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In diesem Gratis-Supermarkt ist alles kostenlos

In diesem Gratis-Supermarkt ist alles kostenlos
© complize/photocase.de
Gratis einkaufen? Klingt zu schön, um wahr zu sein. In einem Kopenhagener Gratis-Supermarkt ist das möglich - und vielleicht auch bald in Deutschland. Aber die Sache hat einen Haken.

Ein voller Einkaufskorb, ohne auch nur einen Cent dafür bezahlen zu müssen. Wer träumt nicht davon? Vor allem, wenn am Ende eines Monats das Haushaltsgeld immer knapper wird. Ein Kopenhagener Gratis-Supermarkt macht das jetzt möglich - und sorgt damit für Furore.

Besagter Supermarkt findet sich im Kopenhagener Stadtteil Frederiksberg und wirbt damit, seine Ware gratis abzugeben. Die Auswahl ist begrenzt, im Angebot hat der "Freemarket" Getränke, Süßigkeiten und Snacks. Ganz so kostenlos gibt der Supermarkt seine Produkte dann aber doch nicht ab. Denn bevor die Kunden in den Genuss der Gratis-Produkte kommen, müssen sie sich online auf der Internetseite des Freemarkets registrieren und einen Monatsbeitrag von 19 dänischen Kronen (etwa 2,50 Euro) zahlen. Dafür dürfen sie sich im Supermarkt zehn Produkte im Monat aussuchen - jedes nur einmal.

Das ist allerdings nicht der einzige Haken: Im Gratis-Supermarkt werden vor allem Testprodukte angeboten. "Try before you buy", lautet der Slogan, den sich der Erfinder Simon Taylor, ein Werbefachmann, für sein Konzept ausgedacht hat und das er bereits ein Jahr lang im Internet erfolgreich getestet hat. Die Unternehmen, die die Produkte zur Verfügung stellen, wollen dafür eine Gegenleistung. "Manche Marken testen neue Produkte. Andere möchten wissen, ob Dänemark ein Markt für sie ist oder ob die Kunden auch höhere Preise zahlen würden", sagte Taylor der "Süddeutsche Zeitung". Viele Unternehmen wünschen sich aber vor allem eins: Werbung für ihre Produkte - gern via Bewertung in sozialen Netzwerken.

Nicht nur Verbraucherschützern wird dieses Konzept von Gratis-Produkten gegen Werbung Bauchschmerzen bereiten. Prinzipiell habe sie nichts gegen diese Art von Kampagne, sagt Tina Dhanda Kalsi, die als Juristin für den dänischen Verbraucherrat "Forbrugerrådet Tænk" arbeitet. Die Motive hinter den Online-Bewertungen müssten aber deutlich werden. "Wir haben eine weniger kritische Haltung in Netzwerken. Wir denken, wir bekommen einen guten Rat von einem Freund", sagte sie der "SZ". "Es muss klar sein, dass er das posten musste, weil er Freemarket-Mitglied ist, und nicht, weil dieser Saft so großartig ist." Außerdem müsse sich jeder Tester darüber im Klaren sein, dass er Daten über sich preisgibt.

Trotz aller Bedenken scheint das Konzept anzukommen: In der ersten Woche nach der Eröffnung ist die Zahl der Kunden laut Taylor von 5.000 auf 10.000 gestiegen. Über eine Expansion in andere Länder denke er auch schon nach. Auf seiner Liste stehen Schweden, Großbritannien, Norwegen - und Deutschland. Gratis einkaufen wird also auch hierzulande vielleicht bald schon möglich sein. Leider zu schön, um wahr zu sein.

Text: win

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