
"Mama, wo warst du?", fragt Fred (3), als ich im Bademantel die Tür zu unserer Suite öffne.
"Im Himmel, im kleinen Himmel", sage ich.
"Und wie ist es da, Mama?"
"Es ist wunderbar. Alles ist weiß, alles duftet, liebe Frauen waschen dir die Füße, baden dich in Kräutern und Sahne, massieren dir kräftig den Nacken und sanft das Gesicht, sie reichen dir Früchte und Tee und betten dich auf pralle Kissen."
"Hingehen!", befiehlt Fred.
"Das geht leider nicht, Schatz", enttäusche ich ihn, "in den Himmel kommen nur die Frauen."
Tja, die Zeiten ändern sich, inzwischen hat auch der weibliche Teil der Bevölkerung ein paar Trümpfe in der Hand. So auch in der "Bleiche": Im "Kleinen Himmel" dürfen sich ausschließlich Frauen nach allen Regeln der Kunst pflegen lassen. Und der Damen-Spa belegt nicht etwa eine ungeliebte Ecke im Badehaus "Landtherme" - nein, er belegt gleich eine komplette Etage ganz oben im Haus.

Als wir wenig später zu dritt badebemantelt durch das Badehaus streifen, wissen wir erst nicht, wohin. Ein Ruheraum schöner als der andere - Kissenberge vor alten Industriefenstern, handgemachte Fliesen, knarzende Stalltüren, verschnörkete Waschbecken, eine Bibliothek mit brüchigen Ledersesseln. Nichts erinnert an die üblichen Standardbäder, fast alles wurde aus alten Häusern in ganz Europa zusammengetragen. Hier döst man nicht auf schnöden Liegen, hier kuschelt man sich auf bettengleiche Möbel unter träge rotierenden Deckenventilatoren - und stellt sein Glas mit Limettenwasser auf antiken Kommoden ab.
Auch sonst überall in diesem freundlichen, verwinkelten Haus: sonnengebleichtes Leinen, rohe Bretter, bodenlange Stoffe, schwarzgeräucherte Kamine, Bast und verwitterte Balken, die uralten Spreewaldhäusern entnommen wurden.
Selbst abends beim Zähneputzen gehen wir barfuß auf gewärmten Terracottafliesen, die einst in Klöstern lagen. So organisch und lebendig wie die Materialien, die es beherbergt, ist das ganze Haus - unter den Händen der Besitzer entwickelt es sich immer weiter. Die Möbelstücke wählt die Hoteliersfamilie selbst bevorzugt in Frankreich aus.

Selbst Fred, eher Baggermatsch- als Bäderfan, hat in der "Bleiche" Spaß: Wie ein übermütiges Fohlen pest er vor uns durch die langen Gänge. Draußen unter blühenden Obstbäumen warten hölzernde Frösche und Schlangen darauf, von ihm zum Leben erweckt zu werden. Und am Sonntagmorgen gehört das Gartenhaus-Schwimmbad ganz alleine uns, so dass wir niemanden stören. Die anderen sitzen wohl noch beim Frühstück, das ohne Rücksicht auf die Uhr so lange serviert wird, bis sich der letzte Gast zufrieden den Mund abwischt.

Ideal für: Verliebte, Freundinnen, Singles; Kinder sind willkommen
Ambiente: Landhausstil meets Asia; die Einrichtung folgt dem ästhetischen Konzept Wabi-Sabi aus Japan, das die schlichte, gebrochene Schönheit zelebriert
Atmosphäre: entspannt
Wellness-Angebot: 5.000 qm Badehaus mit Hamam, Banja, Kälteraum, Kräuterkammer, etc; Jungbrunnen SPA für Anwendungen und Bademenüs (Abfolge von Behandlungen, ca. 4-6 Stunden); Dr. Hauschka und Martina Gebhardt-Naturkosmetik; Damen SPA "Kleiner Himmel": 300 qm nur für Frauen; vom "Relax Guide" erhielt die Bleiche mit vier Lilien und 20 Punkten die Bestnote
Umgebung: Das Hotel "Bleiche Resort & Spa" liegt am Ortsrand des Städtchens Burg; drumherum das Biosphärenreservat Spreewald mit seinen von Schwarzerlen und Weiden gesäumten Spreeläufen
Preis-Leistung: Schönheit hat ihren Preis; DZ ab 169 Euro/Person inkl. HP und Nutzung des Wellness-Bereichs; sehr hübsch sind die Suiten ab 300 Euro/Person.
"Bleiche Resort & Spa" - Bleichestr. 16 - 03096 Burg im Spreewald - Tel. 035603/ 620 - www.hotel-zur-bleiche.de