil Gärten Orte sind, in denen man so viel Natur hat, wie man als moderner Mensch noch ertragen kann?

Öffnen Sie keinesfalls den Eimer unter dem Fenster mit den Spinnweben. Die Rosen, Basilikumblätter und Zedernzapfen brauchen noch ein paar Monate Ruhe. Mischen Sie nie gut Riechendes mit wunderbar Riechendem. Das wird total langweilig. Parfüm kaufen kann jeder. Wir sind im Château Frileuse und machen es selbst.

Ich nehme 45 Tropfen Grapefruit, 27 Tropfen Limette, zwölf Tropfen Limao, 18 Tropfen Zypresse und achtprozentigen Alkohol. Ich schüttele das Elixier, ich suche schon nach einem exotischen Namen, halte die Nase daran. Es riecht wie ein blödes Zitronenbonbon. "Und wenn Sie es mit Lindenblüten verfeinern?", schlägt Nicolas de Barry vor. Ich verlasse mich auf die Erfahrung des Meisters. Also noch 12 Tropfen Lindenblütenessenz. Jetzt erinnert mich der Duft an Frühling und Sport, darunter rieche ich Wald und darüber Sommerwind am Mittelmeer. Der "Akkord" ist geglückt. Damit das Herstellen von Parfüm nicht Glückssache bleibt, müssen die Kopf-, Herz- und Basisnoten, also alle Zutaten, als Formel dokumentiert werden, damit man das gleiche Parfüm ein zweites Mal mischen kann. Die anderen Teilnehmerinnen des Parfüm-Workshops experimentieren mit Farnkraut oder Moschus, träufeln Jasmin oder Patchouli in Fläschchen und probieren, ob natürliche Rosenessenz besser riecht als synthetische. Je mehr wir riechen, desto unsicherer werden wir.

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Das Schloss heißt auf Deutsch "Frostbeule". Ursprünglich soll hier ein Tempel für die ägyptische Göttin Isis gestanden haben. Und weil die immer als nackte Statue dargestellt wurde, haben die Franzosen gedacht, sie müsse ja hier ganz schön frieren. Das Schloss hat dann diesen Namen übernommen. Die Frostbeule ist Vergangenheit, Parfüm die Zukunft. Eigentlich hatte Nicolas de Barry, 57 Jahre, gar nichts im Sinn mit Düften. Er war promovierter Soziologe, Journalist und Kulturattaché in Afrika und Brasilien. Eines Tages machte er in Grasse, in Südfrankreich, eine Reportage für eine brasilianische Zeitung über Parfüm. Und da ist es passiert.

"Ich war 46, ich dachte, man hat nur ein Leben, aber was spricht dagegen, zwei daraus zu machen? Ich hatte Lust auf mehr Sinnlichkeit, andere Erfahrungen und auf ein Kind. Die Idee war so verrückt, dass ich nicht mal Angst hatte zu scheitern."

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Ist er ja auch nicht. Er hat Clara, seine zweijährige Tochter. Er hat eine Ausbildung zum Parfümeur gemacht, seine große Liebe sind historische Parfüms. Dazu sucht er in Archiven nach Dokumenten über die früher beliebten Duftstoffe. Sein Parfüm "George Sand" ist in Frankreich sehr erfolgreich. Und woher kommt der Duft, heute und früher? Nicolas de Barry zeigt uns seinen Garten und muss selber lachen. Die Iris sind ganz gut gelungen, die Rosen stehen wahrscheinlich falsch. Der Weg vom Blümchen aus der Erde bis zum Parfüm in der Flasche ist geheimnisvoll, alchimistisch und kultiviert. Aber auch hier liefert der Garten ein Element, das zum Leben gehört. Duft hat etwas Bodenständiges, weil er Erinnerungen wachruft. Duft hat etwas Flüchtiges, weil er vergeht.

Im Atelier vergehen wir auch, allerdings vor Erstaunen und Begeisterung. Obwohl jede hier zum ersten Mal als "Parfümeurin" arbeitet, hat jede nach zwei Tagen einen Duft kreiert, der wunderbar zu ihr passt. Frisch und leicht für die einen, würzig und schwer für die anderen. Und vor allem: einzigartig. Kopfnote. Herznote. Basisnote. Alles, was der Mensch braucht, in einer kleinen Flasche.

