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Max Bill: Der letzte Leonardo

Max Bill, das künstlerische Universalgenie. Die Entwürfe des Schweizers werden immer älter - und auch immer besser. Zu seinem 100. Geburtstag zeigt eine Ausstellung in Bremen eine Auswahl seiner Arbeiten.

Drei rechteckige, in U-Form verzinkte Tannenbretter, zwischen den beiden Enden ein stabilisierender Besenstiel - und das soll ein Designklassiker sein? Max Bills so genannter "Ulmer Hocker" von 1954 ist das minimierte Kleinmöbel schlechthin. Die Studenten der legendären Ulmer Hochschule für Gestaltung nutzten das Höckerchen multifunktional als Sitz, Tischchen oder Tablett. Es war eine Zeit, als die Wirtschaft in Deutschland boomte, Design visionär war und an der Hochschule die "gute Form" propagiert wurde. Max Bill war der erste Rektor dieses Instituts, das in der Nach-Nazi-Zeit ästhetisch und gesellschaftlich an die Lehre des Bauhauses anknüpfen wollte - aber nach 15 Jahren aus Geldmangel schließen musste.

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Trotzdem ist der Schweizer Max Bill vielen Deutschen eben in Verbindung mit der Ulmer Hochschule ein Begriff. Dass er auch Tapeten, Höhensonnen, Haarbürsten, Kleiderbügel, Schreibmaschinen oder Elektrostecker für die Industrie gestaltete, das wissen fast nur Designinsider. Dabei ist er einer der Designer, dessen Entwürfe schon allein wegen ihrer Schlichtheit mit den Jahren immer besser geworden sind. Von den schnelllebigen, bunten Gimmicks unserer Zeit hätte der reduzierte Formgeber wenig gehalten. Nur gut, dass einige seiner Ideen bis heute unverändert zu haben sind oder wieder neu aufgelegt wurden: Seine Armband- und Küchenuhren, die er in den Fünfziger Jahren mit eleganten und reduzierten Zifferblättern gestaltete, erregten damals großes Aufsehen und werden seit 1997 wieder von der Firma Junghans produziert.

Doch Max Bill war vielmehr als ein bloßer Produktgestalter - die Bezeichnung "Designer" verschmähte er sogar, das klang ihm zu modisch. Er war Maler, Architekt, Bildhauer, Grafiker, Typograf, Theoretiker, Lehrer und sogar Politiker, ein Allroundgenie eben. 1924 hatte er eine Silberschmiedelehre an der Kunstgewerbeschule in Zürich begonnen. Doch wenig später - nach einem Vortrag von Le Corbusier - entschloss er sich, Architekt zu werden und wechselte 1927 ans Bauhaus nach Dessau. Dort hatten vor allem Wassily Kandinsky, Paul Klee und Josef Albers großen Einfluss auf ihn. Was immer Bill in der Folgezeit auch gestaltete, seine Kunstwerke verstand er als "Gegenstände für den geistigen Gebrauch". Nicht gegenständlich oder abstrakt sollten sie sein, sondern konkret. Die einfachen, klaren Formen und präzisen Proportionen beruhten auf mathematischen Grundformen, so wie es ihn das Bauhaus gelehrt hatte. Bill versuchte durch seine Kunst "eine Gegenwelt aufzustellen gegen (...) die Konfusion, in der wir heute (...) leben".

Max Bill

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2008 wäre Max Bill 100 Jahre alt geworden; er verstarb 1994 nach einer Herzattacke im Berliner Flughafen Tegel. Die Ausstellung "Max Bill: Aspekte seines Werkes" im Wilhelm Wagenfeld Haus in Bremen würdigt den Schweizer Künstler noch bis zum 15. März 2009.

Informationen unter Tel. 0421/338810 oder www.wwh-bremen.de

Text: Uta AbendrothFotos: VG Bild-Kunst (1), www.vitra.com (2), Junghans (1)

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