Mein Mann und ich kennen uns seit zehn Jahren. Am Anfang war es wie in jeder neuen Beziehung: alles neu und aufregend. Aber zwei Jahre, nachdem wir geheiratet haben, merkte ich, wie mein Mann sich verändert. Zuerst dachte ich, er wäre schwul. Dann der Schlag ins Gesicht: Ich fand Bilder, die ihn in Frauenkleidern zeigten. Ich bin fast ausgerastet, habe Wohnungsanzeigen in der Tageszeitung studiert, wäre fast ausgezogen.
Dann habe ich mich dazu entschlossen, mich einem gemeinsamen Freund anzuvertrauen, der mich ein bisschen beruhigt hat. Er sagte: "Denk dran, was ihr alles erreicht habt, denk an die Firma. Denk einfach erst mal drüber nach, und stell ihn zur Rede, was das ganze Theater soll."
Das tat ich dann auch, und es stellte sich heraus, dass mein Mann transsexuell ist. Ein Schock! Nach vielen Tränen und vielen Gesprächen mit meinem Mann, der die Sache runtergespielt hat, mit den Worten, er ziehe nur hin und wieder gern mal Frauenkleider an, habe ich ihn eine Weile sogar unterstützt, zum Beispiel beim Einkaufen und beim Schminken.
Ich könnte nackt vor ihm herumlaufen, er würde mich ignorieren
Ich dachte, ich komme damit klar. Aber statt mich einzubinden in seine Welt, hat er mich immer mehr ausgeschlossen. Heute hat er ein eigenes Zimmer in unserem Haus, ein richtiges Frauenzimmer. Ich habe es toleriert, keiner darf in dieses Zimmer, es ist immer abgeschlossen.
Diese Heimlichtuerei macht mich krank. Mein ganzes Leben steht Kopf, ich habe keine Lust mehr, die Ehe aufrecht zu erhalten. Auch in der Firma läuft es nicht mehr so toll, er überlässt die ganze Arbeit mir. Stelle ich ihn zur Rede, ob alles vor die Hunde gehen soll, ist es ihm egal, er will sein "Ding" ausleben. Sage ich aber, ich trenne mich, geht das große Geheule los.
Mein Mann ist schon lange nicht mehr mein Mann. Im Bett schon lange tote Hose. Ich könnte nackt vor ihm herumlaufen, er würde mich ignorieren. Das nagt ziemlich an mir und kostet viel Kraft. Ich glaube, er will sich nur nicht von mir trennen, weil es so schön bequem ist, eine Frau im Haus zu haben.