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Mailand: Kauf mich!

Wer nicht gern shoppen geht, sollte woanders hinfahren: Mailand macht süchtig, vor allem im Ausverkauf.

Das Glück ist weiß und hat drei rote Streifen. Sie haben ihm den Namen "Pranja" gegeben, die Sportschuh-Designer von Adidas. Gibt's doch auch bei uns, denken Sie jetzt, muss man doch nicht für nach Italien. Aber ich schwöre Ihnen: nicht in Weiß mit roten Streifen!

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Dass ich nicht sofort zuschlage, liegt daran, dass a) der Schuh nicht reduziert ist und wir hier schließlich Ausverkauf haben, und dass b) ich mindestens acht Paar Turnschuhe besitze. Ich gehe also aus diesem kleinen unbedeutenden Schuhladen an der Via Torino, ohne etwas gekauft zu haben, was zur Folge hat, dass ich auf einmal extrem empfänglich für Sportschuhläden bin. Und davon gibt's in Mailand alle 100 Meter einen.

Auf den restlichen 95 Metern befinden sich Modeläden, Jeansläden, Parfümläden, Schuhläden, Unterwäscheläden, Schmuckläden, Eisläden und ab und zu mal ein Cappuccinoladen (angeblich trinkt der Durchschnitts-Italiener zehn am Tag, aber das nur nebenbei). Die Frage, die sich also stellt, ist nicht: "Wo kann man hier gut einkaufen?", sondern "Wo fängt man hier an mit einkaufen?".

Wir lernen gleich die erste Lektion: Kein echter Mailänder kauft in den Edeltempeln in der Nähe des Doms. Aber da wir nun mal hier sind, um Mailand von vorn bis hinten durchzushoppen, gehört die Via Montenapoleone einfach dazu.

Entnervt schleppen wir uns in Armanis monumentales Nobelkaufhaus an der Via Manzoni. Dieses bescheidene Gebäude mit 6000 puristisch gestalteten Quadratmetern Verkaufsfläche und integriertem Sushi-Restaurant hat sich Giorgio quasi zum 25-jährigen Dienstjubiläum gegönnt. Hier gibt es Kleider, Schuhe, Bücher, Wohn-Accessoires, Blumen, Pralinen - und Menschen, die sich gern mit ihren Einkaufstüten fotografieren lassen.

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Wir schauen uns bei Prada um, werfen einen Blick ins Schaufenster von Schröders Ausstatter Brioni, denn rein kommt nur, wer klingelt, und stöbern zusammen mit der Bevölkerung einer südkoreanischen Kleinstadt bei Ferragamo herum, wo Schuhe nicht unter 200 Euro zu haben sind. Ich lasse mir verschiedene Pumps zeigen und erfahre, dass die Ferragamo-Durchschnittskundin Mitte vierzig ist und mit mindestens zwei Paar Schuhen den Laden verlässt. Ich gehe heute mal ohne.

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Der Flohmarkt an der Viale Papiniano wirkt wie ein ganz normaler Straßenflohmarkt, bis auf die Tatsache, dass auf den Kleiderstangen nicht Omas alter Kamelhaarmantel, sondern eine kleine Prada-, Gucci-, Versace-Kollektion hängt. Es ist rammelvoll an diesem heißen Nachmittag, aber das hält auch aufgestylte Ladys nicht davon ab, in VW-Bussen oder hinter aufgehängten Tüchern in Kleider zu schlüpfen, die im Laden ein Vermögen kosten und hier für ein Drittel des Preises zu haben sind. Ich kaufe ein paar Sandalen für 20 Euro, ein Kleid für fünf Euro und einen Dreierpack Unterhosen für zehn Euro.

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Im Outlet "Il Salvagente" bekomme ich Reizüberflutung. Auf den Stangen hängen Blazer von Donna Karan, Strenesse-Pullover und Kostüme von den üblichen Verdächtigen. Alles zu Niedrigpreisen, willkommen im Schlaraffenland.

