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Regenbogen-City San Francisco

Mandelkekse zum Frühstück, Burritos zum Lunch. Hippies, Yuppies und Poeten. Das ist San Francisco, die flippigste Stadt der USA.

In 80 Stunden um die Welt

Ein paar wenige Tage in San Francisco gleichen einer Reise durch verschiedenste Kulturen - in 80 Stunden um die Welt. Ein ganz normaler Urlaubstag sieht hier zum Beispiel so aus: Den Morgen genießt man mit grünem Tee und Mandelkeksen im Schatten der Bonsai-Bäume des Japanischen Teegartens. Anschließend geht's ein paar Straßen weiter zu einem afroamerikanischen Jazz-Gottesdienst, bei dem der Pfarrer mit einem goldenen Saxophon unter einem Heiligenbild von John Coltrane predigt. Im Mission District vergießt man in einer Taqueria ein paar Tränen über einem scharfen mexikanischen Burrito und lehnt dann in Chinatown dankend die einem pfundweise angebotenen Kröten und Hühnerfüße ab, um schließlich einen Trockenlurch zu erwerben.

San Francisco ist ein Utopia

Viele finden, dass San Francisco die schönste Stadt Nordamerikas sei, und damit meinen sie: die steilen Hügel, die pastellfarbenen Häuser in Art déco oder Viktorianisch, die palmengesäumten Avenuen, den Nebel über der Bay, den eleganten roten Schwung der Golden-Gate-Brücke, den ockerfarbene Klumpen Alcatraz im dunkelblauen Pazifikwasser. Das schönste an San Francisco aber sieht man auf keiner Postkarte, man findet es nicht zwischen den Frittierlokalen und T-Shirt-Buden von Fisherman's Wharf, und selbst die handgebrochenen Schokoladen bei Ghiradelli's am Ghiradelli Square sind kein Ersatz dafür: San Francisco ist ein Utopia. Seit dem Goldrausch sind die Außenseiter und Träumer aus aller Welt hierhergekommen, die ethnischen Minderheiten, die Ausgelachten und die Unterdrückten. In San Francisco fanden sie einen Ort, an dem sie ihre Träume verwirklichen konnten: Die chinesischen Einwanderer haben sich in den engen Gassen von Chinatown zwischen Glückskeks-Fabriken, buddhistischen Tempeln, Goldschmieden und Dim-Sum-Palästen ihre Heimat geschaffen; die Latinos feiern ihre Traditionen im Mission District auf haushohen Wandgemälden; über dem Castro-Viertel weht die Regenbogenfahne der Schwulen und Lesben größer als jedes Sternenbanner in der ganzen Stadt; in Haight-Ashbury nippen gealterte Hippies und geläuterte Kiffer an grünem Tee und Ginsengsaft; und die durch-, ab- und ausgebrannten Dichter der Beat-Generation haben die Columbus Avenue in ein Poeten-Nirvana mit unübersichtlichen Buchläden, schmuddeligen Kneipen und blickdichten Espressos verwandelt.

Das Wahrzeichen der Stadt

Es ist kein Wunder, dass die Cable Cars das Wahrzeichen der Stadt sind: Sorglos und überdreht schleudern sie einen die Hügel hinauf und hinunter, der amerikanische Sicherheitswahn hat keine Macht über sie, man hängt draußen an der Stange und hat das Gefühl, abwechselnd in den Pazifik zu stürzen oder über Hochhäuser hinauszuwachsen. Sie sind nicht zweckmäßig und nicht effizient, sondern einfach nur eine Extravaganz, die die Stadt sich leistet, weil sie alles liebt, was originell, verspielt und unvernünftig ist.

Reiseservice

Vorwahl: 00 1/415

Herumkommen

Tagespässe für alle Busse, U-Bahnen und Cable Cars des Verkehrsverbunds MUNI gibt's beim Visitor Information Center (s. Infos).

Unterkommen

Maxwell Hotel: als würde man ein Bild von Edward Hopper betreten. Klassischer 20er-Jahre-Stil, wunderschön renoviert, nahe Union Square und Cable Car. (386 Geary St., Tel. 986 20 00, Fax 397 24 47).

Hotel del Sol: 50er-Jahre-Motel im Marina District, bonbonfarben gestrichen im mexikanischen Stil, im Innenhof wiegen sich die Palmen. (3100 Webster St., Tel. 921 55 20, Fax 931 41 37).

San Remo Hotel: italienisch-viktorianisches Juwel in North Beach, ruhig gelegen und doch zentral, mit versponnenen Antikzimmern. (2237 Mason St., Tel. 776 86 88, Fax 776 28 11).

Green Tortoise Guest House: superlässiges Gästehaus mit Jugendherbergs-Charakter, im Nebengebäude auch Doppelzimmer. (494 Broadway Ecke Kearny, Tel. 834 10 00).