Highlights

Chambord. Von Henri II. bis Louis XIV. bauten die französischen Könige am größten und prachtvollsten Château an der Loire mit 440 Zimmern, einer doppelläufigen, vermutlich von Leonardo da Vinci entworfenen Wendeltreppe und dem Renaissance-Gebirge aus Türmen, Erkern und Kuppeln (www.chambord.org).

Chaumontsur-Loire. Wehrhaft thront die spätgotische Burg über dem Fluss. Aber der Besuch gilt nicht in erster Linie dem Bau, sondern den drei Hektar großen Schaugärten mit göttlicher Aussicht. Internationales Gartenfestival von April bis Oktober (9 Uhr bis Anbruch der Dunkelheit).

Chenonceaux. Bekannt als "Schloss der Frauen" Cathérine Briconnet, Gemahlin des königlichen Schatzmeisters, wachte im 16. Jahrhundert über die Bauarbeiten. Diane de Poitiers, Favoritin von Henri II., fand hier eine standesgemäße Residenz. Katharina von Medici vertrieb sie. Alle Anmut der Renaissance ist in dem Château vereint, das sich in Bögen über den Cher spannt (www.chenonceaux.com).

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Villandry. Prominentester Renaissancegarten Frankreichs mit grandios arrangierter Geometrie aus Blumen-, Strauch- und Gemüsebeeten. Hauptattraktion: der "Potager", ein Gemüsegarten, in dem Kohl und Kraut zu einem dekorativen Muster angepflanzt sind. Vom Schlossturm lässt sich die Gartenpracht wunderbar überblicken (www.chateauvillandry.com).

Azay-le-Rideau. Zauberhaft spiegelt sich der laut Honoré de Balzac "in Facetten geschliffene Diamant" im Wasser. Das Schloss an der Indre war einmal die beliebteste Sommerfrische der französischen Könige. Im Treppenhaus sind die Herrscher als Deckenporträts verewigt (www.monum.fr/m_azay/).

Ussé. Dornröschen hätte es hinter den spitzen Rundtürmen des Märchenschlosses an der Indre gefallen. Das meinte schon der französische Märchendichter Charles Perrault. Und meint noch heute der Hausherr, ein echter Graf. Die Hauptszenen aus "Dornröschen" sind mit Wachsfiguren nachgestellt (www.tourisme.fr/usse/).

Fontevraud-l'Abbaye. Die königliche Abtei war von 1101 bis 1792 Kloster und Pensionat für die Töchter des französischen Hochadels, von 1804 bis 1985 dann Gefängnis. Heute ist die "Abbaye Royale" ein Museum mit den Grablegen von Richard Löwenherz und Eleonore von Aquitanien - und ein wunderbares Hotel, siehe Unterkunft (www.abbaye-fontevraud.com).

Höhlendörfer des Saumurois. Jahrhundertelang wurde der weiche Tuffsteinboden zwischen Saumur und Anjou ausgehöhlt, das Material ging auf die unzähligen Schloss-Baustellen des Loire-Tals. In diesen Boden- und Uferhöhlen entstanden Dörfer, die erst im 19. Jahrhundert allmählich verlassen wurden. 40 unterirdische Bauernhöfe und eine Kapelle zählt das Höhlendorf Rochemenier. In La Fosse ist ein Höhlenhof noch immer bewohnt. In Dénézé-sous-Doué wurden hunderte rätselhafter Skulpturen entdeckt. In St-Georges-des-Sept- Voies hat der Bildhauer Jacques Warminski sein Hauptwerk, den "unterirdischen Hubschrauber", hinterlassen (www.saumur-tourisme.com).

Ferme de Bois Richeux. Diesen Garten haben wir besichtigt. Geöffnet von 10 bis 12, 14 bis 18 Uhr, meist von Dienstag bis Freitag. Eintritt ab 5 Euro (Pierres-Maintenon, Tel. 2/ 11 88 20 20, www.boisricheux.com

Übernachten

Château de Rivau. Unser Kochkurs fand in diesem Schloss statt. Zwei Tage 800 Euro pro Person, inkl. Übernachtung und Frühstück (F-37120 Léméré, Tel. 2/47 95 77 47, Fax 47 95 78 46, www.chateaudurivau.com).

