
Ja, ich schäme mich auch sehr. Aber trotzdem hatte ich gehofft, aus zwei alarmierenden weltweiten Phänomenen in diesem Jahr einen ganz persönlichen Nutzen ziehen zu können: Dank globaler Erwärmung und sinkender Geburtenraten hatte ich mit einem Bombensommer im weitgehend menschenleeren, zumindest aber kinderfreien Freibad gerechnet. Jedoch: Ich bin enttäuscht worden. Das Wetter war durchwachsen, das Babybecken randvoll mit Urin und Babys, und vom Fünfer sprangen dicke Teenager in knielangen Badehosen, die beim Aufprall auf der Wasseroberfläche eine Detonation auslösten, wie man sie sonst nur aus Katastrophenfilmen kennt.
Meine Freundin Mona und ich lagen auf unseren Badelaken und bemühten uns um Nachsicht und ein gleichmäßiges Bräunungsergebnis. Als jedoch ein schlecht gelaunter Säugling sich auf dem Nachbarhandtuch schwungvoll übergab, brachte Mona nicht mal mehr ein schmallippiges Lächeln zustande. "Ich dachte, die Deutschen sterben aus", sagte sie vorwurfsvoll.
Das tun sie - auch wenn man sonntagnachmittags im Freibad einen anderen Eindruck gewinnt. Die Zahl der Geburten hat sich in den letzten 40 Jahren fast halbiert. Mittlerweile sterben in Deutschland jedes Jahr mehr Menschen, als geboren werden. Das Kinderloch ist nicht mehr zu stopfen - und meine Freundin Mona ist schuld daran.
Mona ist die fleischgewordene Statistik. Sie ist der Prototyp Frau, der für eine immer größer werdende Zahl kinderloser Frauen steht: gut ausgebildet, gut verdienend, zwischen 30 und 40 und überzeugt, dass ihnen zum Glück kein Kind fehlt. Demografen rechnen damit, dass fast die Hälfte aller Akademikerinnen keine Kinder bekommen werden. Unter Frauen, die richtig hoch hinaus wollen - promovierte Geisteswissenschaftlerinnen und Frauen in Chefsesseln von Unternehmen - haben fast 70 Prozent keine Kinder.
Und die meisten von ihnen müssen nicht erst in ein warm gepinkeltes Schwimmbad gehen und dort erleben, wie ihnen eine süße Dreijährige stolz eine Nacktschnecke auf den Bauch legt, um ihren Kinderwunsch kritisch zu hinterfragen. Denn es ist allzu offensichtlich: Kinder bedeuten Stress. Kinder bedeuten, dass das Leben nicht so weitergehen kann, wie es war. Kinder bedeuten Verzicht. Und immer mehr Frauen haben zum Glück mittlerweile auf mehr zu verzichten als auf ein intaktes Bindegewebe der Bauchdecke.
Die Psychologin Angela Voß hat über die Frage "Ein Baby - jetzt, später oder nie?" eines der wenigen ideologiefreien Bücher geschrieben, in dem sie weder die Hausfrauen noch die kinderlosen Karrierefrauen an den Pranger stellt. Sie schreibt: "Eine Frau, die in der Nachkriegszeit etwas auf sich hielt, hatte Kinder und arbeitete nicht. Kinderkrippen waren das traurige Schicksal armer Kinder. In keinem anderen Land Europas standen die Bürger, nicht nur die Politiker, einem Ausbau der Kinderbetreuung und einem ganztägigen Schulsystem so negativ und ablehnend gegenüber wie in Deutschland. Das Ergebnis dieser schwierigen Situation ist nicht selten die 'Bastelbiografie' der deutschen Mütter: gute Ausbildung, Karrierestart, Schwangerschaft, lange Babypause und danach Teilzeit in einem schlecht bezahlten Job, der nicht der guten Ausbildung entspricht."
Aber damit, ihr Leben mehr schlecht als recht zusammenzubasteln, werden sich jüngere Frauen nicht mehr zufriedengeben. In der großen BRIGITTE-Studie "Frauen auf dem Sprung"sagen fast 90 Prozent der jungen Frauen, dass sie beides wollen: Kinder und Beruf. Und zwar ohne unzumutbare Abstriche machen zu müssen. "Die Zeit des Entweder- Oder ist vorbei", sagt die Soziologin und wissenschaftliche Leiterin der Studie Jutta Allmendinger. "Wenn Unternehmen nicht reagieren und Frauen keine akzeptable Balance zwischen Arbeit und Leben anbieten, werden ihnen bald wichtige Personalressourcen fehlen."