Am nächsten Morgen sehe ich sie schon vom Eingang aus. Mein Schritt wird schneller, mein Adrenalinpegel steigt, während ich mich zu dem Bord am Ende des Ladens durchdrängele. Weiß mit rot. Adidas. Meine Schuhe. 20 Euro weniger als in der Via Torino! "Scusi", sagt die Verkäuferin, "Größe 7 haben wir nicht mehr." Das ist der Todesstoß.

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Sonntag laufen wir ins Ambrogio-Viertel, wo alte Villen unter schattigen Bäumen stehen. Die meisten Fensterläden sind geschlossen, es herrscht eine morbide Ruhe. Im Kreuzgang der Kirche Sant' Ambrogio stehen wir zwischen den alten Mauern, zünden eine Kerze an und wünschen uns etwas, das nichts mit Konsum zu tun hat. In der Via Boccaccio essen wir das beste Eis unseres Lebens und kühlen die Füße im Brunnen vor dem Castello Sforzesco. Ist es nicht egal, ob man ein Paar Turnschuhe mehr hat? Oder ein Kleid von Prada, eine Sonnenbrille von Calvin Klein, ein T-Shirt von Donna Karan?

Nein, es ist nicht egal. Auf der Via Dante ist der Zauber vorbei. Die Läden haben auch sonntags auf. Bei Foot-Locker sehe ich sie: Sie sind zwar weiß mit braunen Streifen, aber sie haben die passende Größe und sind reduziert. So wahllos haben sie mich schon gemacht in dieser Stadt. Ich kaufe, um die Qual endlich los zu sein.

Reisezeit

Es gibt zwar keinen offiziellen Schlussverkauf, aber im Juli und August reduzieren die Geschäfte drastisch ihre Preise.

Einkaufen

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Edeldesigner wie Armani, Gucci, Prada in der Via Montenapoleone. Kleine Boutiquen im Künstlerviertel Brera. Ausgefallen designte Läden bekannterer Trend-Marken im Viertel um die Porta di Ticinese.

Galleria Carla Sozzani: Der angesagte Konzept-Store ist ein Muss - dort gibt es auch ein wunderbares Café (Corso Como 10, www.galleriacarlasozzani.org). Anna Fabiano: junge Designerboutique mit witzigen und erschwinglichen Sachen (Corso di Porta Ticinese 40). Max Mara: edel, aber die junge Linie durchaus bezahlbar (Piazza del Liberty 4, Corso V. Emanuele Diesel: neuer, ungewöhnlich designter Laden (Corso Porta Ticinese 75, www.diesel.com). Germano Zama: bezahlbare, individuelle Designerkleidung (Via Solferino 1). La Rinascente: schönes Kaufhaus mit allen führenden Marken, riesige Kosmetikabteilung (Via Santa Redegonda 3). Salvatore Ferragamo: der italienische Schuhpapst - der Laden ist eine Besichtigung wert (Via Montenapoleone 3, www.salvatoreferragamo.com). Giorgio Armani: monumentaler Store nur zum Staunen, besonders schön: die Einrichtungslinie armani-casa (Via Manzoni 31, www.emporio-armani.com). Vierre: kleiner Schuhladen mit guter Auswahl, Marken wie Jil Sander oder Donna Karan (Via Montenapoleone 29). Intimissimi: die italienische Unterwäschekette (Via Torino 52, www.intimissimi.com). Profumo: charmante Parfümerie, Kosmetikprodukte mit Naturstoffen, außerdem die amerikanische Kult-Marke "Kiehls" (Via Brera 6). Almaplena: witziger Modeschmuck (Via Solferino 12). Flohmarkt: jeden Samstag günstige Designerklamotten an der Viale Papiniano (10 bis 18 Uhr).