Essen & Trinken

Avenue 9: verspielte kalifornische Gourmetküche im derzeit äußerst beliebten Inner Sunset District südlich des Golden Gate Park (1243 9th Avenue, Tel. 664 69 99). Caffè Luna Piena: Hier sind die Salate fast so knackig wie die Kellner. Großartiges Frühstück im völlig zugewachsenen Hinterhof (558 Castro St., Tel. 621 25 66). Gold Mountain: gilt als das beste unentdeckte Restaurant in Chinatown. Das traditionelle Mittagessen Dim Sum (verschiedene Teigtaschen, die auf Wägelchen durch den 1380 Leute fassenden Bankettsaal gefahren werden) ist ein Erlebnis (644 Broadway, Tel. 296 77 33). Grand Café: einheimische Spitzengerichte, die in einem riesigen Jugendstil-Ballsaal serviert werden. Vor lauter Gucken kommt man kaum zum Essen, das aber wäre eine Tragödie. (501 Geary St., Tel. 292 01 01). Julie's Supper Club: Die Küche ist fast so abenteuerlich wie das Dekor, das aus einer Science-fiction-Serie der 60er Jahre zu stammen scheint. Live-Musik in der Bar. (1123 Folsom St., Tel. 861 07 07). Japanese Tea Garden: das idyllischste und kalorienärmste Frühstück der Stadt - grüner Tee und Glückskekse mit Spruchweisheiten inmitten von Pagoden, Kirschbäumen und Buddha-Statuen. Öffnet um 9 Uhr, früh kommen (Golden Gate Park, neben dem Asian Art Museum). El Farolito:Hier essen die Einheimischen den legendären "Mission Style Burrito", groß, scharf, lecker und billig. (2777 Mission St., Tel. 826 48 70). Caffè Trieste: alter Beat-Treffpunkt mit Opern-Jukebox; Cappuccinos und Drinks bis zum Morgengrauen. Samstag mittag singt die Inhaber-Familie (601 Vallejo St., Tel. 392 67 39). Vesuvio's: die ehemalige Stammkneipe von Dylan Thomas und Jack Kerouac, in der Nähe des berühmten City Lights Bookstore (255 Columbus Ave., Tel. 362 33 70). Caffè Greco: der beste Espresso und die größten Fenster zur Straße in ganz North Beach. Ideal zum Ausspannen und Leute-Anschauen (423 Columbus Ave., Tel. 397 62 61). Café du Nord: ehemaliges "Speakeasy" aus der Prohibitions-Zeit, das immer noch schön plüschig aussieht; Swing, Blues und Jazz während des Abendessens. (2170 Market St., Tel. 861 50 16).

Aussichtspunkte

Twin Peaks: windig, felsig, 360-Grad-Blick auf die Stadt und die Bay Area (MUNI-Linie K, L oder M bis zur Castro Station, umsteigen in Bus Nr. 37 bis Parkridge und Crestline Drives). Telegraph Hill: am besten von der Sansome Street über die Filbert-Street-Treppen hochsteigen. Man läuft mitten durch die Hinterhöfe und Gärten der Anwohner. Buena Vista Park: schön, wie der Name schon sagt (Bus Nummer 6, 7, 66 oder mit der Nummer 71 die Haight Street hinunter bis zur Baker Street).

Rumkommen

Der schönste Weg zum Fisherman's Wharf und Pier 39 führt vom Presidio Park durch den bunten Marina District zum Fort Mason Park. Hier kann man im Sommer unter Palmen sitzen und den Blick auf die Golden-Gate-Brücke genießen, bevor man direkt am Wasser weiterläuft bis zum Waterfront Park. - Das macht sonst niemand: mit der MUNI-Linie N bis zur westlichen Endhaltestelle Judah St. fahren und dort am Ocean Beach, dem einsamsten Strand Kaliforniens, spazierengehen; rauhe Brandung (Schwimmverbot) und ein lauschiges Café an der Judah St. Ecke Great Highway.

Führungen

All About Chinatown: Linda Lee kennt Chinatown seit ihrer Kindheit und weiß alles über chinesische Heilkunst und Küche ("erst essen, dann fragen") (Tel. 982 88 39). Cruisin' the Castro: Trevor Haileys langer und unvergesslicher Rundgang durch den Castro District, den Stadtteil der Homosexuellen, inklusive Frühstück, ca. 63 DM und keinen Cent zu teuer (Tel. 550 81 10). The Haight-Ashbury Flower Power Walking Tour: Gary Ehrke erzählt u. a. von seinen Zeiten mit Jerry Garcia und Janis Joplin ?(Tel. 863 16 21). City Guides: lokale Enthusiasten führen umsonst durch die Stadt (Programm: Tel. 557 42 66). Deutsche Führungen: Roger F. Erickson bietet alle nur denkbaren Touren in Stadt und Umland an (Tel. 650/742 96 11).

Events

Cable-Car-Wettklingeln: Am Union Square tragen die Cable-Car-Fahrer ihren alljährlichen Wettstreit aus, wer die schönsten Melodien auf der eher einfachen Klingel seines Cable Cars spielt (Tel. 923 62 17). Old First Concerts: Jazz, Welt- und Kammermusik in der Old First Church (1751 Sacramento St., Tel. 474 16 08). Swing City Polk Street Festival: Die neue Hauptstadt des Swing feiert ihr erstes einschlägiges Festival mit Musik, Mode, Essen und Trinken und natürlich Tanz (Polk St. zwischen Jackson St. und California St., Tel. 391 20 00).

Infos

San Francisco Visitor Information Center (Hallidie Plaza, über der U-Bahnstation Powell Street; montags bis freitags 9 bis 17.30 Uhr, samstags 9 bis 15 Uhr, sonntags 10 bis 14 Uhr; Tel. 391 20 00). Unter Tel. 391 20 04 laufen aktuelle Stadtinformationen auf Deutsch. Internet: www.sfvisitor.org (offizielle Website der Stadt) und www.sfstation.com (hip und ausgefallen).

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