Ikea City: Weg vom Stadtrand, rein in die Innenstadt
Was ist passiert? Ikea hat eine neue Filiale eröffnet: "Ikea City" in Hamburg-Altona. Normalerweise ist so etwas nur spannend für die direkt betroffenen Stadtbewohner und Frühstücksbuffet-Fans, aber jetzt hat sich der Konzern erstmalig in die Innenstadt getraut. Hamburger müssen nun für einen Ikea-Ausflug nicht mehr den Umweg über den Autobahn-Zubringer machen, sondern können auch mit dem Bus, zu Fuß oder mit dem Fahrrad vorbeikommen.
Warum die Aufregung? Das Pilotprojekt genießt weltweit Aufmerksamkeit: Wenn Ikea in der Fußgängerzone funktioniert, wird der Konzern in weiteren Stadtzentren Filialen eröffnen - und das schwedische Möbelhaus in den Innenstädten so präsent sein wie das Billy-Regal in deutschen Wohnzimmern. Aber eine zentrale Lage bringt auch Probleme mit sich: Schon am Stadtrand kann eine Ikea-Filiale den Verkehr kilometerweit lahmlegen (fahren Sie mal an einem Adventssamstag los und kaufen ein paar "Fenomen"-Kerzen ein, mit etwas Glück sind Sie Heiligabend wieder zuhause). Ein Ikea-Ansturm zusätzlich zum regulären Innenstadt-Chaos könnte den Verkehr so schnell zusammenbrechen lassen, wie einen Schrank unter der Last der "Pax"-Spiegeltüren (mittlerweile vom Markt genommen). Christian Mollerus, Leiter der Filiale, ist da natürlich optimistischer: "Wir haben ein perfektes ÖPNV-Angebot direkt vor der Tür und werden mit einem maßgeschneiderten Lieferkonzept möglichst viele Besucher überzeugen, ohne Auto zu uns zu kommen", so sein Statement auf der Ikea-Website. Transportservice, Leihräder, Bollerwagen: Der Konzern ist sicher, dass viele Kunden ihr Auto stehen lassen werden.
Also, alles gut? Auch unabhängig vom Verkehrsproblem ist der Innenstadt-Ikea umstritten: Ein paar Meter weiter hat sich der Stadtteil Ottensen in den letzten Jahren durch Gentrifizierung zu einer der teuersten Gegenden der Stadt entwickelt. Ein Konsumtempel wie eine Ikea-Filiale könnte so einen Prozess auch in der anderen Seite von Hamburg-Altona anstoßen, so die Kritiker, die erfolglos versucht hatten, das Projekt per Bürgerentscheid zu stoppen.
Und jetzt? Jetzt schaut die Welt so gebannt auf Hamburg wie ein Sechsjähriger auf den "Kinderparadies"-Fernseher: Vielleicht geht das City-Konzept ohne die befürchteten Nebenwirkungen auf und wird zum Exportschlager. Oder die übliche Anspannung an der Ikea-Kasse und auf dem Ikea-Parkplatz breiten sich auf einen kompletten Stadteil aus. Fest steht: Ein Ikea in der Fußgängerzone erregt gleichermaßen Sorge wie Vorfreude. Fürs Erste können wir uns aber nur zurücklehnen und abwarten (im "Poäng", mit Fußhocker knapp 120 Euro).