Für Außenstehende ist mein Mann der absolute Traum - er putzt Bad und Gästeklo, macht die wöchentlich geforderte Kehrwoche, hängt die Wäsche auf, bügelt, kümmert sich vorbildlich um seine zwei Mädels (stundenlang Playmobil, Bauernhof und Spielplatz inbegriffen).
Wie es uns als Paar geht, ist weniger offensichtlich: kein Sex, seit Jahren nicht; sich unter der Dusche selbst zu befriedigen reicht ihm anscheinend. Er hat wenig bis kein Interesse an mir und seiner Rolle als Ehemann. Und ich muss mich immer wieder fragen, ob ich zu anspruchsvoll bin oder mit seinen Qualitäten gefälligst zufrieden sein soll.
Ich sehe ein, dass die Leidenschaft mit den Jahren (wir kennen uns seit 1989 und sind seit fünf Jahren verheiratet) weniger wird und andere Dinge in den Vordergrund treten. Aber was nützt mir das gespülte Geschirr (während ich hier am PC sitze), wenn wir einfach nebeneinander her leben ohne auch nur das geringste Interesse an unserem Gegenüber.
Keine Energie, die Sprachlosigkeit zu überwinden
Anfangs habe ich noch das Gespräch gesucht, immer wieder gebohrt ("Warum schlafen wir nicht mehr miteinander?", "Wie geht es Dir in unserer Beziehung?", "Was können wir ändern, um wieder mehr Paar zu sein?"), versucht, meinen Standpunkt klarzumachen ("Diese morgendliche Sache unter der Dusche tut mir weh"), um etwas zu ändern.
Aber mittlerweile fehlt mir die Energie, diese Sprach- und Tatenlosigkeit seinerseits zu überwinden - die zwei Kinder kosten Kraft und eigentlich würde ich mir eine Ehe wünschen, die diese Kraft durch Liebe und Aufmerksamkeit immer wieder neu gibt. Stattdessen entwickelt sie sich immer mehr zum Krafträuber. Aber: Man gewöhnt sich an alles...