Prieure d'Orsan. Hotel mit sechs Zimmern, ab 200 Euro mit Frühstück. Menü ab 38 Euro. Kochkurse auf Anfrage. Besichtigung der Gärten täglich (F-18170 Maisonnais, Tel. 2/48 56 27 50, Fax 48 56 39, www.prieurdorsan.com).

Château de Frileuse. Den Parfüm-Workshop buchten wir in diesem Schloss, er findet statt an Wochenenden, ab 390 Euro pro Person, inklusive zwei Übernachtungen mit Halbpension (F-41120 Les Montils, Tel. 2/54 44 19 59, Fax 54 44 98 33).

Château de Colliers. Ein Rokoko-Schloss am Loire-Ufer. Jedes der sechs Chambres d'hôtes versprüht den Charme des Ancien Régime. Beeindruckend: die Ahnenporträts im Grand Salon und Wandfresken im Frühstückszimmer. DZ/F ab 95, Suite ab 132 Euro (F-41500 Muides-sur-Loire, Tel. 2/54 87 50 75, Fax 54 87 03 64).

Auberge du Centre. Netter Landgasthof in einem Winzerdorf, mit freundlichen Zimmern und guter Regionalküche. Patron Gilles Martinet ist Weinkenner - die Auswahl auf der Karte entsprechend toll. Radverleih und Organisation von Touren mit Karte, Picknickkorb und Gepäcktransport. DZ/F ab 68 Euro (Place de l'Eglise, F-41120 Chitenay, Tel. 2/54 70 42 11, Fax 54 70 35 03, www.auberge-du-centre.com).

Les Sarments. Drei Chambres d'hôtes in einem hübschen Tuffsteinhaus oberhalb von Candes-St-Martin. Vom Garten Blick auf das Schloss von Montsoreau. DZ/F 54, Suite für vier Personen 88 Euro (15, rue Trochet, F-37500 Candes-St-Martin, Tel./Fax 2/47 95 93 40, www.lessarments.free.fr).

Hôtellerie de l'Abbaye Royale de Fontevraud. Klosterhotel mit Zimmern von mönchischer Strenge oder mit gutbürgerlichem Komfort. Still, wahlweise Blick auf den Garten oder die Abbaye Royale. DZ/F ab 68 Euro (Rue St. Jean de Habit, F- 49590 Fontevraud-l'Abbaye, Tel. 02/41 51 73 16, Fax 41 51 75 50, www.hotelfp-fontevraud. com).

Château de Beaulieu. Barockschloss mit großem Park und Pool, Salon, Billardund Speisezimmer. Nur für Nichtraucher! DZ/F ab 75 Euro (Route de Montsoreau, F-49400 Saumur, Tel. 2/41 50 83 52, Fax 41 51 19 01, www.chateaudebeaulieu.fr).

Les Metamorphozes. Kleines, gemütliches Hotel mit Salon und einer großen Auswahl an Teesorten. DZ/F ab 150 Euro (Domaine du Prieuré, F-41120 Valaire, Tel. 2/54 44 14 62, www.au-domaine-du-prieure.com).

Geniessen

Le Petit Bateau. Landgasthof in Beaugency mit offenen Balken, Kamin und kleiner Hofterrasse. Köstlich: Tarte Tatin. Menü ab 15 Euro (54, ruedu Pont, Tel. 2/38 44 56 38). - L'Epicerie. Unkompliziertes, immer rappelvolles Bistro mit Terrasse zum Schloss in Amboise. Nach Marktangebot wechselnde Karte, etwa gegrillter Zander. Menü ab 11 Euro (46, place M. Debré, Tel. 2/47 57 08 94, Montag und Dienstag geschlossen, im Sommer durchgehend geöffnet).

Les Années Trente. Innovative Küche im nostalgischen Ambiente in Chinon: Austerntatar, Risotto mit Ingwer und Zitrusfrüchten. Menü ab 27 Euro (78, rue Voltaire, Tel. 2/47 93 37 18).

Le Gambetta. Nüchternes Interieur, Sommerterrasse im Hof. Bürgerliche Küche mit Pfiff in Saumur: zum Beispiel Rotbarben mit Tomaten und zum Dessert mit Kräutern gefüllte Birnen. Menü ab 16 Euro (12, rue Gambetta, Tel. 2/41 67 66 66, Montag geschlossen).