Outlets

Il Salvagente: Dolce & Gabbana, Valentino, Armani etc., hier kaufen die Mailänder ein (Via Fratelli Bronzetti 16, Tel. 76 11 03 28, www.salvagentemilano.it; Mo. geschl., Di. bis Sa. 10 bis 12.30 und 15 bis 19 Uhr). Corso Como Outlet: ein Ableger der "Galleria Carla Sozzani" (siehe Einkaufen), alle wichtigen Marken, sehr nettes Ambiente (Via Tazzoli 3, Tel. 29 00 26 74; Sa. und So. 11 bis 19 Uhr).

Essen und Trinken

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La vecchia Latteria: kleinster und ältester Milchladen Mailands, wunderbares Essen, unbedingt Antipasti probieren; Gerichte ab 7,50 Euro (Via dell' Unione 6, Tel. 87 44 01). Il Centro Ittico: die besten Fischgerichte, unter den Eisenbahnbrücken der Stazione Centrale; Hauptgerichte ab 7 Euro (Via Ferrante Apporti 35, Tel. 26 14 37 74). Officina 12: schlicht eingerichtetes Restaurant am Kanal mit hervorragendem Essen; Hauptgerichte ab 14,50 Euro (Alzaia Naviglio Grande 12, Tel. 89 42 22 61). La Briciola: Schönen- und Reichentreff in Brera, sehr gute Küche; Hauptgerichte ab 15 Euro (Via Solferino 25, Tel. 655 10 12, www.labriciola.com). Just cavalli cafe: Café und Restaurant von Modedesigner Roberto Cavalli. Sehen und gesehen werden, Tische auch im Garten (Viale Luigi Camoens/Torre Branca, Tel. 31 18 17). Caffé Torino: Sandwich-Bar für einen kleinen Snack zwischendurch (Via Torino 49, Tel. 869 33 07). Pottery Cafe: leckerer selbst gebackener Kuchen (ab 3,50 Euro) und Töpferware (Via Solferino 3, Tel. 89 01 36 60.). Emporio Chocolat: das cremigste und allerbeste Eis der Welt (Via Boccac-cio 9, Tel. 481 0 05 97). Bar Zucca: Hier wurde 1867 der Campari erfunden, ein Muss nach dem Shoppen (Piazza Duomo 21, Tel. 86 46 44 35).

Telefon

Vorwahl für Mailand: 00 39/02.

Übernachten

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Bed and Breakfast Italia: günstige Zimmer, auch in anderen italienischen Städten; (Tel. 01 80/554 41 44, 12 Cent/Min., Fax 00 39/06/687 86 19, www. bbitalia.it/de. Antica Locanda Solferino: klein und charmant in Brera; DZ/F ab 130 Euro (Via Castel Fidardo 2, Tel. 657 01 29, Fax 657 13 61, www.anticalocandasolferino.it). Hotel Nuovo Marghera: schlicht und günstig, zentral; DZ/F ab 140 Euro (Via Marghera 2, Tel. 481 43 21, Fax 481 60 43, www.hotelnuovomarghera.it). Andreola Central Hotel: luxuriös und geschmackvoll; DZ/F ab 140 Euro (Via Scarlatti 24, Tel. 670 91 41, Fax 66 71 31 98, www.srs-worldhotels.com/italy/milan).

Bücher

Übersichtlich: "Mailand, Lombardei" von Marco Polo (7,95 Euro). Viele Insider-Tipps, gute Shoppingadressen: Dumont Extra "Mailand" (6,95 Euro). Für Shopper aus Leidenschaft: "Schnäppchenführer Fabrikverkauf, Norditalien" von Gertrud Born und Liliana Trezzini (Schnäppchenführer-Verlag, 9,90 Euro).

Info

Staatliches Italienisches Fremdenverkehrsamt, Kaiserstr. 65, 60329 Frankfurt, Tel. 008 00 00 48 25 42, Fax 069/23 28 94, www.enit.it. Weitere Einkaufstipps: www.milano24ore.it.

Text: Nikola Haaks Produktion: Marion Beckhäuser

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