Winterurlaub Skiurlaub mit Kindern: Hier bleiben wir!

Skiurlaub mit Kindern? Lassen sich Luxus und Familienleben, Abenteuer und Gemütlichkeit kombinieren? BRIGITTE-Redakteurin Angela Wittmann fand in Leogang im Salzburger Land den perfekten Ort dafür.

"Aber nicht so eine steile Schlitterstrecke", sagt Leo im Auto. In Sicht ist eine Piste, die sanft zur Talstation ausläuft. Wir sind auf dem Weg in unseren ersten Skiurlaub. Leo, 4, und Anna, 2, sind in Hamburg geboren, wo wir mangels abschüssigem Gelände nicht mal Schlittenfahren, sondern nur Schlittenziehen können.

Skiurlaub mit so kleinen Kindern - geht das? Erholung inklusive? Als wir nördlich von Zell am See das Bergdorf Priesteregg vor uns sehen, kommt Hoffnung auf. 16 Chalets und ein alter Erbhof auf 1100 Meter Höhe. Einst gehörte der Grund den Salzburger Priestern, seit 1782 ist er im Besitz der Familie Oberlader. Die Chalets sind erst im vorletzten Jahr hier hingesetzt worden, unseres heißt "Schrattenegg".

"Alles Holz, alles nur aus Holz!" Die Kinder rasen durch die kleine Hüttenwelt, die ganz aus der Zeit gefallen scheint. Keine Autos sind unterwegs, dafür Pferde und Galloway-Rinder. Und es gibt einen Dorfteich mit unzähligen Kieseln - für die beiden kleinen Steinewerfer die wichtigste Attraktion. Dann geht die Tür auf, und drinnen knackt's im Kamin, der so groß ist, dass er zwei Fenster hat. Eins für jedes Kind. "Wir sehen uns", jubelt Anna und winkt ihrem Bruder durch die tanzenden Flammen zu, bis beide dem Feuerzauber erliegen und für ein paar unfassbar friedliche Minuten ganz still werden.

In diesem Moment scheint wirklich alles möglich. Sogar die Besteigung des Großen Asitz' - unseres Hausbergs im endlosen Skizirkus von Saalbach-Hinterglemm- Leogang. Oder ein Ausflug ins benachbarte Skigebiet Zell am See-Kaprun.

Am nächsten Morgen wecken uns die Wichtel, und wir hören ein Rumoren aus der Ecke der Hütte, wo Tisch und Eckbank stehen. Als sich die Kinder aus dem Himmelbett dorthin trauen, sind die guten Geister des Bergdorfs schon weg. Nur den Kaffee müssen wir noch machen, die Kerzen brennen, der Tisch ist gedeckt: mit Bio-Eiern und -Käse aus der Region, selbst gemachter Erdbeerkonfitüre, knackigem Brot und frisch gepresstem Orangensaft. Die Hütte ist unser eigenes Restaurant und unser privates Wellness-Paradies. Vor dem Kamin steht eine Wanne mit Löwenfüßen, die auf Wunsch zur Massageliege wird, und auf der Terrasse der Hot-Pot: Holzdeckel hoch, plumps ins heiße Wasser. Die Dampfschwaden geben den Blick ins Tal frei, auf das Steinerne Meer bei Maria Alm mit aufragendem Hochkönigsmassiv. Hinter uns türmen sich die Leoganger Steinberge. Wir sitzen, bis wir schrumpelig werden, und staunen in alle Richtungen. So viel Luxus auf einmal haben wir uns nicht gegönnt, seit wir eine Familie sind.

Der Alltag hat uns wieder, als es ans Anziehen geht. Es ist fast schon Mittag, als die Kinder endlich in Schneeanzügen den Skiverleih der Talstation in Leogang stürmen. Dort kommen Ski, Skischuhe, Stöcke und Skibrillen dazu. Und weil Mama und Papa das alles ebenfalls mit sich herumschleppen müssen, sollen Leo und Anna ihre Ausrüstung selbst tragen. Nicht weit. Nur bis zur Bergbahn.

Ohne Sherpas ist die Expedition gefährdet, zumal wir zufällig an "Leo's Kinderland" vorbeikommen - so heißt das Übungsgelände der Leoganger Skischulen. "Wo ist Annas Kinderland?" Unsere Zweijährige bekommt den ersten Tobsuchtsanfall des Tages. Der zweite folgt beim Aussteigen. "Hello Kitty", ruft ein Mädchen und meint Annas Helm, den die berüchtigte Katze ziert. Anna versteht nur "KitKat" - und das will sie! Jetzt sofort, hier oben auf dem Gipfel. Man kommt nicht weit, wenn man mit einer Furie auf dem Arm vorwärts will. Auf Skiern. Schon gar nicht, wenn das strampelnde Kind selbst welche trägt.

Der Bruder hält sich wacker, dafür aber doch eher auf der Stelle. Wir retten uns in die "Alte Schmiede", unweit der Bergstation. Da sitzen wir und vergessen angesichts der Kasnocken und der drohenden Rückfahrt Raum und Zeit. Bis die Bedienung sagt: "Ich muss kassieren, die letzte Gondel fährt." Und auf einmal geht das mit dem Skifahren ohne Gequängel und recht fix. Als wir verschwitzt in der Gondel sitzen, steigt der letzte Mitarbeiter der Bergstation zu.

Was passiert wäre, wenn wir die Gondel verpasst hätten? "Abfahren hätten's müssen!" Erst als die Kinder schlafen, und wir zu zweit wieder im Hot-Pot vor unserer Hütte dümpeln, begreifen wir unser Glück: Oben funkeln die Sterne, am Berg gegen über wuseln Schneeraupen wie Glühwürmchen, präparieren einen Teil der 200 Pistenkilometer. Keine Frage, irgendwo da drüben wären wir jetzt immer noch auf dem Weg ins Tal. Wie schön, dass unsere Kinder diese Hütte schon genauso lieben wie wir. Plötzlich ist alles so klar wie der Nachthimmel. Hier bleiben wir einfach.

Reise-Infos Leogang

Übernachten: "Bergdorf Priesteregg". 16 Chalets für 4 bis 6 Personen. Sauna und Hot-Pot vor der eigenen Hütte. Alle Mahlzeiten werden auf Wunsch in einer Holzkiste geliefert und im Chalet serviert. Chalet/F für 2 Personen ab 386 Euro (Sonnenberg 22, A-5771 Leogang, Tel. 065 83/82 55 20, www.priesteregg.at).

Genießen: "Huwi's Alm". Spezialität des Gasthauses: Rindersuppe mit Gemüse Julienne, Lende vom Galloway-Rind aus eigener Zucht (Sonnenberg 22, Leogang, Tel. 06 64/180 08 01, www.priesteregg.at/de/gasthaus/huwis-alm.php.).

Info: Salzburgerland Tourismus, Wiener Bundesstr. 23, A-5300 Hallwang, Tel. 06 62/ 668 80, www.salzburgerland.com.

Fotos: Stephanie Flüssenich

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