Charmante Städte

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Beaugency. Da wäre zunächst die 800 Jahre alte Steinbrücke, die ihre 20 Bögen souverän über die Loire schlägt. Am Ufer stehen dicke Platanen Spalier. Stadtmauern schnüren das Städtchen ein: In Beaugency verbarrikadierten sich 1429 die Engländer vor der angriffslustigen Jeanne d'Arc. Nette Boutiquen und schöner Marktplatz. Im Château ist das Musée régional de l'Orléanais untergebracht. Absolut sehenswert! (www.beaugency.fr).

Amboise. Auf Werben von König François I. ließ sich Leonardo da Vinci 1516 in Amboise nieder. Die Besucher ziehen vom Max-Ernst- Brunnen an der Uferpromenade los, strömen am Schloss vorbei, lassen die Altstadt links liegen und pilgern schnurstracks zum Manoir du Clos-Lucé. Im Herrenhaus oberhalb der schiefergedeckten Dächer von Amboise wohnte Leonardo da Vinci drei Jahre lang, bis zu seinem Tod am 2. Mai 1519. Von den rauschenden Festen des Italieners spricht man in der Stadt noch heute. Besser noch: Man feiert weiter. Beim sommerlichen "Son et Lumière" auf der Schlossterrasse stellen hunderte kostümierter Laiendarsteller die glanzvollsten Episoden aus Leonardos Gastspiel in der Stadt nach (www. amboise-valdeloire.com).

Chinon. Weiß ist der Tuffstein von Chinon, so weiß, dass das Winzerstädtchen in der Sonne gleißt. In der Altstadt wechseln Steinfassaden mit herausgeputztem Fachwerk. Eine heitere Atmosphäre mit vielen Weinstuben. Über den verschachtelten Gassen thront die Burgruine, die spätnachmittags rosa und gold schimmert. Dann sollte man auf der anderen Seite des Flusses sitzen, am besten auf dem Sand der Plage de la Belle Laveuse. Und zwar mit den Füßen im Wasser und einem Picknickkorb an der Seite (www.chinon.com).

Saumur. Träge windet sich die Loire bei Saumur in ihrem Bett, das dank Sandbänken, Auwäldern und Inseln ziemlich ungemacht aussieht. Ganz anders die Stadt selbst: Die "Perle an der Loire" kann sich wunderbar sehen lassen. Adelspaläste, Bürgerhäuser, Kirchtürme und Schloss staffeln sich am Ufer. Den schönsten Blick auf Saumur hat man von der Ile Offard, einer bebauten Insel im Strom, auf die eine Brücke führt. Was man von dort nicht sieht: Saumur ist die Stadt des Pferdes. Die französische Kavallerie belegt mit Stallungen, Manegen und der prestigeträchtigen Cadre- Noir-Reitschule ganze Straßenzüge. Absoluter Höhepunkt des Jahres: die öffentlichen Dressurvorführungen (www.saumur-tourisme.com).

Einkaufen

A la Pause Rabelaisienne. Der Saarländer Rainer Schmidt fand über die Liebe zu einer Hotelierstochter nach Chinon. Dort betreiben die beiden eine Vinothek mit Loire-Weinen. Auch Versand (55, place du Général de Gaulle).

Poires tapées à l'ancienne. "Geklopfte Birnen" heißt eine Spezialität des Loire-Tals. Das Obst wird über einem Holzkohlefeuer getrocknet, zusammengeklopft und zum Schluss eingelegt. Genauso halten es Christine und Yves Herin (rue de Quincay, Rivarennes).

Martin de Candre. Seifenmacherei in Fontevraud- L'Abbaye mit Naturprodukten wie Thymian-, Honig- oder Rosenseife, Kamillen-, Lavendeloder Eukalyptusöl sowie Eau de Toilette (Mestré).

Distillerie Fraise Or. Liköre (Erdbeer und Brombeer) nach Rezepten, die seit 1900 Familienbetriebsgeheimnis sind (62, route de Tours, Chissay-en-Touraine).

Confiserie Poirault. Sucres d'orge (Vanillebonbons), Muscadines (Mandeltrüffel) und Pruneaux farcis (gefüllte Pflaumen in Rum), seit 1807 von Hand produziert (6, rue Nationale, Tours).