Das ist schön. Das lässt hoffen. Für Mona aber wird das "bald" zu spät sein. Weil Vater Staat bisher hauptsächlich Geld dafür ausgab, es Müttern zu ermöglichen, zu Hause zu bleiben. Die Zahl der Krippenplätze in Deutschland ist deshalb ein sehr schlechter Witz. Erst jetzt - mit einer absurden Trägheit - reagiert die Politik auf die rasch wachsende Zahl der Frauen, die nicht mehr die Opfer einer verknöcherten, arschkonservativen und unmodernen Haltung gegenüber Familien sein wollen. Und es sind ausgerechnet eine konservative Familienpolitikerin und eine konservative Staats-Mutter, die endlich Bewegung in die Sache bringen.
Bis es so weit sein wird, dass, wie Alice Schwarzer es sich wünscht, "Frauen es wagen können, wieder Kinder zu bekommen, ohne aus dem Leben zu kippen, und Betriebe und Unternehmen auch bei Männern mit Fehlzeiten wegen der Kinder rechnen müssen", wird es noch dauern. Und selbst dann wird es immer Berufe geben, die mit Kindern so gut wie nicht vereinbar sind. Eine Ärztin mit Schichtdienst und ein häufig reisender Topmanager? Wer holt da das Kind aus der Krippe, wenn sich dort gerade die Maul- und Klauenseuche ausbreitet? Kommt der Vater aus Dubai oder die Mutter aus der Herz-OP?
Heute ist es so, dass man sich als Frau für keinen Lebensentwurf mit völlig ruhigem und leichtem Gewissen entscheiden kann: Als Hausfrau und Mutter kommst du dir berufstätigen Frauen und Müttern gegenüber vor wie ein lächerliches und ärgerliches Relikt aus der Steinzeit, lässt dich von deinem Typen versorgen, siehst zu, dass du die Karottenflecken aus der Auslegeware wieder rauskriegst, kannst dich stundenlang über Pilzinfektionen im Windelbereich unterhalten - aber über sonst nichts.
Als berufstätige Mutter hingegen zerfällst du in zwei halbe Menschen, die jeder versuchen, 100 Prozent zu geben, und die von ständigem schlechtem Gewissen geplagt sind: Du verlässt die Konferenz um fünf Uhr und hastest zur Krippe? Na bravo, dein Chef wird sich kaum anmerken lassen, wie genervt er ist - jedoch froh sein, dass dein inkompetenter Kollege sich für das traditionelle Familienmodell entschieden hat, und ihm das bei der nächsten Gehaltsrunde hoch anrechnen.
Dein Kind hat schlecht geschlafen? Na bravo, es fühlt sich gewiss von seiner karrieregeilen Pseudomutter abgeschoben! Wenn du dann auch noch aus Versehen in Eva Hermans Buch "Das Eva-Prinzip" das Kapitel über Krippenbetreuung liest, das dramatisch "Das Leid der Wehrlosen" heißt, bist du dir auf einmal ganz sicher, dass aus deiner Tochter die erste weibliche Kettensägenmörderin Deutschlands wird.
Als berufstätige Frau ohne Kind hat man es nun aber auch nicht gerade leicht. Jetzt mal abgesehen von den verständnislosen Blicken und Fragen überzeugter Mütter und Väter, die eine gebärfähige Frau ohne Kinderwunsch für einen biologischen Unfall halten, fragst du dich natürlich selbst in regelmäßigen Abständen, ob die Entscheidung gegen Nachwuchs die Entscheidung sein wird, die du in deinem Leben am bittersten bereuen wirst. Du wirst es nie genau wissen, aber es könnte sein, dass du das Beste in deinem Leben verpasst hast. Ein beunruhigender Gedanke.
Zur Ablenkung liest du, dass Julia Roberts ihre Kinder immer mit zu den Dreharbeiten nimmt und noch nie zuvor in ihrem Leben so glücklich war. Ein paar Seiten weiter sagt Halle Berry, dass Karriere nichts mit einem erfüllten Leben zu tun habe und dass es ihr jetzt wichtiger sei, eine großartige Mutter zu sein. So wie Liv Tyler und Gwyneth Paltrow nimmt sie ihr Kind selbstverständlich immer mit ans Set. Für jemanden, der in einem Großraumbüro für ein Gehalt arbeitet, mit dem zwei Kinderfrauen, eine Haushälterin und ein Pilot mit dazugehörigem Hubschrauber nicht zu bezahlen sind, sieht die Sachlage allerdings deutlich anders aus.
Kinder sind ein Luxus, den man sich leisten können muss und will. Als kinderlose Frau hast du durch dein unkooperatives Gebärverhalten auch noch Mitschuld am demografischen Zusammenbruch deines Landes. Lässt selbst deine Gebärmutter brachliegen, aber lästerst im Freibad über Kinder, die außer "Ey Alter" nichts sagen und außer Pommes nichts essen. Bis du peinlich berührt in Susanne Gaschkes Buch "Die Emanzipationsfalle" liest:
"Wenn wir den gegenwärtigen Trend der Kinderlosigkeit im akademischen Milieu fortschreiben, droht Nachwuchs tatsächlich zu einer Angelegenheit der Unterklasse zu werden - und zwar vor allem, weil die eine Seite aussteigt. Zynisch formuliert könnte das heißen: Kinder bekommen in Zukunft nur noch die Gefühlvollen und die Blöden. Wer klar denkt, plant, rechnet, wer irgendeine Aussicht auf Erfüllung in der beruflichen Sphäre hat, tut sich den Zusatzstress, den Kinder verursachen, nicht an, egal, wie lange der Kindergarten geöffnet hat. Entweder wir bekommen die Kinder selbst, oder wir kümmern uns ganz anders als bisher um die Kinder anderer Leute. Wenn hauptsächlich die Schwachen Kinder bekommen, dann müssen wir eben aus diesen Kindern Atomphysiker machen, Gerichtspräsidenten, Abgeordnete, verantwortungsvolle Bürger."

Aber letztendlich - das sagt einem das Herz, der Verstand und eine aktuelle Studie - entscheidest du dich nicht aus demografischen Überlegungen für oder gegen Kinder. Ja nicht einmal berufliche und finanzielle Gründe stehen an erster Stelle. Wir schreiben keine Plus- Minus-Listen. Wichtig und letztendlich ausschlaggebend ist das Gefühl, das eigene Leben durch ein Kind bereichern, sinnvoller, schöner machen zu können. Und je reicher, sinnvoller, schöner das Leben bereits ohne Kinder ist, desto kleiner ist der Kinderwunsch. Was aber am allerwichtigsten ist: das Gefühl, den richtigen Partner zu haben, mit dem man ein solch existenzielles Wagnis eingehen kann.
Doch dieses Vertrauen in Dauer und Belastbarkeit von Liebe fehlt vielen - leider ja auch zu Recht. Eltern reden weniger miteinander als Paare ohne Kinder, dafür streiten sie mehr und haben seltener Sex. Besonders viele Ehen werden nach der Geburt des ersten Kindes geschieden. Viel mehr Paare trennen sich wegen Kindern als wegen Kinderlosigkeit. Wie verlockend eine zügige Scheidung erscheinen kann, dass weiß jede Frau, die fünfmal pro Nacht aufgestanden ist, ein Baby mit Bauchweh durch die Wohnung geschuckelt, mehrmals vollgekotzte Laken ausgewechselt und dabei sanftmütig "Der Mond ist aufgegangen" gesungen hat - um dann am nächsten Morgen vom Kindsvater gefragt zu werden, warum sie eigentlich ständig schlechte Laune und keine Lust mehr auf Sex habe.
Die meisten Männer haben ja bedauerlicherweise der rasanten Entwicklung, die die Frauen in den letzten Jahrzehnten gemacht haben, nur als Zuschauer beigewohnt. Sie haben die Füße hochgelegt, sich die Emanzipation wie eine Vorabendserie angeschaut - und sich abhängen lassen. Mehr Mädchen als Jungs machen Abitur. Sie haben die besseren Noten. Doppelt so viele Mädchen wie Jungs bringen Spitzenleistungen. 26 Prozent der Jungs sind Analphabeten, unter den Mädchen sind es halb so viele.