Centre d'Art et d'Artisanat. Eine alte Papiermühle in Poncé-sur-le-Loir wurde zum Atelier für Töpfer, Glasbläser, Möbelmaler, Weber, Hutmacher - mit Direktverkauf (Les Moulins de Paillard).

Aktiv

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Radeln. 800 Kilometer langer, ausgeschilderter Radfernweg La Loire à vélo. Man radelt an den Ufern der Loire und ihrer Zuflüsse Cher, Vienne, Indre, meist frei vom Autoverkehr. Streckenbücher und Radverleiher über die regionalen Fremdenverkehrsämter (s. u.). Tipp: Loire Vélo Nature verleiht Räder, organisiert Radwanderungen (Gepäcktransport, Picknickkorb, Rücktransport) und Tagestouren (inklusive Radverleih, Führung, Weinprobe, Schlossbesichtigung, Essen im Höhlenrestaurant). Zuverlässiger Pannendienst! Verleiht ebenfalls schnittige, für längere Exkursionen geeignete Tretboote (7, rue des Déportés, Bréhémont, Tel. 6/03 89 23 14)

300 Kilometer lang sind die Radpisten von Le Pays des Châteaux à vélo. Die elf ausgeschilderten Rundwege (17 bis 33 km) sind miteinander kombinierbar. Pläne und organisierte Touren über das örtliche Verkehrsamt (s. u.).

Bootfahren. L'Amarante. "Toue" heißen die traditionellen Boote der Loire. Robin et Sylvain Delaporte sind Bootsbauer und bieten auch Ausflüge auf dem Strom an: "Balade classique" ab Candes-St-Martin-Montsoreau und zurück, Dauer ca. 1,5 Stunde, mehrmals täglich.

"Nuit sur le bateau", Übernachtung auf dem Boot für zwei bis sechs Personen. "Lever du Jour", Birdwatching im Morgengrauen, ab sechs Personen. Mehrtägige Flusstouren auf Anfrage (1bis, rue des Perrières, Candes-St-Martin, Tel. 2/47 95 80 85 oder 6/33 34 57 16, www.loireterroir.com).

Maison de la Rivière. Das Museum für die von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte Loire veranstaltet 45-minütige Touren auf einer Toue, mehrmals täglich (12, quai Pasteur, Chinon). - Association Milière Raboton. Mit dem Flachsegler ab Chaumont-sur-Loire. Inklusive Birdwatching und Biberbeobachten! (15, rue Parmentier, Blois, Tel. 6/88 76 57 14, www.milliere-raboton.net.)

Lesen

Chenonceaux. Schloss der Frauen, von Marguerite Yourcenar. Kluges Buch über die Frauen, die das Renaissance-Schloss am Cher erbaut und bewohnt haben (dtv Taschenbuch, 8 Euro).

Tal der Loire. Von Orléans nach Nantes, von Irene Martschukat. Guter Reiseführer mit vielen Tipps und Kartenmaterial (Dumont, 12 Euro).

Telefon

Vorwahl nach Frankreich 00 33.

Info

Maison de la France, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt/M., Tel. 090 01/57 00 25, Fax 59 90 61 (0,62 Euro/Minute), www.franceguide.com.

Eine Auswahl charmanter Chambres d'hôtes in privat bewohnten Schlössern und Herrenhäusern bietet der Gratisführer "Bienvenue au Château France de l'Ouest/Western France". Versand über das Fremdenverkehrsamt.

Regionale Touristenbüros: SEM Regionale du Pays de la Loire (1, place de la Galarne, F-44202 Nantes cedex 2, Tel. 2/ 40 89 89 70, Fax 2/40 89 89 85, www.loireatlantik.com) für das westliche Loire-Tal von Montsoreau bis zur Mündung.

Comité Régional du Tourisme du Centre (37, avenue de Paris, F-45000 Orléans, Tel. 2/38 79 95 28, Fax 2/38 79 95 10, www.visa loire.com) für das östliche Loiregebiet von Briare bis Candes-St-Martin.

Reportage: Regina Kramer Reiseservice: Klaus Simon Fotos: Sabine Steputat BRIGITTE Heft 11/2007

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