Und das Blöde ist nun: Wir haben zwar eine neue Frau. Aber keinen dazu passenden neuen Mann. Die finden zwischen dem traditionellen Alleinversorger und dem Teilzeit arbeitenden Spielplatz-Schluffi keine Rolle, die ihnen sonderlich behagt oder ihnen die Erzeugung einer Familie schmackhaft machen würde. Und deswegen lassen sie es bleiben: 1971 waren nur 16 Prozent der Akademiker kinderlos, heute sind es 35,6 Prozent. "Der spannendste Ansatz für eine Veränderung des Reproduktionsverhaltens dürfte das Geschlechterverhältnis sein", schreibt die "Zeit".
Übersetzt für Leute, die nicht 13 Semester Germanistik oder Sozialwissenschaften studiert haben, heißt das: Deutsche Männer wissen gar nicht mehr, wie sie denn nun eigentlich sein sollen. Frauen fordern den engagierten, gefühlvollen Vater, der sich beruflich ebenfalls einschränkt. Aber sexy finden sie nur den erfolgreichen Versorger mit den typisch steinzeitlichen männlichen Eigenschaften. Jedem Neandertaler- Männchen, das sich toll findet, steht ein Neandertaler-Weibchen gegenüber, das ihn toll findet. Also, liebe emanzipierte Freundinnen, bedenkt: Solange moderne Frauen nicht modern fühlen, wird es keine modernen Männer geben. Und so lange bleiben Kinder Frauensache, und weder Väter noch Arbeitgeber werden es für ihr Problem halten, wenn die Krippe wegen eines fiesen Magen-Darm- Virus desinfiziert und überraschend für eine Woche geschlossen werden muss.
"Warum willst du kein Kind?", frage ich meine Freundin Mona. "Mir fehlt keins", sagt sie. "Ich mag mein Leben so, wie es ist." Mona ist 38, und sie vergisst nicht zufällig mal, die Pille zu nehmen. "Russisches Roulette mit Samen", nennt Mona so ein Verhalten unverblümt. Sie will nicht, wie manch andere Frau in diesem Alter, so eine wichtige Entscheidung dem Schicksal überlassen. "Hast du dir nie Kinder gewünscht?" - "Doch. Als ich 16 war, wollte ich später mal welche haben. Aber dann begann das Leben. Und aus später wurde nie."
Mona ist nicht verbittert, hat sich freiwillig entschieden, und bis heute ist ihr ihre persönliche Freiheit wichtiger, die Zweisamkeit mit ihrem Mann, eine Fernreise im Jahr und die Möglichkeit, bis Mitternacht im Büro zu bleiben, ohne Omas, Au-pairs oder Patentanten engagieren zu müssen. Die allermeisten jungen Frauen wollen auf jeden Fall Kinder, sagt die BRIGITTE-Studie. Irgendwann. Aber wann ist irgendwann?
Irgendwann ist immer später. Nach der Ausbildung. Nach dem Studium. Nach der Australienrundreise. Nach der Beförderung. Nach der Hochzeit. Nach der Scheidung. Vielleicht mit dem nächsten Mann? Und dann macht sich irgendwann die letzte Eizelle vom Acker. In Deutschland bleiben über 20 Prozent der Frauen kinderlos. Ist das schlimm? Ist es für das Lebensglück wichtig, Kinder zu haben? Ist es falsch oder bedenklich oder verwerflich, keine Kinder zu wollen?

Nein. Es ist ungeheuer mutig, sich gegen Kinder zu entscheiden. Denn Kinder geben Sicherheit. Sie sind da. Und bleiben es. Was man vom Job, vom Partner und der Immobilie ja nicht behaupten kann. Nicht, dass einem die Blagen automatisch den Lebensabend versüßen, den Nachttopf ausleeren, das Pflegeheim bezahlen oder die welkende Hand halten. Darauf sollte man sich auch nicht verlassen. Aber man bereut das Vorhandensein von eigenen Kindern höchstwahrscheinlich seltener als ihr Fehlen.
"Niemand bereut seine Kinder", sagt die Psychologin Angela Voß, "auch nicht, wenn der Sohn zwei Tonnen wiegt und Fahrlehrer werden will." Sie selbst hat sich trotzdem und sehr bewusst gegen Kinder und Mutterschaft entschieden: "Ohne Kinder hat man mehr Zeit für intensive Beziehungen, mehr Möglichkeiten, etwas aus seinem Leben zu machen. Es kostet aber auch viel mehr Mühe, sich die Lebendigkeit, die Kinder per se mitbringen, ins Leben zu holen."
Ich beneide Frauen, die keine Kinder wollen, um ihre Waghalsigkeit. Um ihr Selbstbewusstsein und ihre Zuversicht, ihr Leben allein, mit der Hilfe von Partnerschaft, von Freundschaft, von Beruf und bewusst genossener Freiheit, mit Sinn und Zukunft zu füllen. Sind Sie so eine Frau? Dann tun Sie mir doch bitte einen Gefallen: Kriegen Sie ein Kind. Oder, für die ganz besonders Gebildeten unter Ihnen: Ändern Sie Ihr Reproduktionsverhalten. Mir zuliebe! Ihnen fehlt kein Kind? Schön für Sie. Aber mir fehlt Ihr Kind.
Woher sollen Arbeitgeber, Ehemänner, verzagte Hausfrauen und zerrissene Teilzeitmütter den Mut oder die Motivation hernehmen, kinder- und gleichzeitig karrierefreundlich zu sein? Wenn ausgerechnet die Frauen, die beides - Job und Kind - schaffen könnten und würden, auf das Kind verzichten? Warum ein Betriebskindergarten, wenn sich die besten Arbeitnehmerinnen sowieso nicht fortpflanzen? Und Männer, die sowieso keine Väter werden, brauchen auch nicht darüber zu diskutieren, ob sie ein Jahr aussetzen oder ihre Arbeitsstunden reduzieren werden.
Aber, was am Wichtigsten ist, weswegen Sie, liebe kinderlose Leserin, sofort zur Zeugung schreiten sollten: Diese Kinder hätten gute, moderne Vorbilder, emanzipierte Eltern mit emanzipierten Arbeitgebern und beste Chancen, zu selbstbewussten, klugen und tollen Menschen zu werden, die selbstverständlich beides wollen vom Leben: Beruf und Familie. Eben ganz die Mütter.
Ich weiß, dass ich niemanden mit gefühligem Mama-Geschwafel überzeugen kann. Ich spare mir die Geschichten von dem kleinen Kinderköpfchen, das sich einschlafend an die Schulter lehnt, von großen, leuchtenden Kinderaugen, die mit heiligem Ernst eine Knoblauchpresse betrachten, weil eine Knoblauchpresse das allerschönste Ding der Welt ist. Kindergeschichten interessieren und rühren nur Mütter.
Morgen Nachmittag, wenn dieser Text fertig geschrieben, die E-Mails beantwortet, das Geld verdient und die Karottenflecken aus der Auslegeware gerubbelt sind, gehe ich ins Schwimmbad. Mit meinem Sohn. Der ist zwei und wie Thomas Gottschalk in Uralt: sabbert, hat spärliche blonde Locken, ein paar Lücken im Gebiss, blasse Haut und lacht über jeden Scheiß. Er liebt es, ins Babybecken zu kacken. Ich würde jedes Mal am liebsten sterben. Bei unserem letzten Besuch hat er seinen ökologisch unbedenklichen Aprikosenriegel in Monas Handtasche zwischengeparkt. Was erst Tage später auffiel, als Mona in der Kantine ihre Geldbörse suchte und ihr ein Schwarm Fruchtfliegen entgegenkam.
Die kluge Hannelore Elsner hat gesagt: "Es ist eine Gnade für kinderlose Frauen, dass sie nicht wissen, was sie versäumt haben." Aber ich weiß es! Also bitte, hören Sie doch einfach auf mich. Verbessern Sie die Welt, pflanzen Sie sich fort, und dann kommen Sie auf direktem Weg ins Schwimmbad. Ich empfehle wasserfeste Windeln. Nur für den Fall...
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